Bei Titelaspirant Melsungen: Nächste ThSV-Sensation zum Greifen nah!

Am Sonntagnachmittag waren Eisenachs Bundesliga-Handballer beim Meisterschaftsanwärter MT Melsungen gefordert! In der Rothenbach-Halle im Süden Kassels ereignete sich ein brandheißes „Spitz auf Knopf“-Spiel, das die MT in der Schlussminute zog und mit 26:25 gewann!

Gian Attenhofer startete fulminant ins Spiel, traf insgesamt dreimal. (Foto: Alibek Käsler)

Die mit 4.500 Zuschauern ausverkaufte Halle tobte von Spielbeginn an. Zum Nachbarschaftsduell begleiteten über 300 Eisenacher ihren ThSV. Diese hatten auch gleich Grund zum Jubeln: Der Schweizer Rechtsaußen Gian Attenhofer eröffnete mit dem 1:0 das Spiel, traf nach der ersten Parade durch Eisenach-Schlussmann Silvio Heinevetter auch zur 3:2-Führung. Nach zweimal Unterzahl und elf Minuten Spielzeit mussten die Gäste den 5:5-Ausgleich hinnehmen, den Ian Barrufet per Strafwurf besorgte. Mit insgesamt vier erfolgreichen Versuchen vom Strich ließ der Spanier nichts anbrennen.

Nach 20 Minuten versenkte Barrufet den nächsten Siebenmeter zum 10:10, woraufhin er dank eines Grgic-Fehlwurfs auch die erste Melsunger Führung erzielen konnte. Ausgerechnet MT-Keeper Adam Morawski erhöhte nach einem Eisenacher Ballverlust ins verwaiste Tor zum 12:10. Bis zur Halbzeitpause erhöhten die Hausherren weiter die Schlagzahl, Spielmacher Erik Balenciaga überrumpelte die offensive ThSV-Abwehr mit einem wuchtigen Pass an den Kreis, wo Arnar Freyr Arnarsson blank stand und zum 13:11 treffen konnte. Mit der Pausensirene sah es nach 16:12 aus, doch Eisenachs Filip Vistorop bekam noch einen Freiwurf, den er an der Sechs-Mann-Mauer und Morawski vorbei in den linken oberen Winkel zwirbelte – das 13:16 aus Gästesicht!

Auf Unentschieden rangekämpft – Mitte der zweiten Halbzeit alles wieder offen!

Nach dem Seitenwechsel gelang es dem Team um Kapitän Peter Walz zunächst nicht, den Vorsprung einzudampfen. Ein Versuch von Marko Grgic aus dem Rückraum wurde geblockt, Ivan Snajder scheiterte nach Attenhofer-Anspiel an Morawski, Heinevetter parierte gegen den am Kreis freistehenden Arnarsson. Mit Ablauf der 40. Spielminute verkürzte Fynn Hangstein für den Kultklub in Blau auf 16:18. Heinevetter parierte gegen Balenciaga, doch beim Versuch, ins leere Melsunger Tor zu treffen, scheiterte Peter Walz vom eigenen Kreis. Um die 45-Minuten-Marke gelang dem ThSV aber ein 4:1-Lauf, von 17:20 stellten die Eisenacher, dann in Person von Simone Mengon, auf 21:21-Gleichstand.

Torwart-Oldie mit der entscheidenden Parade – Melsungen siegt!

Gut zehn Minuten waren noch zu spielen, als MT-Coach Roberto Garcia Parrondo einen Torwartwechsel vornahm. Adam Morawski machte Platz für den 44-jährigen, eigentlichen Torwarttrainer, Carsten Lichtlein. Dieser war im Laufe der Saison für den schwer am Knie verletzten Nebojsa Simic eingesprungen. Im direkten Duell der Torhüter standen sich nun also der 40-jährige Heinevetter und der 44-jährige Lichtlein gegenüber. Und ersterer legte vor: Bei 22:23-Rückstand parierte „Heine“ gegen den Melsunger 2,15-Meter-Koloss Dainis Kristopans, Walz glich auf der Gegenseite aus.

Der Lette Kristopans scheiterte zwei Minuten vor Schluss erneut an Heinevetter, vergab damit die Chance zur 25:24-Führung. Die gelang aber durch Barrufets vierten Strafwurf des Abends eine Minute später. Marko Grgic warf auf der Gegenseite das 25:25, Kristopans, diesmal erfolgreich, netzte zum 26:25 für Melsungen. Ballbesitz Eisenach in den Schlussmomenten, doch eine gute Einwurfmöglichkeit wollte sich nicht ergeben. Grgic musste stattdessen mit der Schlusssirene einen Wurf aus dem Rückraum nehmen, Lichtlein hielt den Fuß hin, parierte den Aufsetzer. Kein Eisenacher Lucky Punch, stattdessen die Rothenbach-Halle ein Tollhaus für knapp 4.200 nordhessische Fans.

„Es haben wieder Kleinigkeiten entschieden“ – Fazit

„Ich bin maximal enttäuscht mit dem Ergebnis“, so ThSV-Trainer Misha Kaufmann. „Wir haben heute unser Herz auf der Platte gelassen und waren wieder sehr nah dran, einen Großen zu schlagen. Gratulation an die MT!“ Kaufmann richtet den Blick nach vorn: „Am Mittwoch wollen wir daran anknüpfen, weil wir es eigentlich gerade sehr gut machen. Wenn es in dieser Saisonphase nicht mehr um viel geht, ist es aber auch schwer, die letzten Prozente herauszukitzeln.“

Melsungens Trainer Roberto Garcia Parrondo bilanzierte: „Die Mannschaft war etwas müde, das war sicherlich nicht unser bestes Spiel. Ich bin aber insgesamt natürlich zufrieden und glücklich mit dem Sieg.“ Lob für den Gast: „In den letzten zehn Minuten haben wir vier, fünf freie Bälle verworfen, was auch daran lag, dass Eisenach wie gewohnt eine starke Abwehr gestellt hat.“

Beinahe-Matchwinner Silvio Heinevetter sprach von „einer zweiten Halbzeit, die besser lief als die erste. Kurz vor Schluss treffen wir ärgerlicherweise das Tor nicht, das Spiel hätte in beide Richtungen ausschlagen können. Was wehtut, ist, dass wir schon in Magdeburg so knapp mit einem Tor verloren haben, nun auch hier. Auf der anderen Seite haben wir super gekämpft und sind immer drangeblieben. Mindestens ein Punkt wäre heute drin gewesen.“

„Es haben wieder Kleinigkeiten entschieden“, ist ThSV-Kapitän Peter Walz überzeugt. „Wir machen ein paar zu viele technische Fehler, lassen zu viele Tempogegentore zu. Am Ende ist es ‚Spitz auf Knopf‘, sie treffen, wir nicht.“

„Beim Tabellen-Dritten boten wir eine insgesamt starke Leistung. Auch wenn wir nur 26 Gegentreffer kassiert haben, in der Abwehr sind uns ein paar dumme Fehler unterlaufen. Silvio Heinevetter hat uns mit seinen Paraden im zweiten Abschnitt zurück ins Spiel gebracht. Vielen Dank an unsere überragenden Fans“, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

Schon am Mittwoch steht das nächste Spiel für die Wartburgstädter an, das letzte Heimspiel der Saison. Da empfängt man den 1. VfL Potsdam um 19 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle, der nach der Saison den schweren Gang in die 2. Handball-Bundesliga antreten muss.

Statistik

MT Melsungen: Morawski (1), Lichtlein; Enderleit (2), Balenciaga (4), Mandic (2), Sipos, Kristopans (3), Ignatov (4), Ferreira (2), Jonsson (2), Arnarsson (1), Cavalcanti, Svensson, Eickhoff, Kastening, Barrufet (5/4)

ThSV Eisenach: Heinevetter, Spikic; Vistorop (2), Reichmuth, Capric, Hangstein (2), Attenhofer (3), Walz (2), Mengon (4), Grgic (7/2), Meyer, Maric, Donker (2), Kurch, Snajder (3)

Siebenmeter: MT Melsungen 4/4 – ThSV Eisenach 2/2

Zeitstrafen: MT Melsungen 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach 6 x 2 Min.

Schiedsrichter: Hurst/Krag

Zuschauer: 4.500 in Kassel

J. Gante

Besonders die beiden Abwehrreihen konnten glänzen, hier stoppen Marko Grgic und Philipp Meyer Melsungens Spielmacher Erik Balenciaga. (Foto: Alibek Käsler)
Silvio Heinevetter zeigte zum wiederholten Mal eine tolle Leistung, parierte neun Bälle und damit mehr als beide MT-Keeper zusammen. (Foto: Alibek Käsler)
Filip Vistorop wird von der resoluten MT-Abwehr festgemacht. (Foto: Alibek Käsler)