Rückblende: Wurf- und Torwartquote waren ausschlaggebend

Rückschau auf unser Spiel bei der TSV Hannover-Burgdorf/ Sieben schwache Minuten wurden uns zum Verhängnis/ Stimmen aus beiden Lagern

Felix Aellen mit viel Power in der ZAG Arena Hannover an seinem 22. Geburtstag - sportfotoseisenach

Der Erfolgsdruck für die TSV Hannover-Burgdorf war nach 4 Niederlagen in den letzten 5 Spielen und nur 4 Pluszählern auf dem Konto gewaltig. Die Trendwende sollte unbedingt her. Doch Cheftrainer Christin Prokop fiel mit einem Magen- und Darminfekt aus. Der sonstige Co-Trainer Heidmar Felixson und der Sportliche Leiter Sven-Sören Christophersen übernahmen das Sagen auf der Bank. Nationalspieler Renars Uscins konnte verletzungsbedingt nur von der Bank helfen. Die Verantwortlichen zogen alle Register, hatten als Glückbringer eine Riege weiblicher und männlicher Schonsteinfeger organisiert, die das Team um Kapitän Marius Steinhäuser beim Einlaufen begrüßten. Eine Parade bekannter Disney-Figuren sorgte für zusätzliche Stimmung unter den 7.771 Zuschauern in der ZAG Arena Hannover. Die Fans der TSV Hannover-Burgdorf konnten am Ende einen 32:30 (17:14) -Erfolg bejubeln. Sieben schwache Minuten- vom 20:19 (40.) zum 28:20 (47.) - kosteten den Thüringern durchaus mögliche Punkte. Sie mussten bereits ab der 27. Minute auf Tillman Leu nach einer roten Karte verzichten. Für Stephan Seitz war die Partie nach 45 Minuten (3.Zeitstrafe) beendet. Die 32 Treffer der Gastgeber teilten sich lediglich 6 Werfer. Für das Team aus Thüringen trafen 11 Spieler ins Netz. Die Schiedsrichter Martin Thöne und Marijo Zupanovic verhängten insgesamt 16 Strafwürfe, zogen gleich vier Mal den Videobeweis zu Rate.

Wurfquote und Torhüter-Quote entschieden gegen Eisenach

„Die Wurfquote und die Torhüter-Quote gaben letztendlich den Ausschlag“, stellte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte fest. Die Zahlen belegen das. Die Wurfquote lag bei der TSV Hannover-Burgdorf bei 78 % (32 Tore aus 41 Würfen), beim ThSV Eisenach bei 67 % (30 Tore aus 45 Würfen). Die Fangquote der Torhüter der Gastgeber lag mit 14 abgewehrten Bällen (13 durch Joel Birlehm) bei 32 %, beim ThSV Eisenach mit 7 abgewehrten Bällen bei gerade einmal 18 Prozent. Die TSV Hannover-Burgdorf lief 83 % erfolgreicher Angriffe, die Wartburgstädter nur 69 Prozent.

ThSV Eisenach nutzt Torchancen nicht, kassiert reichlich Gegentore über die linke Abwehrseite

Die Gastgeber kamen im ersten Abschnitt immer wieder über ihre rechte Angriffsseite zum Erfolg, entblätterten die linke Eisenacher Abwehrseite. Bis zur Halbzeitpause netzte die rechte Angriffsseite der Hausherren 13 Bälle ein, Kapitän Marius Steinhauser mit einer 90-Prozent-Quote 9 und Vilhelm Paulsen 4 Treffer. Beide wurden am Ende mit zusammen 20 Treffern notiert. ThSV-Coach Sebastian Hinze beorderte schon in der ersten Halbzeit Timothy Reichmuth für Vincent Büchner auf die Linksaußenposition, auch um die Abwehr zu stabilisieren. Bei den Gastgebern übernahm Marian Michalczik erwartungsgemäß die Regieposition. Der ThSV Eisenach startete mit Oskar Joelsson, Geburtstagskind Felix Aellen und Stephan Seitz im Rückraum, Moritz Ende auf Rechts- und Vincent Büchner auf Linkssaußen, Peter Walz am Kreis und Matija Spikic im Tor. Tillman Leu und Philipp Meyer lösten Peter Walz und Moritz Ende in der Abwehr ab. Vincent Büchner versenkte zum 5:6 (9.). Oskar Joelsson sprühte im Angriff vor Tatendrang, verwandelte an ihm verwirkte Siebenmeter zum 2:2 (3.) und 4:5 (7.), zog aus dem Feld zum 5:7 (10.) und 7:9 (14.) ab. Stephan Seitz und Felix Aellen initiierten kreative Angriffszüge.  Umstritten eine Zeitstrafe gegen Peter Walz wegen eines Wechselfehlers während einer Spielunterbrechung. Silvio Heinevetter löste beim Stand von 11:10 den glücklosen Matija Spikic im ThSV-Kasten ab. Die Gastgeber wechselten im Rückraum durch, schlossen immer wieder über die rechte Angriffsseite ab.  Vilhelm Paulsen traf zum 14:10 (25.). Kurz zuvor scheiterte Oskar Joelsson vom Strich am eingewechselten Simon Gade (25.).  Wenige Augenblicke später erwischte Tillman Leu mit der Schulter Justus Fischer im Gesicht und sah dafür Rot. ThSV-Kapitän Peter Walz scheiterte aus Nahdistanz (28.). Marius Steinhauser besorgte mit seinem 9. Treffer das 16:12 (29.). Timothy Reichmuth (von Linksaußen) und Peter Walz (mit einer Fackel aus zentraler Position) markierten die Treffer 13 und 14 für den ThSV Eisenach. Beim Stand von 17:14 ging es in die Halbzeitpause

Nach 8 Tore-Rückstand Charakter gezeigt

Das oft zitierte Momentum schien zu Beginn der zweiten 30 Minuten auf Eisenacher Seite. Felix Aellen übernahm (erfolgreich) Verantwortung am Siebenmeter-Strich, versenkte drei Strafwürfe zum 18:15 (33.). 19:17 (36.) und 20:19 (40.). Immer wieder standen Gastgeber zum Zweck der Abwehr im Kreis. Marius Steinhauiser (per Strafwurf) und der leichtfüßige Leif Tissier erhöhten auf 22: 19 (41.). Eisenachs Felix Aellen brachte einen Siebenmeter nicht an Joel Birlehm vorbei (42.). Beim Stand von 24:20 nahmen die Eisenacher eine Auszeit, leisteten sich nach Wiederanpfiff sofort einen technischen Fehler. Sekunden später zappelte ein Leif-Tissier-Ball zum 25:20 im ThSV-Kasten. Für Stephan Seitz war nach der 3. Zeitstrafe die Partie beendet. Kurz darauf traf sogar Hannovers Torhüter Joel Birlehm aus dem eigenen Kreis zum 27:20 ins leere Eisenacher Gehäuse (46.). Marius Steinhauser erhöhte auf 28:20 (47.). Manchem der auf dem Oberrang postierten ThSV-Fan schwante da nichts Gutes. Doch die Eisenacher auf dem Parkett zeigten Charakter, lautstark von den Eisenachern auf dem Oberrang unterstützt. Philipp Meyer traf ins leere Tor der Hausherren. Die eingewechselten Alexander Saul und Fynn Hangstein verkürzten auf 5 Treffer (30:25/ 53.). Die Wartburgstädter fighteten weiter, markierten 5 Treffer in den letzten knapp 5 Minuten, Justin Kurch, Max Beneke und Oskar Joelsson trafen zum 32:30-Endstand.

Stimmen zum Spiel:

Rene Witte, Geschäftsführer des ThSV Eisenach:  

„Es war mehr möglich. Über weite Strecken waren wir ebenbürtig. Doch wir lassen schon im ersten Abschnitt hundertprozentige Torchancen aus. Statt mit einem Gleichstand oder gar einer Führung gehen wir mit 3 Toren Rückstand in die Pause. Wir erholen uns, verkürzen beim 20:19 bis auf einen Treffer, sind da die bessere Mannschaft, fallen dann aber in eine schlechte Phase, liegen beim 28:20 mit 8 Toren hinten. Wir beweisen dann aber eine tolle Moral, verkürzen mit unserer 3:3-Deckung und dem 7 gegen 6 bis auf zwei Treffer. Nun gilt unsere volle Konzentration dem Hit am Donnerstag, dem Heimpunktspiel gegen Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt.“

Sebastian Hinze, Cheftrainer des ThSV Eisenach:

Unser Offensivspiel in der ersten Halbzeit war überragend, doch wir können die gut herausgespielten Torchancen nicht nutzen, verwerfen sieben Bälle aus der Nahdistanz. Torhüter Joel Birlehm nimmt uns viel weg. In der Abwehr haben wir Probleme mit dem Speed von Leif TIssier. Wir sind gut in die zweite Halbzeit gestartet. Beim Stand von -1 hatte man das Gefühl, das Spiel könnte kippen, dann kommt aber eine Unterzahl, die wir mit zwei Tore verlieren und schwache fünf Minuten mit dem -6. Über das 3:3 in der Abwehr und das Sieben-gegen-Sechs im Angriff haben wir ein gerechtes Ergebnis herstellen können.“

Maik Nowak, Sportlicher Leiter des ThSV Eisenach:

„Wir belohnen uns nicht für unser gutes Angriffsspiel bis zur Halbzeitpause, lassen beste Chancen weg und gehen mit einem unnötigen minus 3 in die Pause. Nach dem 20:19 folgt ein 0:4-Tore-Lauf. Wir nehmen die Auszeit, fabrizieren weitere technische Fehler, die die TSV Hannover-Burgdorf eiskalt zum 8-Tore-Plus nutzt. Dann zeigen wir unser Eisenach-Gen, kommen zurück, verkürzen Tor um Tor. Das zeichnet uns aus und verdient Respekt.“

Felix Aellen, am Spieltag seinen 22. Geburtstag feiernder Spielmacher des ThSV Eisenach, 6 Treffer markierend:

„Bis zum 20:19 haben wir im Angriff diszipliniert gespielt. Obwohl wir das Torwartduell verlieren, haben wir das bis dahin kompensiert. Dann unterlaufen uns technische Fehler, lassen einen Siebenmeter aus, kassieren unnötige Zeitstrafen. Das hilft dem Gastgeber zu einer klaren Führung. Doch wir haben Mentalität bewiesen, uns nach dem 8-Tore-Rückstand zurückgekämpft. Auch wen wir verloren haben, wir boten eine bessere Leistung als bei unseren vorherigen Auswärtsspielen, vollzogen einen Schritt nach vorn. Wir haben gesehen, auswärts geht mehr!  Jetzt beginnt die Vorfreude auf das Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt.“

Philipp Meyer, Abwehrchef des ThSV Eisenach:

„Nachdem wir bis auf einen Treffer verkürzt hatten, spielten wir nicht konsequent weiter, wichen einen Tick vom Plan ab, kassierten Zeitstrafen und standen in Unterzahl auf dem Parkett. Da waren wir nicht clever genug.  Bis dahin hatten wir die erste und zweite Welle der Hausherren gut unterbunden. Wir waren sogar emotional überlegen. In der Phase nach dem 20:19 haben wir das Tempospiel der TSV Hannover-Burgdorf zugelassen, kassierten binnen weniger Minuten 7 Gegentore. Die Gastgeber waren im richtigen Moment voll da, wir in diesen Minuten leider nicht. Diese Phasen müssen wir minimieren. Es darf uns nicht verunsichern, wenn wir zwei oder drei Tore hinten liegen. Nun treffen wir am Donnerstag mit der SG Flensburg-Handewitt auf das Maß aller Dinge in dieser Liga.“

Timothy Reichmuth, Linksaußen des ThSV Eisenach:

„Wir boten in der ersten Halbzeit ein Super-Angriffsspiel, ließen aber zu viele gute Möglichkeiten aus, agierten zugleich in der Abwehr nicht konsequent genug. Wir starten auch gut in den zweiten Abschnitt, lassen aber einen 0:4-Tore-Lauf zu. Uns unterlaufen auch nach der Auszeit technische Fehler, die Hannover zu Gegenstößen nutzt. Über unsere 3:3-Abwehr haben wir uns nach dem 8-Tore-Rückstand zurückgekämpft, das bestmögliche Endergebnis noch erreicht.“

Heidmar Felixson, Co-Trainer TSV Hannover-Burgdorf:

Wir wollten den Sieg unbedingt. Anfangs hatten wir Lücken in der Abwehr. In der zweiten Halbzeit spielten wir sehr konzentriert im Angriff, insbesondere Marius Steinhauser und Leif Tissier. Stark die 13 Tore von Marius Steinhauser.

Sven-Sören Christophersen, Sportlicher Leiter der TSV Hannover-Burgdorf

Die Erkrankung von Christian Prokop kam überraschend. Er und wir hatten vollstes Vertrauen in Heidmar Felixson. Wir hatten im Laufe der Woche mit Krankheiten zu kämpfen, wussten lange nicht, wer aufläuft, waren im ständigen Austausch. Einige erkrankte Spieler stellten sich heute in den Dienst der Mannschaft, um die so wichtigen zwei Punkte in Hannover zu behalten. Ein Riesenkompliment an alle.

Statistik: TSV Hannover-Burgdorf - ThSV Eisenach 32:30 (17:14)

TSV Hannover-Burgdorf: Gade (1 Parade.), Birlehm (13 Paraden/1 Tor); Tissier 7, Poulsen 7, Kurok, Pedersen 3, Steinhauser 13/6, Michalczik, Aho, Stutzke, Solstad, Fischer 1, Feise, Weber, Rodriguez

ThSV Eisenach: Spikic (5 P.), Heinevetter (2 P.); Joelsson 8/4, Reichmuth 3, Beneke 4, Hangstein 1, Walz 2, Ende, Aellen 6/4, Meyer 1, Antonijevic, Seitz 1, Kurch 1, Büchner 2, Saul 1, Leu

Zeitstrafen

TSV Hannover-Burgdorf 2 x 2 Min.

ThSV Eisenach 6 x 2 Min., Rot Leu (27.), Seitz nach 3. ZS (45.)

Siebenmeter

TSV Hannover Burgdorf 6/6 

ThSV Eisenach 8/10

Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic

Zuschauer: 7.771 (ZAG Arena, Hannover)

Th. Levknecht
 

Stephan Seitz im Zweikampf mit Justus Fischer - sportfotoseisenach
Oskar Joellson, hier energisch die Nahstelle der gegnerischen Abwehr ansteuernd, markierte 8 Treffer - sportfotoseisenach
Tillman Leu sah frühzeitig die rote Karte - sportfotoseisenach
Max Beneke auf dem Weg zum Tor . sportfotoseisenach
Alex Saul beim Torwurf gegen Leif Tissier - sportfotoseisenach
ThSV-Fans auf dem Rang in der ZAG Arena - sportfotoseisenach
Unser Team dankt nach dem Abpfiff den mitgereisten Fans - sportfotoseisenach
Fynn Hangstein kam in der Schlussphase und trug sich auch in die Torschützenliste ein - sportfotoseisenach
Skeptischer Blick: Maik Nowak, unser Sportlicher Leiter, am Samstagabend - sportfotoseisenach