Was macht eigentlich Willy Weyhrauch?

Peter Rossbach, Redaktionsleiter der TA und TLZ Eisenach, erkundigte sich bei unserem langjährigen Rechtsaußen.

Willy Weyhrauch trifft im April 2023 beim Auswärtssieg in Rostock.

Acht Jahre lang stand Willy Weyrauch als Rechtsaußen für den ThSV Eisenach auf der Handball-Platte und mauserte sich durch Leistung und sympathisches Auftreten zum Publikums-Liebling. Nach der letzten Saison beendete der 30-Jährige seine Karriere. Wir haben kurz vor dem Start der neuen Saison in der Handball-Bundesliga mit dem Linkshänder gesprochen.

Jetzt startete gerade die neue Saison in der Handball-Bundesliga. Kribbelt es da bei Willy Weyhrauch nicht doch in den Knochen und er will auf die Platte – zumal es gegen die Füchse aus Berlin losging?

Überraschenderweise kribbelt bislang nichts. Wenn es zeitlich passt, werde ich mir das Auftakt-Spektakel ansehen. Bei den Temperaturen bin ich froh, nicht auf der Platte zu stehen. Ich drücke den Jungs die Daumen und hoffe auf einen Saisonstart mit Ausrufezeichen. 

Haben Sie den Schritt raus aus dem Profisport schon einmal bereut?

Zu keiner Zeit. Der Entschluss aufzuhören ist über Jahre gereift. Wenn ich es heute bereuen würde, hätte ich die falsche Entscheidung getroffen. Ich sehe das als gutes Zeichen. Um ehrlich zu sein, aufgrund der vielen neuen Herausforderungen hatte ich auch keine Zeit für Reue.

Wie hat sich das Leben gewandelt?

Wir leben in Magdeburg, wo ich als Reporter für die Magdeburger Volksstimme in der Lokalredaktion tätig bin. Während meiner Zeit als Profi habe ich nebenher Journalismus studiert. Die Wochentage sind mit Arbeit, Verpflichtungen und Familie vollgepackt. Die Wochenenden – abgesehen von gelegentlichen Wochenenddiensten – sind frei, was Zeit für Ausflüge bietet. Das ist in den Profijahren zu kurz gekommen, oft mussten sich Freunde und Familie nach mir richten, umso schöner ist es, nun flexibler zu sein.

Warum eigentlich Lokalredaktion und nicht Sportredaktion? Hat da die Zeit als Praktikant bei der Eisenacher TLZ/TA-Lokalredaktion Spuren hinterlassen? 

Tatsächlich ja. Ich habe einige Praktika durchlaufen, und nirgendwo verflog die Zeit wie in der Lokalredaktion. Die Mischung aus Terminen, der Kontakt zu den Menschen aus der Nachbarschaft und das Schreiben verbindet alles, was ich schätze. Die Arbeit ist abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere. Sport war 25 Jahre lang mein Leben, heute bin ich fast schon selbst überrascht, wie reibungslos der Übergang zu „Sportfrei“ verlaufen ist. 

Wie sieht die tägliche Routine aus? 

Gegen sechs Uhr aus dem Bett, mit unserem Hund an die Elbe, währenddessen bereitet meine Freundin die Kleine auf die KiTa vor. Dann entweder ins Fitnessstudio oder direkt zur Arbeit. Gegen Abend hole ich den Nachwuchs von meinen Schwiegereltern ab und bin gegen 19.30 Uhr zu Hause, je nachdem was noch ansteht. 

Ist noch Zeit für Sport?

Ich halt mich fit. Für andere intensive Sportarten fehlt mir die Zeit oder auch Lust. In Zukunft sehe ich mich eher auf der Zuschauertribüne als auf dem Spielfeld. 

Erleben wir Willy Weyrauch bald in der 2., 3. oder 4. Mannschaft (oder den Alten Herren 😊) des SC Magdeburg oder hängen die Handballschuhe tatsächlich komplett am Nagel?

Bei Nachfragen habe ich bislang gesagt, dass die Schuhe am Nagel hängen und dort auch bleiben. Sollte sich daran etwas ändern, würde ich mich melden. Ehrlicherweise gehe ich nicht davon aus, nochmal die Handballschuhe zu schnüren.

Mit welchen Gedanken und Gefühlen geht der Blick zurück nach Eisenach?

Ich würde es als Wechselbad der Gefühle beschreiben. Aus Erfolgssicht ging die Kurve zu Beginn meiner Zeit in Eisenach rapide bergab und in den letzten erst wieder aufwärts. Der Aufstieg war das absolute Highlight, die Kulisse und das verrückte Eisenacher Handballpublikum sowieso. In so einem langen Lebensabschnitt nimmt man viele Eindrücke mit. Viele positive, aber auch einige, aus denen man seine Schlüsse zieht. Die Zeit war lehrreich und sehr fordernd. Auch wenn das für einen Leistungssportler paradox klingt, war für mich die erfolgreichste Zeit nicht unbedingt die erfüllendste.

Plant Willy Weyrauch auch mal wieder Besuche in der Wartburgstadt? 

Unbedingt. Einige sehr gute Freunde sind immer noch in Eisenach oder jetzt wieder. Ein Ausflug nach Eisenach steht in diesem Jahr noch auf dem Wochenendprogramm.

Wo landet der ThSV zum Saisonende?

Wer mich kennt, der weiß, ich bin alles andere als ein Sportexperte, davon gibt es ohnehin schon genug. Ich wünsche mir für die Jungs eine wunderbare Saison, viel Freude mit den Fans und bewegende Momente, wie in den letzten Jahren. Alles Weitere überlasse ich den Kennern. Als Laie habe ich mal gehört, das zweite Jahr nach einem Aufstieg ist das schwerste. Mehr als der Klassenerhalt wäre eine Sensation. Doch, dass die Jungs das können, haben sie in den letzten Jahren mehrfach unter Beweis gestellt. Jetzt ist der Aufstiegsheld (Fynn Hangstein, die Red.) zurück, da kann es nur in eine Richtung gehen. 

Was wünschen Sie den einstigen Kollegen des ThSV, den Fans und dem Verein?

Dem Verein wünsche ich weiterhin viel Erfolg, dass der Weg aus den letzten Jahren so konsequent weitergegangen wird. Wenn man sieht, wie sich Struktur und Prozesse – soweit ich das beurteilen kann – modernisiert haben, ist das eine bemerkenswerte Entwicklung. Einen Traditionsverein gegen den Wind der Alteingesessenen zu verändern, stelle ich mir herausfordernd vor. Die Fans sind wahnsinnig, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Lust am Handball in Eisenach ist unglaublich. Das ist auch ein Verdienst der Jungs. Denen wünsche ich nur das Beste und einen langen Atem.     

Siehe auch:

https://www.thueringer-allgemeine.de/lokales/wartburgkreis/article407166992/was-macht-eigentlich-eisenachs-thsv-publikumsliebling-willy-weyrauch.html

 

 

 

 

Willy Weyhrauch mit Partnerin Linda und Töchterchen Matilda.