Auch unser ehemaliger Präsident Helmut Graf von Moltke jubelte mit
Unsere Jungs bleiben vor über 11.000 Zuschauern in der SAP Arena kühl, zähmen die Löwen und jubeln über einen völlig verdienten 36:32 (20:14)-Sieg
ThSV Eisenach zähmt erneut die Rhein-Neckar Löwen
Wartburgstädter bejubeln vor über 11.000 Zuschauern 36:32 (20:14) Erfolg in der SAP Arena/ Auch Ex-ThSV-Präsident Helmut Graf von Moltke happy
Helmut Graf von Moltke bewahrte den ThSV Eisenach in den Jahren 1992 und 1993 als Präsident vor dem finanziellen Kollaps. Er wohnt inzwischen in der Nähe von Mainz. Gastiert der ThSV Eisenach in dieser Region, ist Helmut Graf von Moltke dabei. In den letzten Jahren siegten die Wartburgstädter dabei immer. Zunächst in den Zweitliga-Spielen bei den Eulen Ludwigshafen, danach um Punkte im Oberhaus bei den Rhein-Neckar Löwen. So auch am Freitagabend in der mit 11.206 Zuschauern gefüllten SAP-Arena. Der ThSV Eisenach feierte mit einer starken Abwehr- und einer ebenso starken Angriffsleistung einen völlig verdienten 36:32 (20:14) -Sieg. Vor dem Anpfiff hatte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte dem Ex-Präsidenten ein aktuelles Trikot überreicht, welches dieser übergestreift beim Abpfiff jubelnd unmittelbar hinter der Eisenacher Wechselbank trug. „Ein absolut verdienter Sieg nach einer rundherum starken Leistung. Super die 3:3-Abwehr. Ganz stark ebenso das Angriffsspiel“, strahlte Helmut Graf von Moltke. Und auch die 140 blau-weißen Fans auf dem Oberrang hatten inzwischen die akustische Hoheit. „Wir sind vor über 11.000 Zuschauer kühl und clever geblieben, waren top vorbereitet auf dieses Match. Jeder aus unserer Mannschaft hatte Anteil an diesem Erfolg. Einfach fantastisch, wie uns unsere Fans auch in der SAP Arena unterstützt haben“, betonte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. Die in der Halle weilenden Eisenacher Aufstiegshelden von 2022 Johannes Jepsen und Jonas Ulshöfer (beide jetzt bei der TSG Münster) sowie Daniel Hideg (jetzt beim TuS Ferndorf) freuten sich mit ihren Nachfolgern. „Der ThSV Eisenach spielt einen sehr guten Handball, nicht nur in der Abwehr, nun auch im Angriff. Das System passt. Filip Vistorop dirigiert das Angriffsspiel bestens. Wir kassierten 36 Gegentore, das ist in einem Heimspiel deutlich zu viel“, bilanzierte ein weiterer Ex-Eisenacher, Löwen-Torwarttrainer Dragan Jerkovic. Er gehörte von 2001 bis 2005 zum Torwartteam des ThSV Eisenach.
Eisenachs 3:3-Abwehr für die Löwen ein Buch mit sieben Siegeln
„Im Gegensatz zum Spiel in Gummersbach sind wir ruhig und cool geblieben“, betonte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann. Vor zwei Wochen hatte der ThSV Eisenach in Gummersbach eine 7-Tore-Führung aus der Hand gegeben, geriet nach einer 17:12-Führung mit 22:29 in Rückstand und unterlag am Ende 32:34. Anders als in Gummersbach nahmen die Wartburgstädter ein 6-Tore-Plus in die Halbzeitpause. Keeper Matija Spikic entschied mit 9 abgewehrten Bällen das Torwartduell bis zur Pause klar für den ThSV Eisenach. Für Nationalmannschafts-Schlussmann David Späth wurden im gleichen Zeitraum nur 4 Paraden notiert. Die Hausherren, entgegen ihrer Vorankündigung, bis auf Regisseur Juri Knorr in Bestbesetzung, fanden von Beginn keine Lösungen gegen Eisenachs offensive Abwehr um Philipp Meyer und Ivan Snajder. „Gegen die 3:3-Abwehr agierten wir nicht flüssig genug“, räumte Löwen-Coach Sebastian Hinze ein. „In der Defensive haben wir keine Bälle generiert“, fügte er mit Blick auf die erste Halbzeit hinzu. Das lag freilich auch an den selbstbewusst auftrumpfenden Gästen aus Thüringen. Ihr Rückraum, vornehmlich mit Marko Grgic, Filip Vistorop und Simone Mengon, hetzte die Gastgeber von einer Verlegenheit in die andere. Diese wusste sich mehrfach nicht regelkonform, nur auf Kosten von Siebenmetern, zu wehren. Fynn Hangstein war in der 2. Minute vom Siebenmeter-Strich an Keeper David Späth gescheitert, verwandelte aber die folgenden 5 Strafwürfe bis zur Pause und zwei weitere im zweiten Abschnitt, dann gegen Mikael Appelgren, sicher. Eisenachs Abwehr stellte den Löwen-Angriff phasenweise schon weit vor dem eigenen Torraum. Über ein 2:6 (9.), 6:11 (19.) und 10:14 (24.) ging es beim Stand von 14:20, einer Eisenacher 6-Tore-Führung, zu den Pausengetränken.
Silvio Heinevetter mit wichtiger Siebenmeter-Parade
Nach dem Seitenwechsel unterstützte auf Seiten der Gastgeber Ivan Martinovic seinen Rückraumkollegen Sebastian Heymann beim Torwurf. Die beiden Shooter (zusammen 16 Tore aus 26 Versuchen) waren letztlich zu wenig, um das Spiel zu drehen. Die Eisenacher um Regisseur Filip Vistorop trumpften mit der klar besseren Spielanlage auf. Einsatzstark angelten sie sich Abpraller, hatten hierbei auch das Glück des Tüchtigen. Löwen-Coach Sebastian Hinze behalf sich im zweiten Abschnitt nahezu durchgängig mit dem 7 gegen 6. Nach dem 21:27 (40.) holperte Eisenachs Spiel. „Eine kurze Schwächephase mit technischen Fehlern im Angriff“, gestand ThSV-Außen Gian Attenhofer. Malte Donker sah zudem „Rot“ (43.). Von „dummen Gegentoren“ sprach Philipp Meyer. Die Rhein-Neckar Löwen verkürzten auf 25:27 (45.). ThSV-Coach Misha Kaufmann rief zur Auszeit. „Wir haben aus dem Gummersbach-Spiel gelernt“, stellte Philipp Meyer fest. Simone Mengon tankte sich zum 25:28 durch (46.). Der in der 40. Minute eingewechselte Silvio Heinevetter lenkte einen Siebenmeter-Heber von David More spektakulär über den ThSV-Kasten (46.). Moritz Ende traf von Linksaußen zum 25:29 (47.). Kurz darauf servierte Philipp Meyer seine Spezialität. Der Eisenacher Abwehrchef zirkelte das Leder aus der eigenen Hälfte zum 25:30 in das Löwen-Gehäuse (48.). Nun griff Sebastian Hinze zur Auszeit. Die Eisenacher waren allerdings wieder im Erfolgsmodus, behaupteten den respektablen Vorsprung. Löwen-Shooter Sebastian Heymann hatte sein Pulver verschossen, fiel durch ein rüdes Foul gegen Nationalmannschaftskollegen Marko Grgic auf. „Marko-Grgic“-Sprechchöre aus dem Eisenacher Block und Physiotherapeutin Jasmin Görtz halfen dem 21-Jährigen wieder auf die Beine, der insgesamt 7 Feldtore markierte. Wenig später blockte die ThSV-Abwehr erneut einen Ball, Timothy Reichmuth zeigte, dass auch er aus der eigenen Hälfte das Leder in das gegnerische Tor zirkeln kann (28:34, 54.). So richtig in Spiellaune öffnete der ThSV Eisenach noch die Trickkiste, Ivan Snajder und Filip Vistorop netzten mehr Kempa zum 29:35 ein (55.). Während die ThSV-Fans „Oh, wie ist das schön anstimmten“, verließen ihre „Kollegen“ in Gelb bereits ihre Plätze…
„Diese Partie nährt unser Wissen, wenn wir hundertprozentig bereit sind, können wir jeden schlagen. Wir fahren mit breiter Brust und zu ein paar freien Tagen zurück“, schmunzelte Misha Kaufmann, der Vater des Erfolges der aktuellen Eisenacher Handballgeschichte.
Statistik
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (ab 31.); Martinovic (9/2), Nothdurft, Jacobsen, Öskarsson, Heymann (7), More (4/2), Davidsson (2), Groetzki (1), Schefvert (3), Anderson (1), Kohlbacher (5)
Trainer: Sebastian Hinze
ThSV Eisenach: Spikic, Heinemann (ab 40.); Vistorop (3), Reichmuth (1), Capric, Hangstein (7/7), Attenhofer, Walz (3), Mengon (3), Grgic (7), Ende (3), Meyer (3), Donker (2), Kurch (1), Snajder (3), Saul
Trainer: Misha Kaufmann
Siebenmeter:
Rhein-Neckar Löwen 4/6 – ThSV Eisenach 7/8
Zeitstrafen:
Rhein-Neckar Löwen 3 x 2 Min.
ThSV Eisenach 4 x 2 Min., Rot für Donker nach grobem Foulspiel (43.)
Schiedsrichter: Fedtke/ Wienrich
Zuschauer: 11.206 in der SAP Arena Mannheim
Spielfilm: 2:6 (9.), 6:11 (19.), 11:14 (25.), 12:19 (29.), 18:24 (37.), 25:27 (45.), 25:30 (48.), 28:34 (54.), 30:36 (58.), 32:36 (60.)
Th. Levknecht