Unnötiges Pokalaus nach Verlängerung für unsere Zweite
ThSV Eisenach II unterliegt nach hitzigen 70 Minuten bei MHV-Oberligist HSV Apolda 39:40 und verpasst den Einzug ins THV-Pokal-Halbfinale/ Qendrim Alaj mit 14 und Julius Brenner mit 9 Treffern erfolgreichste ThSV-Werfer
Da die eigenen Spielstätte, die Werner-Aßmann-Halle, am Wochenende durch die Sommergewinnsvorabende belegt war, tauschte der ThSV Eisenach II das ihm zugeloste Heimrecht im Thüringenpokal gegen den HSV Apolda, sodass die Partie in der Kreisstadt des Weimarer Landes ausgetragen wurde. Nach hitzigen 70 Minuten hatte der nicht ganz in Bestbesetzung angetretene gastgebende MHV-Oberligist mit 40:39 knapp die Nase vorn. Warum 70 Minuten? Nach regulärer Spielzeit hieß es 33:33 (Halbzeit 15:19). Verlängerung über 2 mal 5 Minuten folgten. Nach der ersten Halbzeit der Verlängerung führte der HSV Apolda 37:34 und ließ sich den Sieg in der zweiten Halbzeit der Verlängerung nicht mehr entreißen.
„Gern hätten wir das Ticket für das Halbfinale gelöst“, so die nach dem Abpfiff auf den Wechselbänken kauernden Eisenacher. Sie führten nach 25 Minuten 17:11, um dann ihr erfolgreiches Konzept mit Abwehrstabilität und temposcharfem kreativem Angriffshandball aufzugeben. Beim 22:22 (37.) mussten sie den Ausgleichstreffer hinnehmen, lagen nach 55 Minuten gar mit 29:31 hinten, kassierten – bei eigener 33:32-Führung – eine Zeitstrafe wegen eines Wechselfehlers und 8 Sekunden vor der Sirene durch Jan Schindler den Ausgleichstreffer. „Unerklärlich, dass wir uns in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit das Spiel aus der Hand nehmen ließen“, ärgerte sich Eisenachs Spielertrainer Qendrim Alaj, der selbst 14 Treffer, 7 per Strafwurf erzielte. In der 4. Minute der Verlängerung scheiterte er aber vom Strich am 21-jährigen Keeper Tom Diestelberg. Die Gastgeber zogen auf die entscheiden 3 Treffer davon (36:33, 53.).
Grollte das Team des HSV Apolda und sein knapp 300-köpfiger Anhang auf den Rängen der Sporthalle „Am Sportpark“ zunächst den Entscheidungen der Schiedsrichter, haderten die Eisenacher in der Verlängerung mit den Referees. Jens Hanse und Angelo Heimbürge, schon die Leiter des vorherigen Männer-Spieles HSV Apolda II gegen den HSV Sömmerda, hatten einen schweren Job zu verrichten. Immer wieder gab es Abstimmungsbedarf und Diskussionen, wurde sogar der Technische Delegierte Julian Bizuga bei einem mit dem Kopf abgewehrten Siebenmeter zu Rate gezogen. Im Spielprotokoll fanden 26 Strafminuten, eine rote Karte für Norbert Ban (HSV Apolda, 23. Min.) nach grobem Foulspiel an Julius Brenner und eine rote Karte für Tim Strzala (HSV Apolda, 44.Min.) nach der 3. Zeitstrafe Eingang.
„Letztendlich hat sich unsere Mannschaft in der Abwehr zu blöd angestellt, räumte den Gastgebern zu viele Freiräume ein“, konstatierte Eisenachs vor Ort weilender Zweitbundesliga-Spieler Alexander Saul. Er versuchte mit etlichen Tipps der zweiten Mannschaft des Vereins zu helfen. Jan Schindler (11 Tore) Vasil Vitanov (10) und Kay Winter (9) markierten 30 der Apoldaer Treffer. Mit Beginn der regulären zweiten Halbzeit trafen sie schier nach Belieben. „Unsere junge Mannschaft gab kämpferisch alles, war letztendlich nicht abgezockt genug“, befand Qendrim Alaj. Nun richte sich der Fokus auf den Ligaalltag, wo die Bronzemedaille nun das erklärte Ziel ist.
Apoldas Oldie sprach von „typischem Pokalfight“
„Ein typischer Pokalfight. Das unterklassige war gegen das höherklassige Team hoch motiviert. Nach dem 11:17-Rückstand haben wir unser Spiel umgestellt, deutlich gemacht, was Sache ist. Wir besannen uns auf unsere Stärken mit Kampf, fighteten und nutzten unsere Torchancen. In der Verlängerung hatten wir auch das Glück auf unserer Seite, als wir mit 3 Treffern in Führung gingen. Der Torhüter unserer zweiten Mannschaft, Ben Aaron von Lipinski, parierte die entscheidenden Bälle, wurde aus meiner Sicht der Matchwinner in einer Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient hat“, bilanzierte Jörg Heinemann, der 42-jährige Kreisläufer des HSV Apolda. „Mal sehen, wie lange ich noch spiele“ schob er schmunzelnd hinterher. Zunächst will er mithelfen, dass dem HSV Apolda der Klassenerhalt in der Mitteldeutschen Oberliga gelingt. Der Rückstand zum „rettenden Ufer“ beträgt einen Zähler.
Philipp Urbach trifft zunächst nach Belieben
Sofort auf schnellen Handball setzend, von Qendrim Alaj initiiert, bringen Spielzüge zu Rechtsaußen Philipp Urbach den Torerfolg. Er trifft zum 2:4 (4.), 6:8 (11.) und nach einem Steilpass zum 8:13 (17.). Im 18-jährigen Bastian Freitag weiß der ThSV Eisenach II in der ersten Halbzeit einen starken Rückhalt im Tor (pariert bis zur Halbzeitsirene 10 Bälle). „Mit Auge“ markierte Qendrim Alaj das 9:15 (20.). Bastian Kemmler kam inzwischen für Joel Stegner auf Linksaußen, Armend Alaj für Nawid Karimi-Zand im rechten Rückraum. Sehenswert der Kempa zwischen Philipp Urbach und Qendrim Alaj zum 11:16 (24.) und die „Brüder-Doublette“ Qendrim zu Armend Alaj zum 11:17 (25.). Die Gastgeber rieben sich an den Schiedsrichter-Entscheidungen. Der Kopftreffer gegen ThSV-Keeper Bastian Freitag blieb ungeahndet, führte zur Rudelbildung, Zeitstrafen und Diskussionen beim Gang in die Halbzeitpause – und auch bei der Rückkehr aus den Kabinen.
Bei Auf und Ab: Julius Brenner scheut keinen noch so schmerzhaften Zweikampf
In doppelter Unterzahl erkämpfte sich der ThSV Eisenach II einen Siebenmeter, den Qendrim Alaj zum 16:20 verwandelte (32.). Die Gastgeber konzentrierten sich zunehmend auf das Handballspielen, verkürzten Treffer um Treffer. Ein Qendrim-Alaj-Siebenmeter landete am Kopf des HSV-Torhüters. Beim Versuch des Nachwurfes wurde der Eisenacher Kapitän regelwidrig gestoppt. Wieder hitzigen Diskussionen. Der Apoldaer Keeper hatte sich beim Siebenmeter bewegt, die Spielleiter sahen nach Rücksprache mit dem Technischen Delegierten keinen Grund für eine persönliche Strafe. Qendrim Alaj versenkte zum 20:22 (36.) und sah sich fortan Pfiffen von den Zuschauerplätzen ausgesetzt. Florian Dejmek traf für die Hausherren zum 22:22-Gleichstand (38.). Auf Eisenacher Seite steuerte der zweikampfstarke Julius Brenner immer wieder das Gastgeber-Gehäuse an, wurde mehrfach regelwidrig, ausgesprochen schmerzhaft gestoppt, und musste auf dem Parkett behandelt werden. Nach dem 24:24 (40.), mit dem am Kreis rackernden Hristijan Remenski schienen die jungen Wartburgstädter beim 24:28 (45.) wieder Oberwasser zu bekommen. In der Abwehr agierten sie jedoch zu passiv, Torhüter Bastian Freitag erwischte das Leder zumeist hinter der Linie. Ein 6:0-Tore-Lauf ließ den HSV Apolda eine 30:28-Führung bejubeln (53.). Der im ersten Abschnitt so treffsichere Philipp Urbach scheiterte. Der junge Joel Stegner übernahm die Rückraum-Mitte Position. Mit vollster Überzeugung powerte Julius Brenner, netzte zum 31:32 (58.) und 32:33 (60.) ein, doch Vasil Vitanov und Jan Schindler egalisierten jeweils. Beim Versuch doch noch den Siegtreffer zu markieren, wurde Julius Brenner rüde gestoppt. Hier blieb die Pfeife der Referees stumm.
HSV Apolda trifft zu letztendlich vorentscheidenden 3-Tore-Führung
Mit Armend Alaj, Joel Stegner und Julius Brenner im Rückraum, Bastian Kemmler auf Links- und Philipp Urbach auf Rechtsaußen, Hrjistijan Remenski am Kreis und Bastian Freitag im Tor startete der ThSV Eisenach II in die Verlängerung. Einen geblockten Ball und einen technischen Fehler der Gäste nutzten die Hausherren zum 36:33-Führung (63.). Kurzzeitig kam der 17-jährige John Katzwinkel im Rückraum. Er und Bastian Kemmler verkürzten bis auf einen Treffer (37:36, 67.). Zwei Treffer des sich durchtankenden Jan Schindler brachten den MHV-Oberligisten mit 39:36 in Führung. Da waren noch exakt 120 Sekunden zu absolvieren. Der ThSV Eisenach II versuchte alles, vermochte den Gegentreffer durch Bastian Pohl von Außen zum 40:37 aber nicht zu verhindern. Julius Brenner versenkte im Doppelpack zum Anschlusstreffer. In den verbleibenden 14 Sekunden sicherte der HSV Apolda den Ball und bejubelte ausgelassen den Einzug ins Halbfinale des THV-Pokals.
Statistik
HSV Apolda : von Lipinski, Diestelberg; Ban (2/1), Hanemann, Mirchev (1), Vitanov (10), Djemek (3), Mirilo (1), Dippmann, Pohl (1), Schindler (11/3), Heinemann (2), Winter (9), Strzala
ThSV Eisenach II : Freitag, Büchner; Müller, Brenner (9), Urbach (7), Remenski (1), Stegner (1), Kemmler (2/1), Schlotzhauer, Toelke, A, Alaj (3), Karimi-Zand (1), Q. Alaj (14/7), Katzwinkel (1)
Siebenmeter : HSV Apolda 4/5 – ThSV Eisenach II 8/10
Zeitstrafen
HSV Apolda: 6 x 2 Min., Rot Ban n. grobem Foulspiel (23.), Rot Strzala n. 3. ZS (44.)
ThSV Eisenach II: 7 x 2 Min.
Schiedsrichter : Hanse/ Heimbürge
Zuschauer : 264 zahlende Zuschauer
Th. Levknecht