Wir gratulieren Trainerlegende Achim Ursinus zum 80. Geburtstag

Motor Eisenach war Achim Ursinus. Achim Ursinus war Motor Eisenach.

Jubilar ist noch immer im Unruhestand.

Motor Eisenach war Achim Ursinus. Achim Ursinus war Motor Eisenach

Trainerlegende feiert seinen 80. Geburtstag und ist noch immer im Unruhestand

Einen Gesprächstermin mit Trainer-Legende Hans-Joachim Ursinus zu vereinbaren ist schwierig. Menschen seines Alters haben sich zumeist in den Ruhestand verabschiedet. Hans-Joachim Ursinus ist als Chef von „URSUS Management Handball-Spielervermittlung“ in Sachen Handballtransfers, nationale und internationale Spielervermittlung, ständig auf Achse. Er, in Würdigung seiner Verdienste in der „Hall of Fame“ des ThSV Eisenach, ist fast zu jedem Bundesliga-Heimspiel (und auch manchem Auswärtsspiel) seines ThSV Eisenach dabei, besucht auch Spiele der zweiten Mannschaft. Kaum zu glauben, der körperlich und geistig vitale Mann, vor Energie strotzend, begeht am 21. Januar 2025 seinen 80. Geburtstag. Wie? „Ich bin kein Freund großer Zeremonien. Gern wäre ich bei der WM in Dänemark gewesen, doch ein wichtiger Geschäftstermin lässt das nicht zu. So werde ich diesen Tag vielleicht sportlich auf der Eisbahn in Waltershausen mit meiner Familie beim von mir geliebten Schlittschuhlaufen verbringen“, erklärt der Jubilar schmunzelnd. Vor zehn Jahren sei ihm ein zweites Leben geschenkt worden, als er durch eine Viruserkrankung eine schwere Gehirnentzündung erlitt, danach fast alles neu erlernen musste. Seine körperliche Fitness und mentale Stärke halfen ihm sicherlich dabei.

Hans-Joachim Ursinus (von fast allen nur Achim genannt), wirkte in zwei unterschiedlichen Epochen und mit unterschiedlicher Länge als Trainer in Eisenach. Von September 1974 bis April 1992 war er Cheftrainer der Erstliga-Handballer der BSG Motor Eisenach und des 1990 gegründeten ThSV Eisenach. Platz 6 in der letzten DDR-Oberligasaison bedeutete die Qualifikation für die zweigleisige 1. Handballbundesliga. Ein heißes blau-weißes Herz reichte in Eisenach nicht aus, um im Profi-Handball 1. Bundesliga im wiedervereinigten Deutschland zu bestehen. Es folgte der Abstieg in die 2. Handballbundesliga. Mit seinem Ex-Kapitän und Co-Trainer Rainer Osmann auf der Kommandobrücke kehrte der ThSV Eisenach 1997 in die Beletage des deutschen Handballs zurück, traf 7 Jahre, bis 2004, um Punkte auf die weltbesten Handballer.

Im November 2006, als das ThSV-Schiff in Richtung Regionalliga abzudriften drohte, kehrte Hans-Joachim Ursinus noch einmal auf die Trainerbank in der Wartburgstadt zurück und schaffte mit dem Team den Klassenerhalt in der 2. Handballbundesliga. Im Herbst 2008 ereilte Hans-Joachim Ursinus der in diesen Jahren typische Herbstfluch, endete seine Amtsperiode.

 

Hans-Joachim Ursinus war neben seiner Eisenacher Zeit Trainer des VfL Günzburg (1992/1993), der MT Melsungen (1993/1994), vom Juli 2002 bis Frühjahr 2006 Cheftrainer beim Nord-Zweitbundesligisten HSG Niestetal/Staufenberg. Später war er mehrfach Cheftrainer Handball der SG Werratal 92, die er bis in die 2. Bundesliga führte, fungierte auch als Coach bei Regionalligist HV Bad Blankenburg, unterstützte mehrere hessische Vereine in unterschiedlichen Aufgabenbereichen.

Der in Meißen geborene Handballenthusiast war von 1963 bis 1974 in Leipzig aktiv, Europapokalsieger mit dem SC DHfK Leipzig. Er war Spieler in der Junioren-Auswahl der DDR und der international sehr erfolgreichen Leipziger Stadtauswahl.

„Amateurmeister“ mit Motor Eisenach

Mit der Übernahme des Traineramtes im Jahr 1974 durch den an der Sporthochschule DHfK Leipzig ausgebildeten Diplom-Sportlehrer Hans-Joachim Ursinus wurde der Trainings- und Wettkampfbetrieb bei den in der 1. Liga spielenden Handball-Männern von Motor Eisenach auf ein neues modernes Fundament gestellt. Als Cheftrainer betreute Hans-Joachim Ursinus Motor Eisenach und den ThSV Eisenach in den gesamten 20 Jahren bei 700 Meisterschaftsspielen.  Hinzu kamen noch ganz viele Pokal- und Freundschaftsspiele, Teilnahme an Turnieren im Inland und in der damaligen sozialistischen Staatenwelt. Wichtig zu wissen, die DDR-Oberliga, die höchste Spielklasse der DDR, umfasste gerade einmal 10 Mannschaften. Zu unterschiedlich waren hier die Regularien zwischen den Mannschaften der Betriebssportgemeinschaften (wie Motor Eisenach und Wismut Aue) zu den 5 Leistungszentren der Sportclubs (Dynamo Berlin, SC Magdeburg, SC Empor Rostock, ASK Vorwärts Frankfurt und SC Leipzig). Eine Chancengleichheit bestand nicht, war auch administrativ vom DDR-Handballverband nicht gewünscht. In der Abschlusstabelle 1978/79 belegte Motor Eisenach erstmals den 6. Platz, als beste BSG hinter den Sportclubs. In den darauffolgenden 80er Jahren hatte seine Motor-Mannschaft fast ein Abo für diesen Titel „Beste-BSG!“ „Amateurmeister“ hieß das im Volksmund. Im sportlichen Höhenflug trat das altbekannte Hallenproblem zu Tage. Die kleine Jahnsporthalle, in den 60er Jahren von einem Reitstall der „Kasernierten Volkspolizei“ in eine Sporthalle umgebaut, in (und an den Fenstern von außen) drängten sich bis zu 500 Zuschauer, wurde wegen angeblicher Zuschauerausschreitungen gegen den verhassten SC Dynamo Berlin für Oberliga-Punktspiele gesperrt. „Heimspiele“ in Mühlhausen, Leinefelde und Erfurt waren die Folge. Die Mannschaft um Trainer Hans-Joachim Ursinus und Kapitän Rainer Osmann schaffte sogar 1981 völlig unerwartet den Sprung in die FDGB-Pokal-Endrunde nach Rostock. Ab 1981 absolvierte Motor Eisenach seine Heimspiele in der 1.400 Zuschauer fassenden Erfurter Sporthalle an Beethovenplatz. Im Jahr 1982 wurde Motor Eisenach als „Beste Mannschaft des Jahres“ im ehemaligen Bezirk Erfurt mit dem „Goldenen Ball“ ausgezeichnet. Ein absoluter Quantensprung, die Eröffnung der „Großsporthalle Katzenaue“ in Eisenach am 1. Mai 1984. Diese, nach dem Erstbundesliga-Aufstieg 1997 und mit dem ehrenvollen Namen „Werner-Aßmann-Halle“ um und ausgebaut, ist heute die Heimspielstätte des ThSV Eisenach in der 1. Handballbundesliga. (Mit Werner Aßmann als Spielertrainer eroberte Motor Eisenach 1958 den Titel des „Deutschen Meisters im Feldhandball der DDR“.) Sehnsüchtig wartet der ThSV Eisenach derzeit auf eine neue Arena, die in einem Industriedenkmal des einstigen Automobilwerkes Eisenach entstehen wird. Das Land Thüringen und der Bund unterstützen den Bau der „Wartburg-Arena“, einer Multifunktionsarena auch für den Vereinssport und verschiedene Events, die zugleich Erstbundesligastandards entspricht. Der Stadtrat hat im November des Vorjahres für das lange dahin dümpelnde Projekt den Weg freigemacht. Hans-Joachim Ursinus hofft, die Eröffnung der Arena noch bei guter Gesundheit miterleben zu können.

Wir sprachen mit Hans-Joachim Ursinus kurz vor seinem „runden“ Geburtstag:

Wer prägte den Menschen und Handballer Achim Ursinus?

Da ist zuerst mein Vater zu nennen, selbst erfolgreicher Handballer und Leichtathlet. Er hat mir die Liebe, den Ehrgeiz und den Enthusiasmus für den Handballsport vermittelt. Meine Mutter hat alles begleitet, was manchmal nicht ganz einfach war. In Groitzsch, einer Kleinstadt im Landkreis Leipzig, hatte ich einen Trainer, die mich für den Handballsport begeisterten, mir Grundkenntnisse im Handball beibrachten. Über die sehr starke Bezirksauswahl Leipzig mit Trainer Ernst Riffort fand ich den Weg über Dynamo Leipzig zum SC DHfK Leipzig mit einen der weltbesten Handballer, der Lichtgestalt Paul Tiedemann. Er war zunächst mein Mitspieler, dann mein Chef-Trainer. Fast jeder im Team war Nationalspieler, von dem ich lernen konnte. Unvorstellbar aus heutiger Sicht, der Karriere-Stopp. Meine Schwester floh in den Westen, da sie als Tochter eines privaten Arztes in der DDR keinen Studienplatz bekam. Mitwisser wurden bestraft. Ich war Verwandtschaft ersten Grades und durfte nicht Clubsportler werden. Zu Spielen ins sozialistische Ausland durfte ich mitreisen, ging es dann zu Spielen ins westliche Ausland, musste ich zu Hause bleiben. Ich habe mein Studium ohne Studienverlängerung durchgezogen, habe das Diplom mit „Sehr gut“ erhalten, wurde mit dem SC DHfK Leipzig Europapokalsieger. Hans-Gert Stein, mit der gesamtdeutschen Nationalmannschaft 1959 Weltmeister im Großfeldhandball, war um 1966 einer meiner prägenden Hochschullehrer an der DHfK. Ich heiratete, unser erster Sohn Thomas wurde geboren – und ich durfte jetzt auch ins westliche Ausland, bekam eine Stelle als Hochschullehrer an der Sporthochschule, damit als 23-Jähriger Verantwortung übertragen. Der Kontakt nach Leipzig ist bis heute nicht abgerissen. Zu den Jubiläums-Feierlichkeiten „70 Jahre DHfK“ folgte ich erst kürzlich wieder einer Einladung nach Leipzig.

„Motor Eisenach war Achim Ursinus. Achim Ursinus war Motor Eisenach“, so formulierte es Thüringens anerkannter Sportjournalist Axel Eger wohl treffend?

Das trifft es. An erster Stelle und für mich immer in meinem Gedächtnis bleiben die Sportler mit einem echten Handballherz in der Brust, das waren fast alle Spieler und Betreuer, die das Trikot der ehemaligen BSG Motor Eisenach trugen. Einsatzstark, begeisterungsfähig, Leute zum Anfassen, nicht immer einfach in der Auseinandersetzung, aber echte emotionale Kerle. Hier Namen zu nennen, würde bedeuten, andere Nichtgenannte unberechtigt zurückzusetzen.

„Berufsverbot“ in der DDR

Es erfolgte der Wechsel nach Eisenach…?

Werner Aßmann stellte den Kontakt nach Eisenach her. Die BSG Motor Eisenach zeigte Interesse an mir und meinen Mannschaftskollegen Steffen Wohlrab. Die Aufgabe in der Wartburgstadt mit dem Trägerbetrieb Automobilwerk Eisenach reizte uns. Das Präsidium des Deutschen Handballverbandes der DDR fasste jedoch den Beschluss, das ehemalige Club-Spieler nicht für BSG-Mannschaften in der höchsten Spielklasse, also der Oberliga, auflaufen dürfen. Mit Abschaffung der Qualifikationsrunde stieg Motor Eisenach direkt in die DDR-Liga ab – und wir beide waren dann spielberechtigt. Werner Aßmann wurde von der Aufgabe als Trainer entbunden. Mit mir als Spielertrainer schaffte Motor Eisenach den sofortigen Wiederaufstieg und die sofortige Teilnahme an der Pokalendrunde in Rostock. Die Sektion Handball der BSG Motor leitete eine Aufwärtsentwicklung ein. Die A-Jugend spielte in der Jugendoberliga, die zweite Mannschaft spielte alsbald als Ausbildungsmannschaft in der DDR-Liga, im Nachwuchsbereich waren insgesamt 14 Mannschaften am Ball. Mit einem abgestimmten Spielsystem hatten wir einen echten Unterbau. Ich glaube, das könnte auch für den heutigen ThSV Eisenach als Vorbild dienen! Diese DNA Motor Eisenach versucht der ThSV Eisenach auch heute in seine Werte einzubeziehen.

Die Rahmenbedingungen in Eisenach waren andere als in Leipzig?

Motor Eisenach war eine Betriebssportgemeinschaft. Für die hatte die DDR-Sportführung eine andere Rolle als für die Sportclubs vorgesehen. Die Heimspiele fanden zunächst im „Museum Jahnsporthalle“, einer ehemaligen Reithalle, statt. Den Kohlenkeller haben wir als Mannschaftsraum ausgebaut. Ich kann mich noch an unsere Naserümpfen erinnern, wenn wir bei Regen oder Hochwasser in den Duschräumen in der Kloake des nahegelegenen kleinen Flusses Mühlgraben standen. Das Automobilwerk Eisenach unterstützte uns nach Kräften. Offiziell war ich dort als Verantwortlicher für die Erwachsenenqualifizierung angestellt. Für den Trainings- und Wettkampfbetrieb wurde die erste Männermannschaft freigestellt. Nach der Sperrung der Jahnsporthalle für Erstligaspiele gab es viele Jahre „auswärtige Heimspiele“. Die in der Erfurter Beethovenhalle rückten uns deutlich mehr in das Licht der Öffentlichkeit. Im Jahr 1984 durften wir endlich eine neue Halle in Eisenach beziehen. Das Gesamtkonstrukt Motor Eisenach wurde von einer stetigen Vorwärtsentwicklung geprägt. Ich musste mir trainingsmethodisch und taktisch stets was Neues einfallen lassen. Die Leistung der Mannschaft musste stimmen. Ich hatte für die sehr, sehr lange Tätigkeit in Eisenach keinen Persilschein als Trainer ausgestellt bekommen. Hervorzuheben, das vertrauensvolle Klima als Basis! Ich schätzte die Zusammenarbeit mit dem BSG-Vorsitzenden Horst Fulsche, Opa von Rene Witte, dem heutigen Geschäftsführer der ThSV-Marketing GmbH. Ich war ein experimentierfreudiger Trainer, probierte es schon damals mit 4 Rückraumspielern oder einer weit vorgezogenen Deckungsspitze. Wir genossen ein hohes Ansehen in Eisenach und weit darüber hinaus. Wir erfuhren vielfache Unterstützung von Geschäftsleuten, erhielten Produkte, die Mangelware waren. Und Mangelware war zu DDR-Zeiten ganz vieles! Eine Salatgurke aus einem Gemüseladen in der Innenstadt, ein Fläschchen Ketchup aus einem kleinen Lebensmittelladen in der Weststadt, Schinken aus einer Fleischerei. Zum Abschlusstraining waren wir oft auf der „Sängerwiese“. Improvisations- und Organisationstalent war - typisch für uns DDR-Bürger - auf allen Ebenen gefragt. „Aus einer Gärtnerei haben wir uns Baumwachs besorgt, bis über Kontakte nach Schweden an Haftmittel herankamen“, erinnert sich Achim Ursinus.

Kabine mit „falschem Namen“ versehen

Aus dieser Zeit gibt es eine Episode zum Schmunzeln?

Im FDGB-Pokal hatten wir in unserem „Pferdestall“ den SC Dynamo Berlin im Siebenmeter-Werfen rausgekegelt. Die Decke in der völlig überfüllten Jahnsporthalle schien abzuheben. Wir hatten uns für die Pokalendrunde in Rostock qualifiziert. Mit einem kleinen Robur-Bus mit Anhänger fuhren wir zwei Tage später in die Ostseemetropole. An „unserer Kabinentür“ hing das Schild „Dynamo Berlin“. Mit uns hatte keiner gerechnet. Das passte nicht in die angestrebte Zweiklassengesellschaft…

Es gab ja noch eine zweite Etappe als Trainer in Eisenach...?

Ja, von 2006 bis 2008. Es ging darum, die Mannschaft vor dem Abstieg in die 3. Liga zu bewahren. Mein ehemaliger Mannschaftskapitän Detlef Henkel half mir als Co-Trainer. Eine schwierige Situation: keine Einigkeit in der Mannschaft und im Umfeld. Es kam zum entscheidenden Spiel zum Jahreswechsel in Gensungen. Mit einer Abwehrschlacht haben wir uns gerettet. Und das möchte ich herausheben: Junge deutsche Spieler aus der damaligen Eisenacher Kaderschmiede sind da vorangegangen, haben quasi die Kohlen aus dem Feuer geholt. Bedauerlich, auch im Nachgang, dass ich die Aufgabe nicht beenden durfte.

Ein neues Kapitel mit der Wiedervereinigung Deutschlands

Die politische Wende 1989/90 veränderte auch Ihr Leben. Das Automobilwerk Eisenach fiel als Ihr Arbeitgeber weg….

Von der inneren Einstellung brauchte ich mich nicht zu ändern. Ich war auch in der DDR ein leistungsorientierter Mensch. Auch im Osten durfte man keine Pflaume sein. Ich habe Motivationsseminare und Seminare in Motivation und Personalführung vor Direktoren von Großbetrieben und Kombinaten gehalten. Für mich war es wichtig, mich als Mensch und Trainer in einer anderen Gesellschaftsordnung auszuprobieren. Vorurteile gegenüber uns aus dem Osten gab es genug. Mein Selbstwertgefühl war unerschütterlich. Der DDR-Handball genoss internationale Hochachtung. Die BRD-Nationalmannschaft war nur in der C-Gruppe. Das wird heute oft vergessen. Ich erhielt sofort nach der Wende Angebote aus Spitzenvereinen der 1. Bundesliga. Mir eilte der Ruf voraus, ein „harter Hund“ zu sein. Doch das brauchte ich kaum zu zeigen. In punkto Kommunikation musste ich mich kaum verändern, habe Führungsspieler mit einbezogen. Ich arbeitete als Honorartrainer, bekam sofort die A-Lizenz als Bundesligatrainer.

Welche Ihrer weiteren Trainerstationen haben Sie besonders in Erinnerung?

Beim VfL Günzburg war ich bei einem Traditionsverein, bei dem schon Ex-Bundes- und Weltmeister Trainer Vlado Stenzel als Trainer gewirkt hatte. Ich durfte mit einer großartigen Mannschaft um Nationalspieler und meinem Kapitän Jörg Löhr arbeiten, die ich vom letzten auf den 4. Tabellenplatz führte. Von einem großen finanziellen Fundament konnte ich während der Saison bei der MT Melsungen profitieren. Im Raum Kassel bestand großes Handballinteresse. Auch die benachbarte HSG Niestetal-Staufenberg nutzte das. Ich arbeitete mit einem Team aus 7 Nationen, von Russland bis Brasilien. Das war für mich neu. Einige Ex-Eisenacher (u.a. Benjamin Trautvetter, Christoph Jauernik, Philipp Seitle) standen ebenso im Team, trugen zu einer Super-Entwicklung bei.

Der Handball hat sich in all den Jahren verändert. Zu seinem Vorteil?

Ich schaue zwiespältig auf die Entwicklung. Das 1 gegen 1- Modell hat sicherlich Vorteile. In dieser einseitigen Ausrichtung sehe ich allerdings große Probleme gegen Mannschaften mit einem Top-Innenblock. Da fehlen mir gruppentaktische Maßnahmen, das Spiel mit vielen Positionswechseln, das Kreuzen. Durch Regeländerungen, wie die schnelle Mitte und das 7 gegen 6 ist das Spiel noch schneller geworden.

Sie tun viel für Ihre eigene körperliche Fitness?

Ich habe immer Sport getrieben. Nicht nur Handball. Außer Springreiten und Autorennen habe ich fast alles gemacht! Bei der DHfK erfuhr ich eine breitgefächerte Ausbildung. Auch in der Leichtathletik, Turnen, Schwimmen, Wassersport, im Wintersport und in den Kampfsportarten. Natürlich auch in den anderen Sportspielen. Das hat mir immer geholfen, Sportverletzungen gesundheitliche Rückschläge, wie die schwere Gehirnentzündung vor 10 Jahren, wegzustecken. Ich trainiere 3 bis 4-mal in der Woche im Fitnessclub, betreibe 3-mal wöchentlich Wassergymnastik im Sole-Bad Bad Salzungen. Mein Motor darf nicht ins Stottern kommen. Ich weiß, was ich für meine Gesundheit tun muss, um motorisch und im Kopf auf bestem Niveau zu bleiben. Für „Otto-Normalverbraucher“ ist das freilich nicht das Modell. Kontinuierlich so zwei-mal in der Woche macht da schon Sinn.  

Ein Blick in die Zukunft

Sie vollenden das 80. Lebensjahr, denken aber nicht an Ruhestand. Welche Pläne haben Sie?

In der „Nachspielzeit“ meiner Spieler- und Trainerlaufbahn betreibe ich seit 10 Jahren die nationale und internationale Spielervermittlung „URSUS Management Handball-Spielervermittlung“. Mein Ziel ist es, jährlich 20 Spieler aus dem Ausland und aus Deutschland zu vermitteln, diese zu betreuen, Kontakt zu halten, dazu Verbindung zu den Vereinen zu pflegen. Ein Netzwerk, entstanden aus meiner Zeit als Spieler und Trainer, bildet den Grundstein. Eine Analyse, quasi ein Befund geht den Vermittlungen voraus. Ein Maß an Gesundheit und Fitness meinerseits sind erforderlich. Ich werde immer wieder neu gefordert, auch sprachlich. Ich bewerte jeden Tag dieser „Nachspielzeit“ als Geschenk. Ich bin auch bereit, wenn gewünscht, mich beim ThSV Eisenach einzubringen, erachte eine stärkere Anbindung auch als „Rückgabepflicht“ meinerseits. Eine Anbindung im Hintergrund würde Sinn machen.

Was steht aktuell auf Ihrer Agenda?

Ich habe bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, meine Biografie zu schreiben. Diese will ich mit Unterstützung des Eisenacher Autors Matthias Klass zum Abschluss bringen. Pünktlich zu Beginn der Bundesligasaison 2025/2026 soll das Handball-Buch erscheinen. Der Arbeitstitel: „Kämpferherz. Mein Leben zwischen zwei Welten. Ein Handballer erzählt.“ Darin nimmt natürlich meine Eisenacher Zeit einen besonderen Raum ein. Ich bin von den verschiedensten Handballanhängern und Sportfreunden aus Thüringen, Sachsen und Hessen zu dieser Beschreibung meines Lebens aufgefordert worden.

Wir gratulieren Achim Ursinus ganz herzlich zum 80. Geburtstag und wünschen ihm noch viele schöne Jahre bei guter Gesundheit. Sport frei!

Th. Levknecht

 

!974: Das Team des SC DHfK Leipzig verabschiedet Achim Ursinus
Motor Eisenach 1978: Hinten (v.l.): Dieter Kuhla (Mannschaftsleiter), Franz Fischer (Co-Trainer), Edmund Nositschka, Detlef Henkel, Lutz Sinke, Gerrit Klein, Gunter Funk, Wolfgang Heyer (Physiotherapeut), Jürgen Wagner, Steffen Wohlrab, Hans-Joachim Ursinus (Trainer) Vorn (v.l.): Werner Hering (Mannschaftsleiter), Jürgen Beck, Victor Eiser, Roland Kaschel, Rainer Lehmann, Peter Witzsche, Rainer Osmann, Jochen Mascher, Gerhard Wagner
Achim Ursinus (re.) und Werner Hering, viele Jahre Mannschaftsleiter bei Motor Eisenach
Pressekonferenz 2007 nach einem Zweiligapunktspiel in Hüttenberg v.l.: Detlef Henkel, Co-Trainer ThSV Eisenach, Jan Gorr, Trainer TV Hüttenberg, Thomas Volk, Pressesprecher TV Hüttenberg, Hans-Joachim Ursinus, Trainer ThSV Eisenach
Motor Eisenach Oldies Mitte der 90er Jahre Hintere Reihe (v.l.): Gerrit Klein, Werner Hering (Mannschaftsleiter Motor Eisenach), Steffen Wohlrab, Lutz Westram, Bernhard Abel (beim Datum der Aufnahme Geschäftsführer des ThSV), Hans-Peter Zöllner (inzwischen verstorben), Lutz Sinke, Rainer Lehmann, Peter Witzsche, Gunter Funk, Gerhard Wagner, Hans-Joachim Ursinus (Trainer) Vordere Reihe (v.l.): Roland Kaschel, Edmund Nositschka, Jürgen „Bongo“ Beck, Stefan Scheidt, Ralf Jöck, Viktor Eiser, Jochen Mascher (inzwischen verstorben), Rainer Osmann (Kapitän und Co-Trainer)
Achim Ursinus (li.) mit Ex-Nationalspieler Stephan Hauck