In der Crunchtime den Ausgleich verpasst: ThSV unterliegt in Lemgo!

Am Samstagabend hat sich der ThSV Eisenach nach vier Wochen erstmals wieder geschlagen geben müssen. Beim TBV Lemgo Lippe, nach der Partie in der Blitztabelle Sechster, blieb das Team von der Wartburg zwar über 60 Minuten in Schlagdistanz, vermochte den Bock aber nicht umzustoßen.

Fynn Hangstein, am Samstag mit zwei Siebenmeter-Toren, spielte bis 2021 für den TBV Lemgo (Foto: TBV Lemgo Lippe)

Für einen Eisenacher bedeutete das Spiel eine Heimkehr: Fynn Hangstein, unweit von Lemgo in Detmold geboren, spielte in der Jugend sowie später in zweiter und erster Mannschaft beim TBV, bis er 2021 zum ThSV in die Wartburgstadt wechselte. Gute Nachrichten im Vorlauf: Sowohl für den kroatischen als auch für den deutschen 35er-WM-Kader wurden je zwei ThSV-Spieler nominiert. Torhüter Matija Spikic und Rückraumspieler Filip Vistorop für Kroatien, Torhüter Silvio Heinevetter und Rückraumspieler Marko Grgic für Deutschland. Bis zur im Januar und Februar 2025 ausgetragenen Weltmeisterschaft werden die Kader noch auf maximal 18 Spieler ausgedünnt.

Torwart Spikic, ohnehin in den letzten Wochen in bestechender Form, nahm im Spiel gegen den TBV Lemgo dem Gastgeber prompt einen Wurf ab (1.), Fynn Hangstein besorgte den ersten Treffer des Abends mit einem souveränen Strafwurf (2.). Mit dem 3:1 durch Lemgos Simak wurde Philipp Meyer bereits die zweite ThSV-Zeitstrafe aufgebrummt (6.), Peter Walz hatte nach hartem Defensivverhalten bereits eine 120-sekündige Zwangspause einlegen müssen (2.). Marko Grgic spielte einen langen Ball von halblinks nach rechtsaußen, wo Moritz Ende lauerte und durch die Beine von Constantin Möstl im Lemgoer Tor zum 4:3 traf (8.). Fynn Hangstein versenkte seinen zweiten Siebenmeter wuchtig und sicher im oberen rechten Toreck zum 6:5 (11.), nach sehenswertem Anspiel von Filip Vistorop und großartigem Lauf über halblinks von Simone Mengon verwandelte letzterer zum 8:7 (14.).

Die Keeper im Fokus, ThSV mit schönem zehnten Treffer

Matija Spikic parierte derweil überragend mit dem Oberschenkel gegen Samuel Zehnder (15.), nach einem Möstl-Save auf der Gegenseite (16.) auch im direkten Duell mit Tim Suton (17.). An Jan Broschs Wurf zum 9:7 bekam der 28-Jährige zwar seine Finger noch dran, die Kugel fand aber, für Spikic unglücklich, doch den Weg ins Netz (18.). Nachdem Suton die Eisenacher Deckung zum 11:8 durchbrach, nahm Eisenach-Coach Kaufmann seine erste Auszeit (21.). Mit dem 12:10 gelang den Schützlingen des Schweizer Übungsleiters ein ästhetisch wertvolles Zusammenspiel: Grgic spielte per Aufsetzer Walz am Kreis an, der den Ball mit einem gedrehten Aufsetzer an Möstl vorbei ins Gastgeber-Tor beförderte (24.). Jener österreichische Schlussmann versuchte wenig später, mit einem Wurf aufs verwaiste Eisenacher Tor auf 14:10 zu stellen, traf aber lediglich die Querlatte (26.). Nach Alleingang Richtung Matija Spikic und dessen Kasten erhöhte Nicolai Theilinger für die Ostwestfalen auf 15:11 (27.), bis zur Halbzeitpause robbten sich die Thüringer auf 16:13 heran (30.).

Ende-Verletzung, zwei Rote Karten und ein offener Schlagabtausch: Halbzeit zwei

Nach der Pause drehte Lemgos Rückraum-Mann Hendrik Wagner auf, insgesamt erzielte er neun Tore und war bester Werfer der Partie, in den Minuten 35 bis 38 erzielte er drei TBV-Tore in Folge. Kurz darauf parierte der inzwischen gebrachte Silvio Heinevetter im direkten Duell gegen Frederik Simak, kurz zuvor war Eisenachs Rechtsaußen Moritz Ende ohne Gegnereinwirkung zu Boden gegangen (40.). Eine genaue Diagnose gibt es noch nicht. Wir wünschen dennoch bereits gute Besserung, Moritz! Nach einem Vergehen an Marko Grgic sahen sich die Unparteiischen, die Brüder Fabian und Christian vom Dorff, sich gezwungen, die Szene noch einmal am Bildschirm anzusehen (42.). In der Konsequenz sah Lemgos Kreisläufer Brosch die Rote Karte. Den folgenden Siebenmeter vergab der bisher so sichere Hangstein (42.), auch einen weiteren Strafwurf nahm Constantin Möstl ihm ab (43.).

Niels Versteijnen hatte Pech, dass sein Torwurf nur das Holz traf, Tim Suton Glück, dass der zurückprallende Ball ihm zum 22:18 in die Hände fiel (44.). Kampf und Leidenschaft stimmten aber bei den Gästen, Eisenach kam beim 22:21 durch Simone Mengon wieder zum Anschlusstreffer (49.). Ivan Snajder zog zweimal von Linksaußen an den Kreis, traf zum 24:23 (52.) und zum 27:26 (56.). Nur wenige Augenblicke später wurde der zweite Akteur des Feldes verwiesen, Philipp Meyer erhielt seine dritte Zeitstrafe (57.). In der Schlussminute erzielte Marko Grgic das letzte Gästetor des Abends, Simak stellte fünf Sekunden vor Schluss auf 31:28 – der Endstand.

"Niederlage war verdient, das muss man heute einfach mal akzeptieren" - Fazit

Kreisläufer und Abwehrkämpfer Justin Kurch bilanzierte: „Es kamen viele kleine Sachen zusammen. Wir machen ein paar Dinger vorne nicht, uns unterlaufen technische Fehler und wir sind in der Abwehr hier und da zu inkonsequent. Wir haben unser Spiel nicht der Schiedsrichterlinie angepasst, da haben wir uns nicht klug angestellt. Gut waren Kampf und Leidenschaft, darauf lässt sich aufbauen.“

"Lemgo war von Anfang an in Führung und hat entsprechend verdient gewonnen“, sagt ThSV-Manager René Witte. „Als wir nah dran waren, konnten wir den Bock einfach nicht umstoßen. Man hat gesehen, uns haben Kräfte gefehlt, auch wenn die Jungs alles versucht haben. Die Niederlage war verdient, das muss man heute einfach mal akzeptieren.“

Eisenachs Cheftrainer Misha Kaufmann: „Der Lemgoer Sieg ist vollkommen verdient, sie haben permanent geführt. In der 2. Halbzeit kommen wir zwar ran, machen aber zu einfache Fehler, die uns im Angriff normalerweise nicht passieren. Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass Marko und Simone, die von der Nationalmannschaft zurückkamen, ganz schön auf dem Zahnfleisch gehen... Die Zeitstrafen waren schon eine Hypothek, in vielen Szenen, gerade bei Freiwürfen, waren wir nicht konsequent genug. Verdienter Sieg für Lemgo, Glückwunsch dazu!“

Am kommenden Freitag wartet ein großer Brocken auf den ThSV Eisenach. Im späten Spiel am Samstagabend schlug die MT Melsungen den amtierenden Meister Magdeburg mit acht Toren, ist mit neun Siegen und nur einer Niederlage Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Im bereits ausverkauften Heimspiel will der ThSV bestmöglich dagegenhalten, es wird ein thüringisch-hessisches Duell mit klarer Rollenverteilung.

J. Gante

 

Statistik: TBV Lemgo Lippe - ThSV Eisenach 31:28 (16:13)

TBV Lemgo Lippe: Möstl (9 Paraden), Kastelic; Wagner 9, S. Zehnder 6/3, Simak 4, Suton 4, Theilinger 3, Brosch 3, Schagen 1, Versteijnen 1, L. Carstensen, Houtepen, Faust, Geislers, Petrovsky

ThSV Eisenach: Spikic (5 Paraden), Heinevetter (4 Paraden); Grgic 8/1, Vistorop 6, Snajder 5, Walz 3, Mengon 3, Hangstein 2/2, Ende 1, Reichmuth, Attenhofer, Meyer, Maric, Donker, Kurch, Saul

Siebenmeter: 3/3 ; 3/5

Strafminuten: 5 x 2 Min. / 7 x 2 Min.

Schiedsrichter: vom Dorff / vom Dorff

 

Tim Suton im Duell mit Justin Kurch (Foto: TBV Lemgo Lippe)
Marko Grgic war mit acht Treffern bester ThSV-Werfer (Foto: TBV Lemgo Lippe)