Oberliga Männer: Sieg in Hermsdorf war der Knackpunkt
Wir blicken auf den Weg des ThSV Eisenach II hin zum Landesmeistertitel und Aufstieg in die MHV-Regionalliga, aber auch schon auf die neue Saison in der 4. Liga
Erstmals in seiner Vereinsgeschichte eroberte die 2. Männermannschaft des ThSV Eisenach den Thüringenmeister-Titel und durfte den Aufstieg in die Regionalliga des Mitteldeutschen Handballverbandes bejubeln. Dabei kamen insgesamt 23 Akteure zum Einsatz.
Wir sprachen mit Qendrim Alaj, dem Spielertrainer des ThSV Eisenach II:
Ihre Mannschaft überquerte mit 8 Punkten Vorsprung vor dem HBV Jena die Ziellinie. Was sprach so klar für Ihr Team?
Dieser geschichtsträchtige Erfolg basiert auf einer riesigen Mannschaftsleistung! Seitdem ich das Team vor 2 ½ Jahren als Spielertrainer übernommen habe, sind wir enger zusammengerückt. Auf und neben dem Spielfeld. Wir sind eine eingeschworene Einheit ohne Grüppchenbildung, lassen keine Störfaktionen von außen zu, lassen uns nicht reingrätschen. Bis auf Duje Miljak, Leonard Tölke und Hristijan Remenski kommen alle Spieler aus dem ThSV-Nachwuchs! Wir haben unsere Abwehrarbeit umgestellt, variieren zwischen einem defensiven 6:0- und einem offensiven 5:1-System. Mit unserer guten Abwehr gelangen viele Ballgewinne, Ausgangspunkt zu schnellem Umschaltspiel. Im Angriff sind wir die spielstärkste Mannschaft der Liga. Egal, welche Aufgaben uns der sportliche Gegner stellte, wir fanden die passenden Antworten. Unser Selbstbewusstsein stieg natürlich von Erfolg zu Erfolg. Wir wollten jedes Spiel gewinnen. Wir feierten 18 Siege in Serie! Im Unterschied zu den letzten beiden Jahren, wir entschieden auch enge Spiele gegen die Spitzenteams der Liga, wie gegen Jena, Hermsdorf, Mühlhausen und Werratal.
Waren die zwei Niederlagen am 3. Spieltag (33:34 in Weimar) und am 4. Spieltag (36:38 in heimischer Halle gegen Ziegelheim) ein Weckruf zur richtigen Zeit? Was wurde danach anders?
Titel und Aufstieg hatten wir vor Saisonbeginn auf der Agenda. Hierfür hatte ich einen klaren Plan, eine klare Vorgabe: in der Hinrunde nur 2 Minuspunkte, in der Rückrunde nur 2 Minusunkte. Unterm Strich ist es bei den ausgegebenen 4 Minuspunkten geblieben. Ja, diese standen aber schon nach 4 Spieltagen, nach zwei unnötigen Niederlagen, auf unserer Vita. In Weimar waren wir noch nicht richtig eingespielt. Die Heimniederlage gegen den LSV Ziegelheim basierte auf Selbstverschulden. Wir hatten die Gäste auf die leichte Schulter genommen und sind böse auf die Nase gefallen. Wir haben uns danach zusammengesetzt, Gründe und Probleme offen angesprochen. Doch wir haben uns nicht zu lange damit aufgehalten, konzentrierten uns auf das unmittelbar anstehende Auswärtsspiel beim SV Hermsdorf. Wir dominierten in der Halle des Regionalliga-Absteigers, starteten hier mit einem 32:30-Erfolg unsere Siegesserie. Ich hatte vor der Partie gescherzt, dass unsere Vorgabe von 4 Minuspunkten schon aufgebraucht ist, jetzt nur noch Endspiele folgen. So ist es dann auch gekommen.
Auswärtssieg in Jena mehr als eine Vorentscheidung
Was waren die entscheidenden Spiele?
Die Initialzündung war, wie gerade erwähnt, die Partie in Hermsdorf. Wir haben dann alle Spiele gegen Teams des Tabellen-Mittelfeldes gewonnen, leisteten uns keinen Ausrutscher. Das war eine Voraussetzung für den Titel. Gestärkt durch diese Konstanz entschieden wir dann auch Mitte Februar das Auswärtsspiel bei unserem stärksten Rivalen HBV Jena mit 31:30 für uns. Das war mehr als eine Vorentscheidung“
Was sagt das Torverhältnis von 674:575 Toren? Sie warfen im Schnitt 30,64 Tore, kassierten im Schnitt 26,14 Gegentore….
Leider hatten die Wölfe Erfurt und der SV Hermsdorf die Spiele gegen uns abgesagt. Diese gingen mit 2:0 Punkten und 0:0 Toren in die Wertung, sodass wir nur 20 Spiele absolvierten und das Torverhältnis darauf beruht. Wir hätten wahrscheinlich noch 80 Tore mehr geworfen und in der Trefferausbeute den HBV Jena noch überholt. Wir kassierten im Schnitt deutlich weniger Gegentore als im Vorjahr, mit einer verbesserten Abwehrarbeit im Zusammenspiel mit unseren Torhütern Christian Trabert und Aron Büchner.
Welche Rolle spielte der reaktivierte bundesligaerfahrene Oldie Duje Miljak insbesondere in der Abwehr? Wird er auch nächste Saison dabei sein?
Duje Miljak erfüllte zwei wichtige Rollen. Basierend auf seiner Erfahrung hat er mit seiner ruhigen Art den jungen Spielern an seiner Seite sehr viel Sicherheit gegeben. Da wäre zugleich seine Präsenz im Training zu nennen. Er hat den jungen Spielern vieles erklärt. Auch mehrfach. Er hat eine Art Co-Trainer-Funktion übernommen. Dafür sind wir ihm alle dankbar. Duje Miljak wird auch nächste Saison dabei sein. Darüber sind wir alle sehr froh.
Wie charakterisieren Sie den Stil Ihrer Mannschaft?
Wir sind ein spielfreudiges Team mit klarem Plan, aber dennoch mit Platz für viel Individualität. Wir legen viel Wert auf Tempo und Spielfluss gepaart mit Kampfgeist. Jeder hat seine Freiheiten, das macht uns auch so unausrechenbar. Jeder hat seinen Anteil am Erfolg!
Auch in der Zuschauertabelle der Oberliga Männer beendete der ThSV Eisenach II mit knapp 300 Zuschauern im Schnitt die Saison auf dem 1. Platz….
In der Vergangenheit waren wir auswärts motivierter als bei Heimspielen. Die Stimmung in fremden Hallen war besser als bei uns. Handball lebt von Emotionen auf dem Parkett und den Rängen. In den letzten zwei Jahren, insbesondere im vergangenen Spieljahr, verzeichneten wir wachsende Begeisterung und steigende Zuschauerzahlen zu unseren Heimspielen. Unsere Fans haben uns geradezu beflügelt, uns zu Höchstleistungen getrieben. Sie waren aber auch bei den Auswärtsspielen in großer Zahl dabei, haben uns lautstark unterstützt, insbesondere in Jena, Werratal und Mühlhausen. Unser Dank geht auch an die speziell die zweite Männermannschaft unterstützenden Sponsoren und ehrenamtlichen Helfer!
Sie standen als Spielertrainer selbst als Regisseur auf dem Parkett, waren mit 123 Treffern auch bester Werfer Ihres Teams, soll diese Doppelaufgabe so bleiben?
Ja. Ich habe mich aber schon zurückgenommen, der jüngeren Generation mehr Spielzeit gegeben. Wer die Tore wirft, ist Nebensache. Handball ist eine Mannschaftssportart, in der ein einzelner Spieler nicht allein entscheiden kann. Damit unser Angriffsspiel auch nächste Saison klappt, werde ich die Doppelfunktion weiter ausfüllen. Ich hoffe zugleich, der jungen Generation immer mehr Spielzeit auch bei der Angriffsgestaltung einzuräumen, damit sie mich auf dem Parkett ablöst, ja überflüssig macht…
Luxusproblem
Sie vertrauten in der abgelaufenen Saison in den Startphasen zumeist Ihrer Stammformation……?
Von einem meiner Lieblingstrainer habe ich folgenden Rat bekommen: Ändere nie ein gewinnendes Team. Wir haben unsere gewinnende Formation gefunden, mit der wir in 80 Prozent der Spiele gestartet sind. Wir haben aber zumeist relativ schnell gewechselt, weil wir wussten, dass es beim Einsatz der zunächst auf der Bank bleibenden Akteuren zu keinem Leistungsabfall kommt. Ein Luxusproblem!
Die Spielanteile der „Jugendbrigade“ nahmen aber zu. Wer machte den größten Sprung?
Alle bei uns mittrainierenden Talente aus unserem A-Jugend-Team haben eine riesige Entwicklung genommen, einen Schritt in Richtung Männer-Handball vollzogen. An dieser Entwicklung hat A-Jugend-Trainer Danijel Grgic einen großen Anteil! Es fällt mir schwer, Spieler aus unserer „Jugendbrigade“ herauszuheben. Dennoch möchte ich vier Namen nennen: Maarten Elwert, Conrad Ruppert, Leif Katzwinkel und Jannes Rehm. Ohne diese vier Youngster wäre es nicht möglich gewesen, solch eine erfolgreiche Saison zu spielen.
Die Torhüterposition ist eine wichtige. Da standen vergangene Saison Christian Trabert und Aron Büchner….
Christian Trabert war der beste Keeper der Liga. Ein absolut ehrgeiziger Typ, dessen Problem es ist, praktisch nie mit sich zufrieden sein. Gerade das macht ihn zu einem Top-Teamplayer und Sportler. Aron Büchner möchte ich expliziert loben. Die vergangene war seine bisher beste Saison. Als Christian Trabert in richtungsweisenden Spielen ausfiel, ist Aron Büchner über sich hinausgewachsen. Beide waren ein funktionierendes und sich bestens ergänzendes Torwartteam.
Torhüter Bastian Freitag kommt nach einer Saison bei Drittligist Stralsunder HV zurück, wird zum Bundesligakader gehören, aber sicherlich viele Einsätze in Ihrer Mannschaft bekommen…?
Wir freuen uns, dass ein Eisenacher Top-Talent, mit dem ich ja schon zusammengespielt habe, zurückkommt.
Mit dem jungen Linkshänder Maarten Elwert (76 Tore in 19 Spielen) fällt nun ein Aufsteiger der vergangenen Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses länger aus. Wie soll das kompensiert werden?
Für unser Team, aber insbesondere für Maarten, ist diese Verletzung ein Schock. Es tut mir für Marten sehr leid, hat er sich zu einer festen Größe und zu einem Top-Spieler in unserem Team entwickelt. Große Klasse, wie er mit dieser Verletzung umgeht. Wir werden ihm jedwede Unterstützung geben, damit er vollständig genesen so schnell wie möglich auf das Handballparkett zurückkehrt. Wir haben einen großen Kader, um den Ausfall im rechten Rückraum, ich denke da an Julius Brenner, zu kompensieren. Wir werden uns zugleich auf dem Spielermarkt umschauen.
Kapitän Philipp Urbach und Rückraumspieler Leonard Tölke wurden verabschiedet. Gibt es weitere Abgänge? Bisher vermeldeten Sie mit Julian Rothhämel einen Neuzugang? Sind weitere Neuzugänge in der Pipeline?
Weitere Abgänge gibt es nicht. Wir sind in Gesprächen mit möglichen Neuzugängen. Wir machen uns keinen Stress. Wir setzen auf junge deutsche Spieler aus der Region, wollen nicht den Weg anderer Vereine, mit ausländischen Spielern, gehen.
MHV-Regionalliga – Mammutaufgabe in vielerlei Hinsicht
Die MHV-Regionalliga ist eine Liga ganz anderen Kalibers, sportlich und auch organisatorisch. Wie soll das geschultert werden?
Die Regionalliga des Mitteldeutschen Handballverbandes ist eine Halbprofi-Liga, in der etliche Vollprofis spielen, wie in Bad Blankenburg, Bernburg, Burgenland und Delitzsch. Die Etats mancher Vereine bewegen sich um die 500.000 €. Wir werden wohl den kleinsten Etat haben. Wir werden versuchen, mit unserem Spielstil, der ein anderer als dem in der Liga gewohnten sein wird, das Wunder Klassenerhalt zu schaffen. Ich vergleiche das mit dem Aufstieg unserer 1. Mannschaft vor zwei Jahren, als diese mit ihrer völlig ungewohnten Art des Handballs den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffte. Organisatorisches ist zudem extrem schwierig zu lösen, wie Lifestream und neue Auflagen für 30 Punktspiele, davon 15 Heimspiele vom September 2025 bis zum Mai 2026. Auf uns wartet ein Berg an Arbeit! Auf uns wartet eine Mammutaufgabe in vielerlei Hinsicht. Auch in finanzieller! Wir sind ausgesprochen dankbar über jeden einzelnen Sponsor, der uns bei diesem spannenden Projekt in dieser attraktiven Liga unterstützt!
Wie sieht der Saisonvorbereitungsplan aus?
Wir haben vergangenen Freitag eine fünfwöchige Trainingspause eingeläutet, damit alle ihren wohlverdienten Urlaub genießen können. Am 26. Juli 2025 starten wir in die finale Saisonvorbereitung, inklusive Testspiele, Turniere und Trainingslager.
Für den ThSV Eisenach II waren in der Saison 2024/2025 dabei:
die Torhüter Christian Trabert, Aron Büchner (3 Tore) und Lukas Mingram sowie die Feldspieler Qendrim Alaj (123 Tore), Armend Alaj (95), Julius Brenner (92), Maarten Elwert (76), Ardit Ukaj (65), Leif Katzwinkel (48), Conrad Ruppert (40), Philipp Urbach (33), Leonard Tölke (22), Ole Gastrock-Mey (17), Duje Miljak (16), Jannes Rehm (15), Max Schlotzhauer (10), Hristijan Remenski (9), Daniel Luther (4), Emil Weiß (3), Felix Cürten (2), Felix Cech (1), Yann Schiertz, Marec Stupka
Th. Levknecht
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