Aufholjagd nach 9 Tore-Rückstand scheitert an der Chancenverwertung
ThSV Eisenach kann desolate erste Halbzeit nicht reparieren, unterliegt dem Tabellen-Dritten TSV Hannover-Burgdorf mit 26:31 (11:19)
„Über das gesamte Spiel gesehen war Hannover die bessere Mannschaft, nach dem klaren Pausenrückstand haben wir uns wieder ran gekämpft, die Chance zu einem Punkt war da, doch wir gingen als Verlierer vom Parkett. So ist das eben im Sport“, konstatierte Eisenachs Keeper Silvio Heinevetter nach der 26:31 (11:19) -Niederlage gegen die TSV Hannover-Burgdorf.
Dass die Wartburgstädter nach einer desolaten ersten Halbzeit, einem 9-Rore-Rückstand (11:20/31.), mit einer Aufholjagd noch in die Nähe eines Punktgewinnes kamen, lag auch an 9 Paraden des zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselten ehemaligen Auswahltorhüters, der im Verbund mit seinen Vorderleuten die Niedersachsen ausbremste. Beim 20:23 (45.) schien die Partie gar zu kippen. Die erneut mit 2.800 Zuschauern ausverkaufte Werner-Aßmann-Halle kochte. Auch, weil die Referees Marcus Hurst und Mirko Krag binnen knapp zwei Minuten nach jeweiligem Videobeweis zwei Mal Rot zückten. Zunächst gegen Hannovers Lukas Stutzke (44.) und dann gegen Eisenachs Peter Walz (45.). Salomonisch bezeichneten beide Trainer, Misha Kaufmann (Eisenach) und Christian Prokop (Hannover) diese Disqualifikationen als berechtigt. Beim Stand von 22:25 hatte der zur Kreismitte eingelaufene Timothy Reichmuth die dicke Chance auf zwei Treffer zu verkürzen, doch Joel Birlehm parierte (52.). Der in der 41. Minute ins Gästegehäuse eingewechselte Schlussmann hielt sein Team mit einer 50-Prozent-Fangqote auf Kurs. Er wehrte auch drei der vier den Hausherren zuerkannten Siebenmeter ab. „Im zweiten Abschnitt haben wir uns deutlich besser fokussiert“, befand Eisenachs Ivan Snajder. „Eine bessere Abwehr und deutlich weniger technische Fehler ließen uns noch einmal hoffen“, erklärte ThSV-Rückraumspieler Filip Vistorop. „Wir haben Charakter gezeigt. Die Gäste waren aber abgezockter“, unterstrich Timothy Reichmuth. „Ärgerlich, dass wir bei unserer Aufholjagd zu viele gute Torchancen ausgelassen haben“, übte Eisenachs Linkshänder Malt Donker, einst selbst für die TSV Hannover-Burgdorf am Ball, Selbstkritik. Auf mehr als drei Treffer vermochte der ThSV Eisenach nicht zu verkürzen (21:24, 47./ 24:27, 55./ 25:28, 58.), auch wenn Marko Grgic nun erfolgreich aus dem Rückraum abzog, mit klugen Pässen seine Mitspieler in Szene setzte. Die Gäste behielten kühlen Kopf. „Im zweiten Abschnitt haben wir zu pomadig gespielt, ohne Tempo, haben in der Sauna Werner-Aßmann-Halle aber die Nerven behalten“, erklärte ein sichtlich erleichterter Christian Prokop, der seinen Regisseur Marian Michalczik besonders herausstrich. „Wir bestreiten 16 Auswärtsspiele, doch das 17. ist was Besonderes“, verwies der Coach der TSV Hannover Burgdorf auf Eisenach als „Unterschiedsmannschaft“ und die ganz besondere Atmosphäre im Thüringer Handballtempel. „Ich wertschätze und respektiere die Arbeit des ThSV Eisenach, der jedes Heimspiel zu einem Highlight macht“, fügte der ehemalige Auswahltrainer hinzu. Sein Team feierte den Auswärtssieg geradezu frenetisch. Die zum Mittag in einem Eisenacher Hotel eingenommene Thüringer Roulade erwies sich als gute Grundlage. Nicht viel Worte verlor Christin Prokop darüber, dass es seinem Verein nicht gelungen war, Eisenachs Marko Grgic loszueisen.
Selbstbewusster Titelanwärter bremst Eisenachs Angriff aus
Den Glauben, einen weiteren Großen schlagen zu können, schienen die Eisenacher in der Kabine vergessen zu haben. Die Gäste trumpften im Stil einer Spitzenmannschaft selbstbewusst auf. „Eine sehr bewegliche und intelligente Abwehr ließ uns ins Tempospiel kommen. Marian Michalczik glänzte mit intelligenten Pässen zu Justus Fischer am Kreis“, bilanzierte Christian Prokop. Die Nationalspieler Renars Uscins (mit 7 Treffern bester Werfer), Marian Michalczik, Martin Hanne und Justus Fischer hatten alles im Griff. „Die Gäste nutzten bis zur Pause die Vielzahl unserer technischen Fehler gnadenlos aus“, bekannte ThSV-Kapitän Peter Walz. Sein Trainer Misha Kaufmann sprach von deren zehn im ersten Abschnitt. „Dieses Manko im Angriff ließ uns nicht in den Rückzug kommen“, ärgerte sich Misha Kaufmann. Bis zur 16. Minute standen klägliche 4 Treffer für den ThSV Eisenach auf der Anzeigetafel. Lenars Uscins hatte gerade Justus Fischer zum 4:10 bedient. Personelle und taktische Wechsel blieben auf Eisenacher Seite erfolglos. Die Abwehr der Gäste stoppte Eisenachs Angriffsbemühungen. Bei Marko Grgic lief es nicht, und damit bei seinem gesamten Team nicht. Filip Vistorop und Simone Mengon vermochten keine Akzente zu setzen. Das war nicht der ThSV Eisenach, der aus Flensburg einen Zähler entführte, in Bietigheim klar dominierte und den Klassenerhalt auch rechnerisch perfekt machte. Ballverluste häuften sich. Die Gäste dankten. Renars Uscins netzte zum 6:14 ein (22.). Wie es gehen kann, zeigten Simone Mengon und Marko Grgic beim 7:14 (23.). Peter Walz und Timothy Reichmuth legten zum 9:14 nach (26.). Luka Stutzke powerte für die Gäste zum 10:16 durch (27.). Marko Grgic scheiterte vom Strich (28.). Die Gäste trafen zum 10:19 (30.). „Mit der Vielzahl unserer Fehler luden wir die Gäste regelrecht zu einfachen Gegenstößen ein“, gab Filip Vistorop unumwunden zu. Sein Rückraum-Kollege Fynn Hangstein netzte zum 11:19 ein. Das Eisenacher Team verabschiedete seine Fans konsterniert in die Halbzeitpause.
Silvio Heinevetter zündet die Aufholjagd
Auch wenn Marko Grgic zu Beginn der zweiten 30 Minuten per Strafwurf erneut an Hannovers Keeper Joel Birlehm scheiterte, der ins ThSV-Gehäuse gekommene Silvio Heinevetter zündete die Aufholjagd. Unter dem ThSV-Kessel brannte nun das Feuer. Marko Grgic traf zum 15:21 in den verwaisten Gästekasten (37.). Christian Prokop sah sich zum Eingreifen veranlasst. Die Aufholjagd der Thüringer vermochte die Ansprache nicht zu stoppen. Immer wieder war Silvio Heinevetter zur Stelle, mit „Heine! Heine! Sprechchören gefeiert. Timothy Reichmuth hob das Leder zum 18:22 ins Netz (41.). Die Gäste wechselten auf der Torwartposition. Joel Birlehm löste Simon Gade ab. Ein ganz wichtiger Schachzug! Joel Birlehm blieb auch bei Durchbrüchen Sieger. Fynn Hangstein und Marko Grgic fanden sich zum 19:22 (42.). Peter Walz scheiterte frei vom Kreis. Doch Moritz Ende lochte von Rechtsaußen zum 20:23 ein (45.). Fynn Hangstein verwandelte vom Strich zum 21:24 (46.), scheiterte aber wenig später von gleicher Stelle (49.). Eisenachs Abwehr um Philipp Meyer und Justin Kurch fightete. Bei Silvio Heinevetter war Endstation. „Er machte den Kasten zu“, zollte Christian Prokop dem Eisenacher Torwart-Routinier ein dickes Lob. Die Hausherren blieben auf Tuchfühlung. „Richtig spannend wäre es geworden, wenn wir auf zwei Treffer verkürzt hätten“, war der Tenor nach dem Abpfiff im Eisenacher Lager. Doch das gelang nicht. Malte Donker traf zum 24:27 (55.). Philipp Meyer kassierte eine Zeitstrafe. Silvio Heinevetter parierte gegen Renars Uscins, Joel Birlehm gegen Marko Grgic. Renars Uscins lochte zum wohl entscheidenden 24:28 ein (57.). Kurz darauf rief Christian Prokop seine Schützlinge noch einmal zusammen. Der Tabellen-Dritte schaukelte den Doppelpunktgewinn sicher über die Ziellinie.
Statistik
ThSV Eisenach: Spikic (4 Paraden/ 19 Gegentore), Heinevetter (ab 31., 9 Paraden/12 Gegentore); Vistorop (1), Reichmuth (4), Capric, Hangstein (2), Attenhofer, Walz (1), Mengon (2), Grgic (7), Ende (3), Meyer, Donker (3), Kurch (1), Snajder (2), Saul
Trainer: Kaufmann
TSV Hannover-Burgdorf: Gade (5 Paraden/ 18 Gegentore), Birlehm (bei 2 Siebenmetern und ab 41., 9 Paraden/8 Gegentore); Poulsen, Uscins (7), Steinhauser (6/3), Michalczik (4), Kulesh (1), Strmljan, Stutzke (2), Hanne (3), Solstad (1), Fischer (5), Feise (1), Weber, Ayar, Büchner (1)
Trainer: Prokop
Siebenmeter
ThSV Eisenach: 1/4 - Hangstein verwandelt 1 x gegen Birlehm und scheitert beim Stand von 21:25 an Birlehm (49.), Grgic scheitert beim Stand von 10:17 an Birlehm (28.) und beim Stand von 12:20 an Birlehm (33.)
TSV Hannover-Burgdorf 3/3/ - Steinhauser verwandelt 1 x gegen Spikic und 2 x gegen Heinevetter
Zeitstrafen
ThSV Eisenach: 4 x 2 Min. – Kurch (14.), Snajder (24.), Walz (41.), Meyer (55.), Rot gegen Walz nach grobem Foulspiel (45.)
TSV Hannover-Burgdorf: 2 x 2 Min. – Hanne (35.), Michalczik (41.), Rot gegen Stutzke nach grobem Foulspiel (44.)
Schiedsrichter: Hurst/Krag
Zuschauer: 2.800
Spielfilm: 1:5 (7.), 4:7 (10.), 6:14 (22.), 11:20 (31.), 18:22(31.), 18:221.), 20:23 (45.), 22:26 (52.), 25:28 (58.), 26:31 (60.)
Th. Levknecht