"Uns schien der Saft auszugehen."
Unser Team unterliegt am Sommergewinns-Vorabend den hochkarätig besetzten Rhein-Neckar Löwen mit 30:35 (18:17) - Vor dem Anpfiff verkündet: Jannis Schneibel kehrt im Sommer zurück
Spieler und Offizielle der mit Nationalspielern gespickten Rhein-Neckar Löwen rissen bei der Schluss-Sirene geradezu euphorische die Arme hoch. Sie hatten „Angstgegner“ ThSV Eisenach bezwungen. Die Wartburgstädter unterlagen 30:35 (18:17). „35 Gegentore in einem Heimspiel, das sind zu viele, um zu gewinnen“, konstatierte Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer. „Wir haben zu wenige Duelle gewonnen“, befand ThSV- Rückraumspieler Malte Donker. „Wir haben bis zum Schluss alles gegeben. Gegen die Rhein-Neckar Löwen farf man schon mal verlieren“, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. Von einem verdienten Sieg der Gäste spracht ThSV-Coach Misha Kaufmann.
Erfolgreichste Werfer für den ThSV Eisenach waren der stark auftrumpfende Filip Vistorop mit 9 Treffern aus 10 Versuchen und Marko Grgic mit 7 Treffern aus 14 Versuchen. Marko Grgic versenkte alle 4 seinem Team zugesprochenen Siebenmeter gegen das prominente Totwartduo David Späth/ Mikael Appelgren. Für die Gäste markierten Jon Lindenchrone 9 Treffer (aus 12 Versuchen) und Juri Knorr (7 Treffer aus 8 Versuchen). Für die Gäste stand eine Wurfquote von 80 Prozent. Die Statistik wies hier für den ThSV Eisenach nur 65 Prozent auf. Der Coach der Gäste aus Mannheim, Sebastian Hinze, sah sich an diesem Abend zwischen Gegenwart und Zukunft, wechselt er doch zum 01.07.2025 auf den Trainerstuhl des Thüringer Traditionsvereines.
Aktuell rangiert der ThSV Eisenach mit 21 Pluspunkten auf dem 11. Tabellenplatz. „Dieser Zwischenstand mit diesem Kader, einfach toll“, sprach Dragan Jerkovic, der Torwarttrainer der Rhein-Neckar Löwen, seinem Ex-Verein große Anerkennung aus. Dragan Jerkovic gehörte von 2001 bis 2005 zum Torwartteam des ThSV Eisenach.
Zwei Eisenacher Traditionsvereine arbeiten zusammen
Das größte deutsche Frühlingsfest, der Sommergewinn, wurde am Wochenende in Eisenach gefeiert. Der ThSV Eisenach lief in einem eigens kreierten Sommergewinns-Trikot auf. Auch im Vorjahr trug der ThSV Eisenach zu diesem Zeitpunkt ein Sommergewinnstrikot. Der Erlös des Trikotverkaufs vom Vorjahr in Höhe von 1.400 Euro wurde am Freitagabend an Zunftmeister Torsten Daut übergeben. Tags darauf, am Samstag, gehörte der ThSV Eisenach, von der E-Jugend bis zum Bundesligateam, Vorstandsmitgliedern und Legenden des Eisenacher Handballs, zu den Teilnehmern des Festumzuges unter dem Motto „Seltenes Handwerk in Thüringen“, der von mehreren Zehntausend Menschen bejubelt über die Straßen der Stadt rollte. „Wir verstehen uns Handwerk“ lautete das Motto des ThSV Eisenach. Zwei Eisenacher Traditionsvereine arbeiten zusammen.
Jannis Schneibel kehrt zurück
Stimmungsvoll ging es am Freitagabend schon vor dem Anpfiff zu. ThSV-Nachwuchsspieler Vincent Oelschläger wurde als DAIKIN- Torschütze des Monats Februar geehrt. Über 40 Prozent hatten sich für dessen Rückhandtreffer nach einem Tempogegenstoß unter Bedrängnis in einem A-Jugend-Regionalliga-Spiel entschieden. Lutz Sinke, den besten Linkshänder den Motor Eisenach hatte, wurde zum 75. Geburtstag gratuliert. Donnernden Applaus der 2.800 Zuschauer in der ausverkauften Werner-Aßmann-Halle gab es für die Nachricht, dass der persönlich anwesende Jannis Schneibel, einer der Aufstiegshelden der Saison 2022/2023, im Sommer von der HBW Balingen-Weilstetten zum ThSV Eisenach zurückkehrt. Per Zweitspielrecht war er dort, zog sich zu Beginn des Jahres eine schwere Verletzung (Kreuzbandriss) zu, hofft auf die Rückkehr auf Handballparkett im Januar 2026. Mit einer Minute stillen Gedenkens wurde an das kürzlich verstorbene ehemalige ThSV-Vorstandsmitglied Bernhard Abel gedacht.
Filip Vistorop nicht zu stellen
„Die erste Halbzeit wurde von zwei guten Offensivreigen geprägt“, konstatierte Sebastian Hinze. „Leider unterliefen uns schon im ersten Abschnitt zu viele technische Fehler“, merkte Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer an. Derer 11 waren es während der 60 Minuten. Auf Seiten der Gäste wurden nur 6 technische Fehler notiert. Mit einer weit vor der Neun-Meter-Linie agierenden Abwehr begegneten die Gäste Eisenachs Spiel mit 4 Rückraumspielern. Im ersten Abschnitt fanden die Hausherren gute Lösungen, vor allem durch Filip Vistorop. Nationalmannschaftstorhüter David Späth im Kasten der Löwen hatte im ersten Abschnitt offensichtlich Probleme mit dieser offensiven Abwehr vor ihm. Die Wartburgstädter spielten überwiegend mit Ivan Snajder auf Links- und Moritz Ende auf Rechtsaußen, Marko Grgic, Filip Vistorop, Simone Mengon und Peter Walz im Rückraum sowie Matija Spikic im Tor. Philipp Meyer kam als vorgezogene Spitze in der Abwehr. Mit Matija Spikic hatte der ThSV Eisenach im ersten Abschnitt ein kleines Plus auf der Torwartposition. Für Eisenacher Ballverluste dankte vornehmlich Patrick Groetzki per Tempogegenstoß mit 5 Treffern, einer 100-Prozent-Abschlußquote. Er versenkte zum 3:4 (6.). Mit viel Herzblut agierten die Wartburgstädter, gewohnt lautstark unterstützt vom eigenen Anhang. Moritz Ende schloss einen Gegenstoß zum 6:5 für die Hausherren ab (9.). Der aufgerückte Philipp Meyer netzte nach einem Tempogegenstoß über mehrere Stationen zum 8:6 ein (13.). Filip Vistorop ließ sich kaum stellen. Die Gelbhemden profitierten von der individuellen Qualität ihres Spielmachers Juri Knorr, der beim Eisenacher Anhang frühzeitig in Ungnade gefallen war und bei jedem Ballkontakt mit einem Pfeifkonzert bedacht wurde. Eine „Vistorop-Fackel“ zischte zum 10:9 ins Gehäuse von David Späth (17.). Marko Grgic zog scharf zum 12:11 ab (19.), verwandelte einen an ihm verwirkten Siebenmeter zum 14:12 (21.). Einen Ballgewinn von Philipp Meyer vermochten die Hausherren nicht zu nutzen, sie ließen das Leder ins Seitenaus gleiten. Ivan Snajder traf wenig später dennoch im Nachwurf zum 15:13 (24.). Den Ausgleichstreffer der Gäste durch den starken Jon Lindenchrone (16:16, 27.) beantwortete Filip Vistorop mit zwei Treffern zum 18:16 (29.). Tim Nothdurft traf zum Pausenstand. „Wir hätten zur Pause deutlicher führen müssen.“, ärgerte sich Eisenachs Philipp Meyer.
Rhein-Neckar Löwen mit viel Effizienz
„Nach dem Seitenwechsel funktionierte das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart nicht mehr“, merkte Malte Donker kritisch an. „Bei uns klappte nun das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart“, befand Dragan Jerkovic. Die Keeper auf beiden Seiten blieben unter 10 Paraden. „Da kann man nicht von einer Super-Torwartleistung sprechen“, erklärte Dragan Jerkovic. Von den Außenpositionen parierte Bälle hob Sebastian Hinze mit Blick auf seinen Torhüter David Späth jedoch hervor. „In der zweiten Halbzeit war bei uns ein bisschen der Wurm drin“, befand ThSV-Kapitän Peter Walz. „Gefühlt ging uns der Saft aus“, erklärte ThSV-Coach Misha Kaufmann. Sein Team kam nach Wiederanpfiff schlecht ins Spiel. „Das zog uns mental runter“, so Misha Kaufmann. Die Gelbhemden aus Mannheim schlossen nach dem 19:19 (34.) konsequent zum 21:24 durch den immer wieder über die rechte Seite in die Tiefe stoßenden Jon Lindenchrone ab (41.). „Wir haben dann die 2 bis 3-Tore-Führung behauptet, kassierten im zweiten Abschnitt nur noch 12 Gegentore“, bilanzierte Sebastian Hinze. „Ich habe die bisher Eisenach auszeichnende Energie vermisst“, so Dragan Jerkovic. „Marko Grgic und Simone Mengon stehen auf dem Schlauch“, vermerkte Misha Kaufmann. Die beiden Nationalspieler sind seit der Vorsaison mit Olympia und WM im Dauereinsatz, nahezu ohne Pause. Juri Knorr, mit seiner Dynamik und präzisen Zuspielen unter Bedrängnis, dirigierte das Angriffsspiel der Gäste. Jannik Kohlbacher netzte zum 23:28 ein (47.). „Wir fanden nur noch schwer Lösungen“, rekapitulierte Misha Kaufmann. Aufgeben? Nicht der ThSV Eisenach! Die letzten Körner wurden beim 7 gegen 6 investiert. Den Eisenachern gelang das schönste Tor des Tages, ein Kempa zwischen Filip Vistorop und Fynn Hangstein zum 27:30 (53.). Marko Grgic und Peter Walz netzten zum 29:30-Anschlußtreffer ein (55.). Die Gäste antworteten mit Konsequenz zum 29:33 (57.). David Späth parierte einen Grgic-Ball, Malte Donker kassierte eine Zeitstrafe. Der von den Rhein-Neckar Löwen so sehnlichst erhoffte Sieg wurde Realität. Patrick Groetzki erhöhte im Doppelpack auf 30:35 (59.).
Statistik
ThSV Eisenach: Spikic (7 Paraden - 32 Gegentore), Heinevetter (42.-46./ 0 Paraden – 3 Gegentore); Vistorop (9), Reichmuth, Capric, Hangstein (1), Attenhofer, Walz (3), Mengon (1), Grgic (7/4), Ende (1), Meyer (1), Donker (2), Kurch, Snajder (5), Saul
Trainer: Kaufmann
Rhein-Neckar Löwen: Späth (8 Paraden – 29 Gegentore), Appelgren (bei 1 Siebenmeter/ 0 Paraden – 1 Gegentor); Nothdurft (4), Plucnar, Knorr (7/1), More, Davidsson (1), Groetzki (5), Forsell Schefvert (5), Michalski, Willner, Lindenchrone (9), Jaganjac (1), Kohlbacher (3)
Trainer: Hinze
Siebenmeter
ThSV Eisenach: 4/4 (Grgic verwandelt 3 x gegen Späth und 1 x gegen Appelgren)
Rhein-Neckar Löwen: 1/1 (Knorr verwandelt 1 x gegen Spikic)
Zeitstrafen
ThSV Eisenach: 4 x 2 Min. (Grgic 3. und 50., Walz 39., Donker, 57.)
Rhein-Neckar Löwen: 2 x 2 Min. (Kohlbachaer 19., Jacobsen 51.)
Schiedsrichter: Hellbusch/ Jansen
Zuschauer: 2.800 (ausverkauft)
Spielfilm: 6:6 (10.), 13:11 (20.), 16:16 (27.), 21:24 (41.), 23:28 (47.), 29:30 (55.), 29:33 (57.), 30:35 (59.)
Th. Levknecht