Herzlich willkommen Andy Palm!

Der Mastercoach verstärkt als zweiter hauptamtlicher Trainer unsere Nachwuchsabteilung - Qualifikationen für die A- und B-Jugend Bundesligen stehen auf der Agenda

 

Präsident Shpetim Alaj (re.) und Geschäftsführer Rene Witte (li.) begrüßen Andy Palm in unseren Reihen - Foto: Th. Levknecht

Der ThSV Eisenach hat seine Nachwuchsarbeit neu ausgerichtet, peilt mit seinen A- und B-Jugend-Teams die jeweiligen Bundesligen an. Das wird ein beschwerlicher Weg, der einen langen Atem erfordert. Ein mit Hilfe der Arbeiterwohlfahrt, Jugendhilfeverband Westthüringen, neu gegründetes Internat, ist ein wichtiger Baustein hierzu. Neben Nachwuchskoordinator Danijel Grgic, einst selbst für den ThSV Eisenach erfolgreich in der Bundesliga am Ball, Vater vom das ThSV-Trikot tragenden Jungnationalspieler Marko Grgic, wirkt mit EHF-Master Coach/ EHF Pro Lizenz Trainer Andy Palm seit September ein zweiter hauptamtlicher Trainer im Nachwuchsbereich des Thüringer Traditionsvereins. Der am 15.10.1987 in Eupen (Belgien) geborene und seit 2018 verheiratete Andy Palm musste verletzungsbedingt seine eigene Karriere mit 21 Jahren beenden, kann auf eine insgesamt 18-jährige Erfahrung als Trainer im weiblichen und männlichen Bereich in verschiedenen Ländern verweisen. „Mein Leben besteht aus Sport und mein Sport ist der Handball“, erklärt Andy Palm, der neben seiner Tätigkeit beim ThSV Eisenach noch als Cheftrainer der belgischen U 17/18-Nationalmannschaft amtiert. „Aktuell ist es hier meine Aufgabe, den neuen Jahrgang zu sichten – und vielleicht auch das eine oder andere Talent für den ThSV Eisenach zu entdecken“, so Andy Palm. Er war als Spieler und Trainer in Belgien, Dänemark, Niederlande, Luxemburg, Indien und Deutschland unterwegs. Nach Trainerstationen in der 2. Handballbundesliga der Frauen (BSV Sachsen Zwickau, Trierer Miezen), Nachwuchskoordinator beim TuS Ferndorf war der 36-jährige Belgier zuletzt Cheftrainer bei den Männern der SG Menden Sauerland Wölfen.

Wir sprachen mit Andy Palm:  

Wie sind Sie zum Handball gekommen?

In meinem Heimatdorf Hauset, zur ostbelgischen Gemeinde Raeren im Kanton Eupen gehörend, gab es Handball, Fußball und einen Schützenverein. Ich war von Geburt durch Asthma gehandicapt und der Arzt empfahl mir Sport. So kam ich bereits mit 2 ½ Jahren zum Handball.

Und Sie sind dabeigeblieben. Was reizt Sie an dieser Sportart?

Ein Allround-Mannschaftssport, mit Kraft und Kampf, Emotionen, Leidenschaft. Zudem, Sport verbindet, kennt keine Grenzen. Egal die Hautfarbe, egal die Kultur. Alle arbeiten für das gemeinschaftliche Wohl und den sportlichen Erfolg. Disziplin und Gemeinschaft stehen ganz oben. Bei den Spielern und dem Team um das Team.

Sie sind ganz früh ins Trainergeschäft eingestiegen?

Ein komplizierter dreifacher Trümmerbruch während meiner aktiven Zeit in Dänemark bei GOG Svendborg TGI bedeutete das Ende meiner Handball-Karriere. In der Saison 2003/2004 begann ich bereits mit der Trainer-Ausbildung.

Sie trainierten verschiedene Jugendteam (2007 bis 2015), waren Cheftrainer beim TV Weiden und von 2015 bis 2017 Cheftrainer beim Frauen-Zweitbundesligisten BSV Sachsen Zwickau. Wie kann es dazu?

Mein Mentor in Dänemark hatte Kontakt zum damaligen Präsidenten in Zwickau. Der Verein hatte sich gerade von seinem Trainer getrennt und suchte einen neuen. So führte mich meine 1. Station als Profi-Trainer nach Sachsen, zunächst als Nachwuchs- und Stützpunkttrainer, dann auch als Cheftrainer der 1. Mannschaft. Während dieser Zeit lernte ich auch Maik Nowak kennen, seinerzeit DHB-Auswahltrainer im weiblichen Bereich. Auf Zwickau folgte die Cheftrainer-Aufgabe bei den Trierer Miezen und im Anschluss ging es ins Siegerland, als Nachwuchskoordinator des TuS Ferndorf. Und dann kam Corona….

Ein Blick auf Ihre Vita mit den vielen Stationen lässt die Vermutung aufkommen, Sie sind ein Weltenbummler?

Ich bin in einem Grenzgebiet aufgewachsen. Daher rühren einige Stationen.  Meinen ersten und letzten Profivertrag als Spieler schloss ich in Dänemark ab. Ich spielte auf Linksaußen und Rückraum Mitte. Nach der schweren Verletzung und dem Ende meiner eigenen Karriere bin ich zurück zu meinem Vater und beruflich ins Familienunternehmen eingestiegen, habe aber zugleich alle Lizenzen im Handball abgeschlossen, bis zur A-Lizenz und dann später den Master-Coach.

Sie konnten reichlich Erfahrungen während der vielen Stationen sammeln…?

Positive und negative. Frauen-Handball ist was völlig Anderes als Männer-Handball. Extrem sind die strukturellen Unterschiede, wirtschaftlich und organisatorisch. Das war letztendlich ausschlaggebend, in den Männerbereich zu wechseln.

Zuletzt waren Sie Cheftrainer der Männer der SG Menden Sauerland Wölfe…

Bereits im November 2023 war die einvernehmliche Entscheidung über das Ende meiner Tätigkeit mit Ablauf der Saison gefallen. Ich wollte den nächsten Schritt tun, der Verein mit seiner Struktur vermochte das nicht zu leisten. Ich fokussierte mich nach dem Ende der Saison auf meine Aufgaben als U 18-Nationaltrainer, auch etwas mehr auf mein Privatleben.

Nun sind Sie in Eisenach, bei einem echten Traditionsverein mit einer ganz langen Geschichte. Wie kam Ihr Engagement zustande?

Ich wusste, der ThSV Eisenach sucht im Nachwuchsbereich einen Trainer. Ich nahm Kontakt mit Danijel Grgic auf, den ich während der Vorbereitung auf die Saison 2022/2023 bei einem Turnier in Longerich kennenlernte. Im Sommer 2024 wurde der Kontakt nicht nur aufgefrischt, sondern intensiviert. Ich bekundete mein Interesse an der Aufgabe in Eisenach, weilte vor Ort, führte ein konstruktives Gespräch mit Präsident Shpetim Alaj, Geschäftsführer Rene Witte und Jugendkoordinator Danijel Ggric. Ein zweites Gespräch schloss sich 4 Wochen später an. Ich war Gast der Saisoneröffnungspressekonferenz des ThSV Eisenach, an deren Anschluss Einigkeit über mein Engagement erzielt wurde. Seit 01.09.2024 bin ich hauptamtlicher Nachwuchstrainer des ThSV Eisenach.

Was sprach für die Aufgabe in der Wartburgstadt?

Der ThSV Eisenach ist ein echter Kultverein, genießt allerorten einen sehr guten Ruf. Hier tätig zu sein, ist eine Ehre! Ich kann hier gestalten, mich selbst verwirklichen, strukturell was aufbauen, System und Konzept mit erarbeiten, an der Neuausrichtung der Jugend mich aktiv einbringen.

Es gibt viel zu tun, um den Nachwuchs des ThSV Eisenach wieder in jene Regionen zu führen, in denen er ja schon mal war. Wo gilt es zuerst anzupacken?

Ich verschaffe mir derzeit einen Überblick über den Ist-Zustand, analysiere ihn. Ich bin gemeinsam mit Danijel Grgic an der strukturellen Planung, an der Erarbeitung eines Leitbildes/ Konzept. Ja, wir wollen in jene Regionen, in der der ThSV-Nachwuchs schon einmal war. Unser neues Internat ist dabei sehr wichtig. Wir wollen über verschiedenste Kanäle Werbung für unser Nachwuchsprojekt betreiben. Scouting mit Blick A- und B-Jugend-Bundesliga gehören dazu. Die Erhöhung des Trainingsumfanges und der Trainingsintensität im A- und B-Jugend-Bereich von 4 auf 8 Einheiten (eingeschlossen Kraft, Athletik und Ausdauer) sind eingeleitet. Ich unterstütze aktiv das Training unserer A-, B-, C- und D-Jugend.

Welchen Eindruck haben Sie von den Jungs? Wie steht es um deren Leistungsbereitschaft?

Die Jungs haben Bock, sind voll dabei. Einige wissen aber noch nicht, was Leistung in ihrer Altersklasse bedeutet. Die Bereitschaft zum Verdoppeln der Trainingseinheiten ist da. Sie wissen, warum und weshalb. Klar ist aber auch, Leistungsbereitschaft hat Grenzen.

Welchen Trainertyp verkörpern Sie?

Ambitioniert, diszipliniert, konsequent.

Für welche Art des Handballs stehen Sie?

Aus einer aggressiven Abwehr ins Tempospiel kommen. Ich möchte lieber der Jäger als der Gejagte sein, dem sportlichen Gegner keine Ruhe lassen, ihm stets im Nacken sitzen. Im Angriff und in der Abwehr.

Th. Levknecht