Herkulesaufgabe im hohen Norden
Nach der Ehrung zu „Thüringens Mannschaft des Jahres“ reist der ThSV Eisenach um Punkte zur hochkarätig besetzten SG Flensburg-Handewitt
Während einer großen Gala werden am Freitagabend im Congress Centrum in Suhl Thüringens Sportler des Jahres 2024 geehrt. In der Kategorie Mannschaften belegt das Handballbundesligateam Männer des ThSV Eisenach, dem als Aufsteiger der Klassenerhält in der stärksten Liga der Welt gelang, den 1. Platz! Eine Delegation um Kapitän Peter Walz und Jung-Nationalspieler Marko Grgic wird die Auszeichnung entgegennehmen.
In den hohen Norden, nach Schleswig-Hollstein, zu einem absoluten Topteam, geht es für den ThSV Eisenach um Punkte an diesem Wochenende. Die SG Flensburg-Handewitt ist am Sonntag, 06.04.2025 um 15.00 Uhr in der „Hölle Nord“, der 6.300 Zuschauer fassenden GP JOULE Arena (vormals Campushalle), Gastgeber. Eine Herkulesaufgabe für das Team von der Wartburg!
Bei den Gastgebern ist nach der „Bruchlandung im Lipperland“ gerade Frustbewältigung angesagt. Eine Woche nach dem Sieg im Nordderby über den THW Kiel unterlag die SG Flensburg-Handewitt beim TBV Lemgo Lippe mit 29:34, lag nach eigener 5:1-Führung zum Auftakt zwischenzeitlich gar mit 10 Toren (14:24, 36. Min.) hinten. Der Meisterschaftszug ist damit endgültig abgefahren. Der Kampf um die internationalen Plätze erlaubt keinen Patzer mehr. Gegen den ThSV Eisenach sind die Schützlinge des seit Januar dieses Jahres amtierenden Trainers Ales Pajovic haushoher Favorit. Der Blick auf den Kader belegt das. Um Nationalmannschaftskapitän und Kreisläufer Johannes Golla scharen sich nationale und internationale Handball-Asse, wie Torhüter Kevin Müller, der Rückraum-Linke Simon Pytlick, die Regisseure Jim Gottfridsson und Mads Mensah, der Rückraum-Rechte Niclas Kirkelökke und Linksaußen Emil Jakobsen (mit 172 Treffern auf Rang 3 der Torjägerliste der Liga). Von den bisherigen 23 Begegnungen zwischen dem ThSV Eisenach und der SG Flensburg-Handewitt gewann die Nordlichter immerhin 21. Nur ein einziges Mal siegte der ThSV Eisenach. Das Torverhältnis lautet 689:501.
„Auch unser Baum wächst nicht in den Himmel!“
Die Wartburgstädter absolvieren eine überaus erfolgreiche Saison, weisen nach 23 Spieltagen 21 Punkte auf, rangieren auf dem 11. Tabellenplatz im deutschen Oberhaus. Wer hätte das vor noch nicht allzu langer Zeit gedacht, als Misha Kaufmann das Team in den Niederungen der 2. Liga übernahm (Herbst 2021)? Das Anspruchsdenken ist im Eisenacher Umfeld gerade in jüngster Zeit enorm gestiegen. Misha Kaufmann und auch Geschäftsführer Rene Witte appellieren immer wieder, demütig zu bleiben. „Bei uns muss gegen jede Mannschaft der Liga alles passen, um zu gewinnen. Wir liegen deshalb auf Platz 11, weil wir stets an unser Optimum gegangen sind“, unterstreicht Misha Kaufmann. „Wir haben im bekanntlich schwierigen zweiten Jahr mit dem Abstieg nichts zu tun“, fügt der Schweizer hinzu. Wenig Verständnis hat er für die übersteigerte Erwartungshaltung im Umfeld, artikuliert nach der 30:35-Heimniederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen. „Wir lagen in der 55. Minute knapp mit 29:30 hinten, haben nicht viel falsch gemacht“, erinnert Misha Kaufmann. „Auch unser Baum wächst nicht in den Himmel“, fügt er hinzu und verweist auch auf die enorme Belastung bei den Rückraumspielern Marko Grgic und Simone Mengon, seit über einem Jahr im Dauereinsatz auf nationalem und internationalem Parkett. „Andere Mannschaften können das besser kompensieren“, so der ThSV-Coach. Für ihn steht die Entwicklung der Mannschaft ganz oben, und zu dieser gehören, so Misha Kaufmann, auch Niederlagen. „Wir arbeiten täglich hart, um voranzukommen. Ich schaue da weniger auf die Tabellen-Platzierung“, erklärt der Trainer des ThSV Eisenach.
Favoriten so lange wie möglich ärgern
Misha Kaufmann weiß natürlich, vor welch riesiger Herausforderung seine Mannen am Sonntag stehen. Er weiß auch, die Gastgeber, im bisherigen Saisonverlauf in heimischer Halle 11 Siege und nur eine einzige Niederlage, stehen unter Erfolgsdruck. „Wir konzentrieren uns auf uns, gehen maximal vorbereitet in die Partie, wollen die uns auszeichnendem Attribute Herz und Leidenschaft auf die Platte bringen, den Favoriten so lange wie möglich ärgern“, blickt Misha Kaufmann auf den Sonntagnachmittag. Er hat wahrscheinlich alle Spieler an Deck. Der Mannschaftsbus fährt am Vortag von der Werner-Aßmann-Halle in Richtung Norden los.
Th. Levknecht