Ineffiziente Eisenacher verpassen Punktgewinn bei formstarken Recken!

Am Samstagabend mussten die Bundesliga-Handballer des ThSV Eisenach eine knappe Niederlage bei den formstarken Recken in Hannover hinnehmen. Sechs verworfene Siebenmeter und weitere vergebene Großchancen kosteten den Eisenachern beim 26:28 (11:13) einen durchaus möglichen Punktgewinn.

Eisenachs bester Werfer Filip Vistorop gegen Hannes Feise und Justus Fischer (Foto: Franziska Gora)

6.001 Zuschauer empfing die TSV Hannover-Burgdorf in der ZAG Arena auf dem Messegelände der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die Gäste aus Thüringen, von vielen seiner treuen Anhänger begleitet, mussten im Kader auf Kreisläufer Maric und Linksaußen Snajder verzichten. Die Recken starteten gut, stellten durch ihre Silber-Olympioniken Renars Uscins und Justus Fischer schnell auf 2:0 (2.). Der ThSV derweil im Torabschluss unglücklich, Simone Mengon scheiterte an Hannovers Schlussmann Joel Birlehm, setzte im gleichen Angriff einen weiteren Versuch ans Holz (6.). Kurz darauf ereilte ThSV-Rechtsaußen Moritz Ende selbiges Schicksal, erst Parade Birlehm (7.), dann der Wurf an die Innenkante des Torrahmens (8.). Noch vor Ende der ersten zehn Minuten trug sich Recken-Linkshänder Uscins mit seinem dritten Tor und dem 5:3 ins Spielprotokoll ein (9.). Die Partie startete als offener Schlagabtausch, und sollte über die gesamten 60 Minuten ein solcher bleiben.

Drei Fischer-Treffer ins leere Tor, knappe Recken-Führung zur Pause

Der Schweizer Rechtsaußen Gian Attenhofer erzielte zunächst das 6:4 (11.), legte kurz darauf das 7:6 aus seiner rechten Offensivecke nach (14.). Erstmals war an diesem Handballabend Silvio Heinevetter ins Spiel gekommen und hatte prompt gegen Uscins von halbrechts pariert (14.). Fynn Hangstein vergab beim Strafwurf die Chance auf den 7:7-Ausgleich (16.). Doch der ThSV blieb gegen das Topteam, seit dem ersten Spieltag unbesiegt, in Schlagdistanz. Kreisläufer Fischer allerdings netzte für die Norddeutschen dreimal ins leere Gästetor, zum 10:8, 11:8 und 12:9 (19.-25.). In Minute 23 hatte Gastgeberkapitän Steinhauser einen Siebenmeter gegen Heinevetter an die Querlatte gesetzt. Der 22-jährige Gian Attenhofer vergab zwar auf der Gegenseite ebenfalls einen Strafwurf, setzte sich beim Rebound aber mit energischer Willensleistung gegen zwei Hannoveraner durch und netzte zum 12:10 (26.). ThSV-Kapitän Peter Walz hielt Renars Uscins mit robuster Umarmung in Schach, Heinevetter parierte stark gegen Jonathan Edvardsson (28.). Durch einen Siebenmeter inklusive Zwei-Minuten-Strafe gegen Eisenachs Kurch besorgte Marius Steinhauser den 13:11-Halbzeitstand (30.).

Eisenach zu ineffizient, verliert aber den Anschluss nicht

„Unsere Halbzeitführung war zu knapp, nach der Pause wollten wir mit der Überzahl auf drei, vier, fünf Tore wegziehen. Aber Mengon ist mit seinen tiefen Läufen und im Eins-gegen-Eins stark, zog direkt eine Zeitstrafe gegen uns“, verriet Christian Prokop, Cheftrainer der Recken, in Bezug auf die 31. Minute und die Zwei Minuten gegen Marian Michalczik. Die ThSV-Schwäche vom Strich nahm allerdings weiter Form an: Marko Grgic vergab mit schwachem Versuch gegen Birlehm (33.), Steinhauser hatte Glück, dass sein Strafwurf gegen Heinevetter vom Torpfosten zum 15:13 ins Netz kullerte (34.). Auch Gian Attenhofer ließ sich von Birlehm einen Siebenmeter abnehmen (37.). „Unter dem Strich hat uns die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor gefehlt, bei Siebenmetern, Gegenstößen und Durchbrüchen. Bis auf den Torabschluss haben wir es heute sehr ordentlich gemacht“, bilanzierte Eisenachs Rechtsaußen und fügte an: „Wenn wir mit der richtigen Einstellung aufs Feld gehen, haben wir gegen jeden Gegner unsere Chancen, egal wo und egal gegen wen.“ Attenhofers Kollege aus dem Rückraum, Filip Vistorop, machte beim 17:16 eines seiner insgesamt sieben Tore des Abends (40.). „Der gegnerische Torwart war unsere Nemesis. Wir machen alles gut, außer den Abschluss“, analysierte der Kroate nach der Partie. „Insgesamt aber greifen unsere Abläufe von Spiel zu Spiel besser, das haben wir auch am Mittwoch in Bietigheim gesehen.“

Disqualifikation für ThSV-Kapitän, fünf Minuten entscheiden das Spiel

Am Samstagabend in Hannover sollte es in Minute 41 ganz dick kommen für die Mannschaft von Misha Kaufmann: Ausgerechnet Kapitän Peter Walz, beim Pokalerfolg in Baden-Württemberg überragender Mann, wurde mit Roter Karte des Feldes verwiesen. Die Unparteiischen Martin Thöne und Marijo Zupanovic hatten nach Zuhilfenahme des Videobeweises gesehen, dass Walz‘ Hand unabsichtlich im Gesicht von Recke Martin Hanne gelandet war. Dennoch: Eine Viertelstunde vor Schluss ging der ThSV Eisenach in Hannover sogar in Führung. Simone Mengon lieferte resolut und kompromisslos das 18:19, holte sogar noch eine Zeitstrafe gegen Michalczik raus (45.). Grgic vergab einen weiteren Siebenmeter (45.), Vistorop rang beim 20:21 die Führung wieder auf Eisenacher Seite (48.). Noch einmal sollten die Gäste allerdings nicht die Überhand haben. Durch je ein Tor von Uscins und Fischer sowie einen Doppelpack von Rückraum-Akteur Lukas Stutzke stellten die Hausherren von 22:22 auf 26:22 (52.-57.). In Spielminute 58 fielen gleich vier Treffer: Eisenachs Donker traf zum 26:23 gegen seinen Kindheitsklub, bis 2021 hatte der Linkshänder für die TSV gespielt. Kulesh machte das 27:23, Reichmuth antwortete beim 27:24, Vistorop legte per Alleingang zum 27:25 nach. Doch schlussendlich reichte es nicht, die Olympioniken Fischer und Grgic erzielten in der Schlussminute die letzten Treffer der Partie, Endstand 28:26.

Kaufmann: „Birlehms 17 Paraden haben uns den Zahn gezogen“

Misha Kaufmann zeigte sich enttäuscht, „aber nicht, weil wir schlecht gespielt hätten. Ich habe großen Respekt vor der Leistung, die meine Jungs in der Defensive gezeigt haben. Aber sechs vergebene Strafwürfe, ich weiß nicht, ob ich das schonmal erlebt habe. Wir haben viel richtig gemacht, sind aber zu oft an Birlehm gescheitert. Seine 17 Paraden haben uns den Zahn gezogen.“ Manager René Witte hob heraus: „Nach der Englischen Woche bin ich stolz darauf, was die Mannschaft hier abgerissen hat, welche Moral sie gezeigt hat, was sie kämpferisch geleistet hat.“

Ein „großes Kompliment“ machte der Cheftrainer der Recken, Christian Prokop, seiner Mannschaft: „Wenn du als vermeintlicher Favorit nach 40, 45 Minuten in Rückstand gehst und die Halle schon etwas leiser wird, musst du erstmal so unbeeindruckt weitermachen, wie uns das heute gelungen ist. Lukas Stutzke und Justus Fischer muss ich für ihre Nervenstärke loben, wir sind sehr froh, jetzt acht Punkte zu haben.“ In eine ähnliche Kerbe schlug TSV-Geschäftsführer Christophersen: „Wir haben diese enge Partie auf unsere Seite gekämpft. Joel Birlehm und Lukas Stutzke haben viel Verantwortung übernommen, Lukas hat die wichtigen Dinger gemacht. Wir sind sehr happy, dass wir unseren Run fortsetzen konnten.“

Die TSV Hannover-Burgdorf ist nach dem Erfolg über Eisenach seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen, stellt in der Liga auf 8:2 Zähler. Um an ihre Serie anzuknüpfen, müssen die Recken am kommenden Wochenende bei Aufsteiger Potsdam bestehen. Der ThSV Eisenach empfängt am 6. Spieltag seine hessischen Nachbarn von der HSG Wetzlar, die am Sonntag zunächst noch die Füchse Berlin empfangen.

J. Gante

 

Statistik: TSV Hannover-Burgdorf - ThSV Eisenach 28:26 (13:11)

TSV Hannover-Burgdorf: Gade, Birlehm; Nyfjäll, Poulsen, Uscins (5), Steinhauser (4/3), Michalczik (1), Kulesh (1), Strmljan, Edvardsson (3), Gerbl, Stutzke (4), Hanne (2), Solstad, Fischer (6), Feise (2)

ThSV Eisenach: Spikic, Heinevetter; Vistorop (7/1), Reichmuth (1), Capric, Hangstein, Attenhofer (5), Walz (1), Mengon (3), Grgic (5), Ende, Meyer (1), Donker (1), Kraus, Kurch (1), Saul (1)

Siebenmeter: TSV Hannover-Burgdorf 3/4 - ThSV Eisenach 1/7 

Zeitstrafen: TSV Hannover-Burgdorf 2 x 2 Min. - ThSV Eisenach 5 x 2 Min.

Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic

 

Simone Mengon, hier gegen Hannovers Stutzke, traf dreimal (Foto: Franziska Gora)
Gian Attenhofer fliegt zu einem seiner fünf Treffer (Foto: Franziska Gora)