Wir gratulieren Rainer Osmann zum 75. Geburtstag!

Kleiner Mann mit großem Kämpferherzen - Handball-Legende Rainer Osmann, Spieler, Kapitän und Co-Trainer bei Motor Eisenach, als Trainer 1997 mit dem ThSV Eisenach in die 1. Handballbundesliga aufgestiegen, Ehrenmitglied und in der Hall of Fame des ThSV Eisenach, Auswahltrainer in Österreich und in Deutschland, feiert am Sonntag, 06.07.2025 seinen 75. Geburtstag. Wir reihen uns in die Schar der Gratulanten ein.

 

Rainer Osmann als Trainer des ThSV Eisenacch

Spieler, Kapitän und Co-Trainer bei Motor Eisenach, als Trainer mit dem ThSV Eisenach 1997 in die 1. Handballbundesliga der Männer aufgestiegen, Trainer der österreichischen Nationalmannschaft der Männer, DHB-Auswahl-Trainer der Frauen – Rainer Osmann ist eine Handball-Legende. Er feiert am Sonntag, 06.07.2025 im Fränkischen seinen 75. Geburtstag. Vor 11 Jahren verließ er seinen Heimatort Eisenach, zog mit seiner Frau Gudrun nach Lauf, um näher an Tochter, Schwiegersohn und Enkelkinder zu sein.

„Ich bin sehr dankbar, 42 Jahre als Spieler und Trainer im Leistungssport erlebt zu haben“, betont Rainer Osmann wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag. Mit den Nationalmannschaften von Österreich (Männer) und Deutschland (Frauen) reiste er in über 40 Länder.

 Kürzlich war Rainer Osmann Gast beim Champions-League Finale in Köln, traf in der Arena und im Hotel etliche Personen, deren Wege sich mit dem seinigen gekreuzt haben. „Ein Wiedersehen mit EHF-Funktionären, mit Wegbegleitern aus der Zeit in Österreich und beim DHB. Wunderschön“, berichtet Rainer Osmann. Zu seinen Gesprächspartner gehörte EHF-Marketing-Chef David Szlesak, einst Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft mit Rainer Osmann als Trainer, Martin Hausleitner, Generalsekretär des EHF, während der Zeit von Rainer Osmann in Österreich Generalsekretär des ÖHB, Andreas Michelmann, Präsident des DHB, Uwe Schwenker, Präsident der Handballbundesliga, und Handball-Ikone Stefan Kretzschmar. Natürlich traf er auch mit dem Trainer des neuen Champions-League-Siegers SC Magdeburg, mit Bennet Wiegert, zusammen. „Unglaublich die Leistung von Bennet Wiegert als Trainer und Sportdirektor in den vergangenen Jahren“, betont Rainer Osmann, der auf Ingolf Wiegert, den Vater von Bennet Wiegert, in den Duellen zwischen dem SC Magdeburg und Motor Eisenach auf dem Parkett traf.  

Vor den Toren von Eisenach begann alles

In Stregda, einem kleinen Ort vor den Toren Eisenachs, begann alles. Im Jahr 1964 wechselte die komplette B-Jugend der BSG Aufbau Stregda zur BSG Motor Eisenach. Die Jungs waren gut, wollten noch besser werden. Mittendrin Rainer Osmann. „Wir räumten fortan unter Trainer Horst Schmidt, der auch Trainer der ersten Männermannschaft war, in der B- und A-Jugend im damaligen Bezirk Erfurt die Titel nur so ab“, erinnert sich Rainer Osmann. Mit dabei der spätere Spitzen-Schiedsrichter Ralf Illert sowie Ingbert Meyer und Peter Hattenbach. Als 1969 die Jugendoberliga, die höchste Jugend-Spielklasse der ehemaligen DDR, gegründet wurde, belegten die Eisenacher im Duell mit den Clubs einen sensationellen 7. Platz. Der erfolgreiche Weg des Rainer Osmann war eingeläutet. Mit 19 schaffte er den Sprung in die 1. Mannschaft, die ihre Erstliga- Heimspiele in der Jahnsporthalle, einem umgebauten Pferdestall der Kasernierten Volkspolizei austrug. Hier drängten sich bis zu 500 Zuschauer stehend direkt am Parkett und von außen an den Fenstern. „Beim Duschen wurde das Abwasser vom nahegelegen Fluss Mühlgraben zurückgedrückt, sodass wir insbesondere bei starken Regenfällen in 20 Zentimeter Altwasser standen“, berichtet Rainer Osmann. Mit viel Eigeninitiative wurde in den 70er Jahren der ehemalige Kohlenkeller zu einem Mannschaftsraum umgebaut. Den Sportclubs aus Berlin, Magdeburg, Leipzig, Rostock und Frankfurt/Oder wurde in der zumeist nur 10 Mannschaften umfassenden Liga, mit Doppelspieltagen Samstagnachmittag 16 Uhr und Sonntagfrüh 11 Uhr, eingeheizt. Der Spielplan war auf Erfolge der Nationalmannschaft ausgerichtet. Mit der Übernahme des Traineramtes durch den an der DHfK Leipzig ausbildeten Hans-Joachim Ursinus flossen wissenschaftliche Aspekte verstärkt in den Trainings- und Wettkampfbetrieb ein. Der als frisch gekürter Europapokalsieger anreisende SC Magdeburg wurde in der Saison 1974/75 mit einem 9-Tore-Sieg (26:17) regelrecht vom Parkett gefegt.

Der Handball eroberte im 2.500 Mitglieder zählenden Mehrspartenverein Motor Eisenach bei der finanziellen Förderung die Spitzenposition. Alles wurde professioneller. „Wir arbeiteten drei halbe Tage in unserem Trägerbetrieb AWE. Im Kreis der Werktätigen war nicht jeder mit diesen Vergünstigungen einverstanden. Um Diskussionen vor Ort aus dem Wege zu gehen, wurden wir dann komplett freigestellt“, erinnert sich der bis 1984 als Regisseur das Spiel gestaltende Rainer Osmann. Motor Eisenach wurde mehrfach beste BSG, qualifizierte sich in Hin- und Rückspiel über Dynamo Berlin auch für die Pokalendrunde. Zur Überraschung der Verantwortlichen der Endrunde in Rostock! An der Tür der Kabine stand der Name der eigentlich erwarteten Mannschaft, der Name von Dynamo Berlin

Lutz Sinke, der beste Linkshänder von Motor Eisenach, spielte über viele Jahre mit Rainer Osmann erfolgreich zusammen. „Rainer Osmann war stets ein Vorbild in punkto Einstellung und Kampfbereitschaft. Auf der mittleren Aufbauposition löste er die Spielzüge für die Halbpositionen aus, also auch für mich. Das Wort von Rainer Osmann hatte im Mannschaftskreis Gewicht. Mit ihm verbindet mich eine fortwährende Freundschaft“, betont der selbst kürzlich seinen 75. Geburtstag feiernde Lutz Sinke.

 Mit 1,71 Meter wies Rainer Osmann wahrlich kein Handball-Gardemaß auf, hatte handballtechnisch einiges drauf, verschaffte sich als großer Kämpfer ganz viel Respekt, im Angriff auf der zentralen Aufbauposition, in der Abwehr als vorgezogene Spitze. „Als Spieler war er stets ein unbequemer Gegner, weil ausgesprochen bissig. In der Zahl der geworfenen Tore war ich besser, in der Zahl der Zeitstrafen waren wir etwa gleich“ weiß Lothar Döring vom SC Leipzig, Olympiasieger 1980.

Rainer Osmann vollendet Tempogegenstoß zur faustdicken Überraschung

Mitte der 80er Jahre berichtete das DDR-Fernsehen über ein überraschendes Ergebnis. Motor Eisenach knöpfte dem ASK Vorwärts Frankfurt/Oder in dessen Halle mit einem 22:22 einen Zähler ab. Und das, obwohl mit Lutz Westram, Edmund Nositschka und Lutz Sinke gleich drei Stammkräfte fehlten, der klare Favorit bereits 22:17 führte.  Beim Stand von 22:21 leitete Eisenachs Torhüter Stefan Scheidt einen Tempogegenstoß über Viktor Eiser ein, den der sprintende Rainer Osmann zum umjubelten 22:22-Ausgleich versenkte. Aus Personalnot hatte sich Co-Trainer Rainer Osmann nochmals das Spielertrikot übergestreift.

                      ===========================================

               Geburtstagsgruß des einstigen Mitspielers Victor Eiser

Victor Eiser, spielte gemeinsam mit Rainer Osmann für Motor            Eisenach, betreibt seit 1998 in Hamburg die Gaststätte „Victor`s Restaurant“. Gastiert der ThSV Eisenach in der Hansestadt, Victor Eiser ist dabei, lädt das Team auch zu sich ins Restaurant ein. Der einstige Klasse-Außen übermittelt Rainer Osmann einen besonderen Geburtstagsgruß:

„Gemeinsam schwitzen, gemeinsam siegen. Das Band, das uns verbunden hat, ist stärker als jede Niederlage. Es spiegelt die Essenz des Teamsports wieder: Nicht die individuelle Leistung, sondern das gemeinsame Streben nach Erfolg und das Überwinden von Rückschlägen sind das Fundament eines echten Teams. Das berühmte Wir-Gefühl geht weit über das Spielfeld hinaus und prägt auch das Privatleben von Mitspielern. Das gemeinsame Training ist ein zentraler Aspekt sportlicher Freundschaft. Rainer Osmann war immer ein großes Vorbild für mich! Alles Gute zum 75. Geburtstag!

             ========================================

Heimspiele in Erfurt/ Endlich eine Halle in Eisenach/ Stürmische Wendezeit

Mit dem Umzug Anfang der 80er Jahre nach Erfurt zur Austragung der Heimspiele rückte Motor Eisenach mehr ins Rampenlicht. „Empor Rostock kam als Europapokalsieger. Die Kogge ging unter. Frank-Michael Wahl donnerte den letzten Siebenmeter für Rostock gleich neben unser Tor. Wir gingen als Sieger vom Parkett“, erinnert sich Motor-Torhüter Stefan Scheidt, der einen Sahne-Tag erwischt hatte. Stefan Scheidt hat Rainer Osmann als ausgesprochen trainingsfleißig in Erinnerungen, mit zusätzlichen Einheiten. „Er war ein Vorbild für uns alle. Insbesondere in punkto Kampfbereitschaft. Den Übergang vom Spieler zum Trainer hat er bestens vollzogen“, erklärt Stefan Scheidt.

Mit der Einweihung der neuerbauten 1.400 Zuschauer fassenden Sporthalle Katzenaue im April 1984, die später den Namen Werner-Aßmann-Halle erhielt, im Jahr 1997 um- und ausgebaut wurde, bekamen die Motor-Handballer endlich eine erstligataugliche Heimstätte, der Handball in Eisenach einen zusätzlichen Schub. Bis 1984 spielte Rainer Osmann kontinuierlich in der ersten Mannschaft, schlüpfte dann in die Rolle des Co-Trainers an die Seite von Hans-Joachim Ursinus, wenn Not am Mann war, sich aber auch noch selbst das blau-weiße Trikot überstreifte, wirkte zugleich ehrenamtlich als stellvertretender Vorsitzender der Gesamt-BSG. An der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig absolvierte Rainer Osmann ein externes Trainer-Studium.

1989/90 folgten die stürmischen Wendejahre. Der Leistungshandball in Eisenach musste völlig neu strukturiert werden. Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen! Engagierte Handballfreunde lamentierten nicht, packten an, der ThSV Eisenach wurde aus der Sektion Handball der BSG Motor Eisenach gegründet. Alle Sektionen der BSG Motor für den neuen Verein zu gewinnen, misslang. Vertan die Chance, einen großen Stadtsportverein mit verschiedenen Abteilungen zu gründen.

Jeder einzelne Bürger der ehemaligen DDR musste sein Leben neu ordnen. Rainer Osmann entschied sich 1990 für die Selbständigkeit als Versicherungsmakler. In der Phase des Büroaufbaus in Eisenach hat er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der „Helvetia“ und „Alte Leipziger“ erfolgreich abgeschlossen. Das Büro „Osmann Versicherungen“ besteht noch heute, wird von Jens Hartramph, sehr zur Freude von Rainer Osmann, weitergeführt.  

In Sachen Handball heuerte Rainer Osmann im hessischen Obersuhl als Spielertrainer an. Als Ende 1992 dem ThSV Eisenach das Wasser bis zum Halse stand, nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga (dafür hatte sich Motor Eisenach in der letzten DDR-Oberligasaison qualifiziert) im Frühjahr 1992 ein Abstieg aus der 2. Liga drohte, kehrte Rainer Osmann zu seinem „Heimatverein“ zurück. Die Überzeugungskraft des damaligen Sponsors Günter Oppel und des jungen Präsidenten Helmut von Moltke war ausschlaggebend. In einer dramatischen Schlussetappe der Saison gelang der Klassenerhalt.

Aufstieg mit dem ThSV Eisenach in die 1. Handballbundesliga

Kontinuierlich ging es in den Folgejahren nach oben, geführt von der Troika Frank Seidenzahl (Präsident), Thomas Dröge (Manager) und Rainer Osmann (Trainer). Matthias Allonge, von 1991 bis 1996 Spieler beim ThSV Eisenach, blickt zurück: „Aufgrund seiner natürlichen und ehrlichen Art ist Rainer Osmann bei allen sehr gut angekommen. Er hat stets Lösungen, auch in schwierigen Situationen, gefunden. Er hat die Spieler mit ins Boot geholt. Obwohl ich gesundheitlich angeschlagen war, Rainer Osmann vertraute mir als Leistungsträger“, erinnert sich „Leitwolf“ Matthias Allonge. Im Jahr 1999 holte ihn Rainer Osmann als Co-Trainer zurück.

Im Frühjahr 1997 befanden sich Eisenach und die ganze Region im Freudentaumel. Der ThSV Eisenach mit Trainer Rainer Osmann und Jürgen „Bongo“ Beck als Kapitän stieg in die 1. Handballbundesliga auf.  Stephan „Apollo“ Just war mit 17 Lenzen das Küken. „Rainer Osmann hat den Startschuss für meine Laufbahn, für meine erfolgreichen Jahre gegeben. Er hat Vertrauen zu mir gehabt, es mit mir zu versuchen. Dafür bin ich ihm dankbar.“ Diese Worte verbindet Stephan Just mit den Geburtsgrüßen in Richtung Franken.  (Stephan Just spielte später für den SC Magdeburg, GWD Minden und bestritt 14 A-Länderspiele. Von wenigen Tagen ist er als Trainer mit dem HC Oppenweiler/Backnang in die 2. Handballbundesliga aufgestiegen.)

„Die graue Maus“ aus Thüringen trotzte allen Experten-Vorhersagen, zeigte, wo die Wartburg steht. Das Team um Jörn Schläger, Titel Raduta, Dirk Koppe und Zdeno Vanek schaffte 1997/98 den Klassenerhalt in der Beletage des deutschen Handballs. Im November 2000, das Eisenacher Handballschiff befand sich in stürmischen Gewässern, trennten sich die Wege des ThSV Eisenach und Rainer Osmann. „Wir standen auf einem Nichtabstiegsplatz. Acht Jahre ThSV Eisenach, mit Nichtabstieg aus der 2., Aufstieg in die 1. Bundesliga und Klassenerhalt dort, waren kräfteraubend. Präsident Frank Seidenzahl, Manager Thomas Dröge und ich waren uns einig, den Vertrag aufzulösen und die Zusammenarbeit zu beenden“, schildert Rainer Osmann. Bis zum Sommer 2004 spielte der ThSV Eisenach im deutschen Handballoberhaus. Nach einjährigen Stippvisiten geht der ThSV Eisenach seit 2023 wieder in der 1. Handballbundesliga auf Tore- und Punktejagd.

Nationalmannschaftstrainer in Österreich und in Deutschland

Von Januar 2001 bis Mai 2001 amtierte Rainer Osmann als Trainer in Erlangen. Die Qualitäten eines Rainer Osmann hatten sich bis Österreich herumgesprochen. Er hatte die Möglichkeit, bei TuSEM Essen als Trainer einzusteigen, die deutschen Junioren zu übernehmen oder nach Österreich zu wechseln. Im August 2001 übernahm der Eisenacher die Geschicke des Austria-Auswahltrainers. Bis Februar 2008 führte Rainer Osmann die österreichische Handballnationalmannschaft der Männer.

„Rainer Osmann hat viele Jahrzehnte seines Lebens dem Handball untergeordnet, aus Liebe für diese faszinierende Sportart“ erklärte einst der ehemalige österreichische Nationalspieler und langjährige Bundesligaspieler Viktor Szilágyi, heute Geschäftsführer des deutschen Rekordmeisters THW Kiel. „Unsere Wege haben sich erstmals 2001 gekreuzt, als Rainer Osmann das Amt des österreichischen Auswahltrainers übernahm. Er war nicht nur fachlich, sondern auch menschlich eine Bereicherung. Uns verbindet eine fortwährende Freundschaft, mit persönlichen Treffen immer wieder aufgefrischt“, fügte der einstige Klasse-Rückraunspieler hinzu.

Es folgte die Zeit für viele andere schöne Dinge des Lebens, ohne Handballstress. Doch dann meldete sich der Deutsche Handballbund. Die Stelle des Juniorinnen-Auswahltrainers war neu zu besetzen. Die Argumente überzeugten. Rainer Osmann wechselte im Oktober 2008 in den DHB-Trainerstab für den weiblichen Bereich; zunächst als Juniorinnen-Coach und Co-Trainer der Frauen, ab April 2009 als Trainer der Frauen-Nationalmannschaft. Mit den DHB-Frauen belegte er bei der WM in China einen guten 7. Platz. Bei der EM 2010 war mit Platz 13 ein Rückschlag zu verzeichnen. „Mein Körper hat sich gemeldet. Mein damaliger Kardiologe riet mir über meine Zukunft nachzudenken. Nach einer Bedenkzeit habe ich mich vom Leistungshandball verabschiedet“, so der Jubilar rückblickend.

Andreas Schwabe arbeitete 18 Jahre mit Rainer Osmann zusammen, beim ThSV Eisenach, beim österreichischen Handballverband und beim DHB. „Eine ehrliche und korrekte Zusammenarbeit. Wir haben uns stets über alles ausgetauscht. Wir waren nicht immer einer Meinung, haben aber offen und ehrlich miteinander gesprochen, wo andere vielleicht gekränkt gewesen wären.“  Mitte der 90er Jahre konzentrierte sich der ThSV Eisenach auf den Männer-Handball. „Ein richtiger Schritt“, betont Andreas Schwabe. Er wechselte von den Regionalliga-Frauen des ThSV Eisenach zu den Zweitbundesliga-Männern des gleichen Vereins.

Im Jahr 2001 übernahm Rainer Osmann die Aufgabe des österreichischen Nationalmannschaftstrainers. Andreas Schwabe stand ihm als Co-Trainer zur Seite, trainierte zugleich die österreichischen Junioren. „Rainer Osmann erzeugte Aufbruchstimmung, leistete Pionierarbeit beim Aufbau einer Nationalmannschaft“, blickt Andreas Schwabe auf die Etappe in Österreich. „Das war eine faszinierende Zeit“, erinnern sich Rainer Osmann und Andreas Schwabe. Als Rainer Osmann 2009 Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft wurde, folgte Andreas Schwabe ihm erneut und fungierte beim DHB als Co-Trainer und parallel gemeinsam mit Kathrin Blacha als Trainer der Juniorinnen-Nationalmannschaft.

Hilfe für zwei Thüringer Vereine

Praktisch zum Ausklang seiner Trainer-Karriere, bevor er Thüringen Richtung Franken verließ, unterstützte Rainer Osmann den SV Town & Country Behringen/Sonneborn und den VfB TM Mühlhausen bei der Trainerausbildung.

Mit Jubilar Rainer Osmann unternahmen wir im Interview einen Streifzug durch dessen Leben

Sind Sie weiterhin am Bundesligageschehen nah dran?

In den letzten 10 Jahren habe ich aus gesundheitlichen Gründen alles aus größerer Distanz verfolgt. Durch Einladungen eines ehemaligen Hauptsponsors des HC Erlangen habe ich im letzten halben Jahr einige Spiele in Nürnberg verfolgt, habe auch zwei Einladungen des österreichischen Handballverbandes in Wien wahrgenommen. Ansonsten informiere ich mich über die Medien.

Der ThSV Eisenach, der Kultklub aus Thüringen, würdigte Ihre Verdienste mit der Aufnahme in die Hall of Fame und der Ehrenmitgliedschaft. In der Werner-Aßmann-Halle sieht man Sie aber höchst selten?

Das hat mit dem Umzug nach Franken und auch meinem fortgeschrittenen Alter zu tun. Ich fühle mich in Lauf und im Raum Nürnberg sehr wohl. Die Gegend hier ähnelt der in Thüringen. Ich habe hier inzwischen viele Freunde, habe meinen Lebensmittelpunkt in die Gegend Lauf und Nürnberg verlagert. Mit dem hier wohnenden Fußball-Kulttrainer Hans Meyer hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Nach den vielen Jahren des Reisens bevorzuge ich die Ruhe. Inzwischen bin ich am liebsten zuhause.

Wie sehen Sie die Entwicklung beim ThSV Eisenach?

Meine Anerkennung für die sportliche Entwicklung der letzten Jahre! Toll, was mit der 1. Mannschaft erreicht wurde. Gerade konnte für ein weiteres Jahr die 1. Handballbundesliga gesichert werden. Ich hoffe, diese Entwicklung hält an. Der ThSV Eisenach gehörte ja mal 7 Jahre am Stück, von 1997 bis 2004, der Beletage des deutschen Handballs an. Schade, dass kein Spieler aus der Region zum Stamm des Bundesligakaders gehört. Im Nachwuchsbereich sollte zugelegt werden. Sicherlich nicht förderlich, der fortwährende Wechsel bei den hauptamtlichen Nachwuchstrainern. Meine Anerkennung für die 2. Mannschaft, zum Landesmeistertitel und zum Aufstieg in die Regionalliga des Mitteldeutschen Handballverbandes. Sie muss zum echten Unterbau der Bundesligamannschaft werden, in der sich Talente entwickeln können!

Sie arbeiteten einst im Automobilwerk Eisenach. Auf dessen Gelände, im Industriedenkmal der ehemaligen Ostkantine, entsteht eine neue Arena, die künftig die Heimspielstätte des ThSV Eisenach sein wird. Damit wird der ThSV Eisenach zukunftssicherer gemacht. Freuen Sie sich schon auf die neue Arena an historischer Stätte?

Ich hoffe, dass das Vorhaben endlich in Angriff genommen wird. Seit über 10 Jahren ist eine neue Spielstätte im Gespräch. Ich erinnere mich, vor mehr als zehn Jahren stand der Ausbau der Werner-Aßmann-Halle in der Diskussion.  Nun muss das Vorhaben Wartburg-Arena an exponierter geschichtsträchtiger Stelle auch umgesetzt werden. Spannend für mich, wie die Arena betriebswirtschaftlich geführt werden soll.

Sie treffen sich noch mit ihren Mannschaftskameraden aus der Jugendoberliga-Zeit?

Es hat sich zu einer schönen Tradition entwickelt, dass wir uns einmal jährlich an unterschiedlichen Orten zu einem mehrtägigen Treffen, zumeist verbunden mit einer Fahrradtour, zusammenfinden. Das wollen wir fortsetzen. Demnächst vielleicht ohne Fahrradtour, nur mit gemütlichem Beisammensein. Wir sind ja alle etwas in die Jahre gekommen….

Wie ist für die heutige Generation der Unterschied zwischen Club- und BSG-Mannschaften in der DDR-Zeit zu beschreiben?

Das ist lange her. Man muss wissen, im DDR-Sportsystems war alles auf internationalen Erfolg ausgerichtet. Hierfür wurden Trainingszentren gebildet.

Die Club-Mannschaften mit dem SC im Namen (wie SC Dynamo Berlin oder SC Leipzig) waren staatlich geförderte Mannschaften mit herausragenden Bedingungen, Aushängeschilder von Partei und Staat. Die BSG (Betriebssportgemeinschaften)-Mannschaften waren Trägerbetrieben zugeordnet, wie Motor Eisenach dem AWE (Automobilwerk Eisenach), Wismut Aue dem Wismut-Bergbau und ZAB Dessau dem Zementanlagen-Werk. Die Nationalmannschaft rekrutierte sich ausschließlich aus Spielern der Clubs. In den 80er Jahren schufen die Trägerbetriebe der BSG-Mannschaften dann auch professionelle Bedingungen. Die BSG-Mannschaften drangen in die Sphäre der Clubvertretungen vor, es öffneten sich auch für einzelne BSG-Spieler die Tür zur Nationalmannschaft.

Haben Sie sich manchmal als Spieler gewünscht, einige Zentimeter größer zu sein?

Das habe ich mir nicht nur manchmal sondern sehr oft gewünscht!

An welche persönlichen Duelle als Spieler erinnern Sie sich gern, an welche ungern?

Ich erinnere mich an viele prickelnde Duelle, insbesondere an die mit Michael „Potti“ Wahl, Lothar Döring und 2-Meter-Mann Axel Kählert.

Was waren für Sie Sternstunden; als Spieler, als Trainer?

Mit 19 Jahren erfüllte sich für mich ein großer Traum, ich schaffte den Sprung in die Erstligamannschaft von Motor Eisenach! Höhepunkte waren zweifellos die mehrmalige Teilnahme mit Motor Eisenach an den FDGB-Pokalendrunden der ehemaligen DDR in Rostock. Der Aufstieg als verantwortlicher Trainer mit dem ThSV Eisenach im Jahr 1997 in die 1. Handballbundesliga und die darauffolgenden Jahre waren sicherlich eine unvergessliche Sternstunde! Während meiner siebenjährigen Auswahltrainertätigkeit in Österreich mit 100 Länderspielen sind der viermalige Gruppensieg in WM- und EM-Qualifikationen zu nennen. Der 4. Platz mit den DHB-Juniorinnen bei der EM 2009 und Platz 7 mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der WM 2009 gehören zu den Höhepunkten, den schönen Stunden meiner Trainerlaufbahn. 

Was waren für Sie die bittersten Momente?

Die Trennung in Eisenach im Herbst 2000, der Zeitpunkt der Trennung in Österreich, Anfang des Jahres 2008. 

Der Handball hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert: sportlich auf dem Spielfeld, von Sporthallen zu Arenen, bis zur Show drumherum…?

Eine rasante Entwicklung! Vor 20 Jahren war es nur wenige Arenen, inzwischen spielt fast jeder Erstbundesligist in einer Arena. Ganz viel Show kam hinzu. Der Sport selbst hat sich gravierend verändert. Die schnelle Mitte hat sich noch einmal verändert. Das taktische Mittel des 7. Feldspielers ist hinzugekommen. Das Tempo hat sich wesentlich erhöht. Früher sind wir mit 12 Spielern ausgekommen, jetzt weist das Spielprotokoll Platz für 16 Spieler auf. Das hohe Tempo macht die Arbeit für die Schiedsrichter nicht einfacher.  Durch viele Unterbrechungen verlängert sich die Zeit eines Spieles weiter. Regeländerungen haben die Attraktivität für die Zuschauer erhöht, sind – aus meiner Sicht - aber nur bedingt gut für den Handball selbst.

Wer waren Ihre markantesten Wegbegleiter im Vereinsbereich, in der Zeit als Spieler, in der Zeit als Trainer? Welche Persönlichkeiten haben Sie kennengelernt?

Wie bereits eingangs erwähnt, ich bin dankbar, 42 Jahre als Spieler und Trainer in zwei Gesellschaftssystemen erlebt zu haben. Mit fällt es sehr schwer, mich auf einige Namen festzulegen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit versuche ich es. Werner Aßmann, der Spielertrainer der Feldhandballmeisterschaft von Motor Eisenach im Jahr 1958, „Horti“ Schmidt, Max Wehner und Hans-Joachim Ursinus sind als für mich prägende Trainer zu nennen. Aus der neuen Zeit natürlich Heiner Brand. Ich habe ja praktisch zwei Spielergenerationen während meiner eigenen über 15-jährigen Spielerlaufbahn erlebt. Aus der Anfangszeit sind stellvertretend Frieder Singwald, Arvid Jänsch und Lutz Sinke zu nennen, später dann –ebenso stellvertretend! - Karl-Heinz Rost, Victor Eiser, Eddie Nositschka, Gerhard Wagner, „Bongo“ Beck und Dirk Schnell.  Es ist zudem eine Rarität, gleich dreifach mit Vater und Sohn in Sachen Handball zu wirken: Hermann und Hans-Peter Zöllner, Horst und Ralf Ehrhardt sowie Rainer und Karsten Lehmann. Markante Wegbegleiter waren während meiner Trainertätigkeit in Eisenach Helmut von Moltke, Frank Seidenzahl und Thomas Dröge sowie Andreas Schwabe, mit dem ich ja auch in Österreich und beim DHB zusammengearbeitet habe. Als markante Spieler sind - ohne Anspruch auf Vollständigkeit! – Jörn Schläger, Zdeno Vanek, Titel Raduta, Bernd Fichtner, Stephane Joulin, Uwe Seidel, Julian Duranona , Sergej Pogorelov und Uwe Schreiber zu nennen.  Während der Zeit beim ÖHB durfte ich mit David Slezak, Victor Szilagyi und Patrick Fölser zusammenarbeiten.

Was waren die Highlights Ihrer Zeit als Austria-Trainer?

Nachdem die Zusammenlegung der beiden Erlanger Vereine nicht zustande kam, erreichte mich die Anfrage des österreichischen Handballverbandes. Die Tätigkeit dort und mein Versicherungsbüro in Eisenach ließen sich verbinden. Das funktionierte über 7 Jahre. Bei Qualifikationsrunden erreichten wir 4-mal den Gruppensieg. Der Modus sah seinerzeit dann ein Entscheidungsspiel gegen einen „Großen“ vor. Erschwerend, zuerst in heimischer Halle, dann auswärts. Das war gegen Spanien und Slowenien nicht lösbar. Gegen Polen siegten wir daheim mit 6 Toren, unterlagen im Rückspiel mit 8 Treffern. Gegen die Slowakei fehlte uns ein einziges Tor. Durch diese Quali-Spiele um EM und WM habe ich viele Menschen kennen- und schätzen gelernt, wie Sead Hasanefendic, sehe nun vieles aus einem anderen Blickwinkel.

Leistungssport, Leistungshandball bedeutet auch Entbehrungen. Wir haben Sie den Spagat geschafft?

Das war nicht immer einfach. Zumal meine Frau beruflich auch erfolgreich war.  Ohne Verständnis und ohne Unterstützung der Familie wäre vieles nicht möglich gewesen. Das ist mir heute im Alter noch bewusster. Wir haben uns gegenseitig unterstützt. Dabei denke ich an gemeinsame Veranstaltungen im Reuter-Wagner-Museum, dessen Leiterin meine Frau war, oder später, wenn ich zur Spielebeobachtung in Wien weilte, konnte sie, wenn ich in der Sporthalle saß, ihrem kulturellen Bereich frönen.

Wie verbringen Sie den Tag ihres 75. Geburtstages?

Ganz ruhig im Kreise der Familie. Wir werden gemeinsam zum Mittag in ein fränkisches Wirtshaus und anschließend einen Abstecher zum Laufer Kunigundenfest unternehmen, uns dann zu Kaffee und Kuchen bei uns treffen.

Th. Levknecht

 

 

 

 

Rainer Osmann (hockend 3.v.r.) im Erstligateam von Motor Eisenach
Rainer Osmann beim Tempogegenstoß 1982
Pressekonferenz 1998: v.l. Michael Biegler (Trainer GWD Minden). Thomas Levknecht (Pressesprecher des ThSV Eisenach), Rainer Osmann (Trainer ThSV Eisenach), Thomas Dröge (Manager ThSV Eisenach)
Das Aufstiegsteam 1997 - Rainer Osmann rechts stehend
Das Aufstiegsteam 20 Jahre später vor dem Eisenacher Rathaus mit der damaligen Oberbürgermeisterin Katja Wolf
Rainer Osmann (Mitte) mit seinem einstigen Mannschaftskameraden Gerhard Wagner (li.) und Jörn Schläger (re.) aus dem Aufstiegsteam 1997 während einer Talkrunde in Vacha
Rainer Osmann (Mitte) präsentiert die Neuzugänge Sergej Pogorelov (li.) und Eric Amalou (re.). Es fotografiert Gerhard König
Weggefährten (v.l.): Thomas Dröge, Jürgen Beck, Rainer Osmann
Kulttrainer: Hans Meyer (Fußball) und Rainer Osmann (re., Handball)
Rainer Osmann (Mitte) mit Viktor Szilajyi (li.) und David Szlezak
Rainer Osmann als DHB-Auswahltrainer
Rainer Osmann mit SCM-Erfolgscoach Bennet Wiegert