Duell der Überraschungsteams: ThSV auswärts bei Vize-Rekordmeister Gummersbach!
Das Duell zweier Mannschaften, die in der vergangenen Handball-Bundesliga-Saison für große Überraschungen gesorgt haben, steht bevor. Am Freitagabend reist der ThSV Eisenach, der entgegen aller Erwartungen den Klassenerhalt in der „stärksten Liga der Welt“ geschafft hat, zum VfL Gummersbach, der sich im zweiten Bundesligajahr für Europa qualifizieren konnte.
Auf der großen europäischen Bühne schlägt sich der Vize-Rekordmeister aus Nordrhein-Westfalen beachtlich: Nach bestandener Qualifikation gewann das Team von Cheftrainer Guðjón Valur Sigurðsson den Auftakt zur Gruppenphase mit 37:35 (18:16) gegen den schwedischen IK Sävehof. In dieser Woche fertigte Gummersbach den isländischen Meister FH Hafnarfjördur mit 21:40 (12:19) ab. Rückraum-Regisseur Miro Schluroff erzielte satte zehn Treffer.
Der 24-jährige Schluroff hat, gemeinsam mit Starspieler Kentin Mahé, im Rückraum große Fußstapfen zu füllen. Julian Köster, der bei den Olympischen Spielen von Paris in diesem Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft Silber gewann, fehlt seit Ende September aufgrund eines Innenbandrisses. Doch aus der Bahn geworfen hat dieser Ausfall die Gummersbacher keineswegs. Seither stehen fünf Siege und zwei Unentschieden auf dem blau-weißen Konto, darunter Ligaerfolge in Stuttgart und Bietigheim, ein knapper Achtelfinaleinzug im DHB-Pokal in Erlangen, zwei Punkteteilungen gegen Flensburg und Göppingen sowie die beiden Triumphe in der Gruppenphase der European League. Derzeit steht der VfL Gummersbach mit 8:6 Zählern in der HBL-Tabelle auf Rang zehn.
„Tolle Entwicklung“: In zwei Jahren aus Liga zwei nach Europa
Dabei spielen die Oberbergischen erst seit gut zwei Jahren wieder erstklassig Handball, stiegen in der Saison 2021/22, ein Jahr vor dem ThSV, in die 1. Bundesliga auf. Eisenachs Cheftrainer Misha Kaufmann ist beeindruckt vom VfL: „Da kommt man ins Schwärmen, was sie für einen Kader, welch tolle Entwicklung sie genommen haben.“ In der DAIKIN HBL führen Mahé und Linksaußen Milos Vujovic die vereinsinterne Torschützenliste an, mit 34 und 30 Treffern. Auch nicht zu verachten: Die Leistung von Schlussmann Dominik Kuzmanovic. Der 22-jährige kroatische Nationaltorwart kam im Sommer vom RK Našice und hat in der Bundesliga bereits 68 Bälle pariert.
Eisenach mit Rückenwind: „Leistung der letzten Spiele weiterführen“
Der ThSV reist mit gestärktem Rücken gen Gummersbach, hat kürzlich beim 30:22 (13:13) gegen den direkten Konkurrenten HSG Wetzlar einen deutlichen ersten Heimsieg gefeiert. „Eine bestandene Reifeprüfung. Den Sieg sollten wir mit Demut nehmen, als Motivation. Keineswegs darf er uns fahrlässig werden lassen“, machte ThSV-Coach Kaufmann klar. Zuvor hatte es eine unglückliche und knappe Niederlage bei den Recken gesetzt, bei der bis auf die Effizienz vor dem Hannoveraner Kasten eigentlich alles passte. „Wollen wir eine Chance haben, müssen wir die Leistung der letzten Spiele weiterführen“, ist sich Coach Kaufmann sicher. Er fordert eine einwandfreie Einstellung, Mentalität, Wille und Ehrgeiz. Attribute, die den ThSV stets auszeichnen, auch im Auftakt der laufenden Bundesliga-Saison. Bei der Mammutaufgabe Gummersbach kann der 40-Jährige aus dem Vollen schöpfen, hat voraussichtlich seinen gesamten Kader an Bord.
Der Blick auf die Tabelle lohnt aus Eisenacher Sicht, aus sechs Spielen, drei davon gegen Topteams, konnten die Wartburgstädter zwei für sich entscheiden. Mit dem VfL treffen sie am Freitagabend auf einen der „Top 6 der Liga“, wie Misha Kaufmann feststellt. Abzuwarten bleibt, ob der ThSV Eisenach im Duell der Überraschungsmannschaften der vergangenen Saison für eine weitere solche sorgen und beim Vize-Rekordmeister zwei Punkte entführen kann. Auf seine thüringischen Fanscharen kann sich das Team um Kapitän Peter Walz in jedem Fall verlassen.
J. Gante