"Wir haben wieder ein Stück Geschichte geschrieben"
Unser Team trotzte Favorit SG Flensburg-Handewitt in dessen „Hölle Nord“ ein 39:39-Remis ab/ „Capitano“ Peter Walz versenkte Abpraller zum Punktgewinn/ Marko Grgic markierte 12 Treffer
Damit hatte wohl keiner gerechnet! Vom Trip in den hohen Norden, zum Topteam der SG Flensburg- Handewitt, brachte der ThSV Eisenach mit einem 39:39 (Halbzeit 21:18 für die Nordlichter) einen Zähler mit. Marko Grgic traf erneut zweistellig, versenkte 12 Bälle, darunter fünf Siebenmeter. Der immer wieder in die Tiefe durchstartende Simone Mengon wurde mit 5 Treffern notiert, konnte mehrfach nur auf Kosten von Strafwürfen gestoppt werden. Die erfolgreichen Werfer der SG Flensburg-Handewitt waren Lasse Möller (9/1) und Mads Mensah (7).
„Wir haben konsequent an unserem Plan festgehalten, die Schwachstellen der Gastgeber genutzt. Wir haben viel über die Breite gespielt. Unser Mix hat es letztendlich gemacht. Flensburg war nicht in der Lage, uns zu stoppen. Im gesamten Spielverlauf haben wir nicht zurückgesteckt und völlig verdient einen Zähler mitgenommen“, bilanzierte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann.
„Ein für die Zuschauer unterhaltsames Spiel mit 78 Treffern“, befand Eisenachs Rückraumspieler Fynn Hangstein. Die Wartburgstädter ließen sich durch 5-Tore-Rückstände im zweiten Abschnitt nicht entmutigen. „Wir haben an uns geglaubt und uns belohnt“, strahlte Fynn Hangstein. „Unser Keeper Matija Spikic parierte wichtige Bälle, eröffnete uns mit seiner letzten Parade die Möglichkeit zum Ausgleichstreffer“, betonte Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer. Beim Stand von 39:38 parierte Eisenachs Schlussmann Matija Spikic den Wurf von Lasse Möller. So kamen die Eisenacher beim Stand von 39:38 noch einmal in Ballbesitz. Da waren noch 40 Sekunden zu spielen. Die Thüringer bewiesen einmal mehr ihre Qualitäten im Finish. Den Wurf von Marko Grgic parierte Kevin Möller, doch den Nachwurf versenkte Eisenachs Kapitän Peter Walz praktisch mit der Sirene zum 39:39-Endstand. „Dass der Abpraller bei uns landete, dieses Glück haben wir uns erarbeitet“, betonte Fynn Hangstein.
„Es hat Spaß gemacht, in dieser Arena vor solch stimmungsvoller Kulisse zu spielen. Wir haben wieder ein Stück Geschicke geschrieben. Bisher konnte der ThSV Eisenach kein einziges Mal in Flensburg punkten. Wir haben einen Stein für die Ewigkeit gelegt“, sprudelte es aus Philipp Meyer heraus. „Jeder hat versucht, seinen Job zu machen. Das gelang nicht immer. In der ersten Halbzeit kassierten wir zu viele einfache Gegentore, wir waren nicht schnell genug beim Umschalten“, ging Philipp Meyer in die Analyse. „So ab der 45. Minute bekamen wir das Tempospiel der Gastgeber besser in den Griff“, ergänzte Fynn Hangstein. „Wir kassierten die eine oder andere Zeitstrafe zu viel“, merkte Philipp Meyer selbstkritisch an.
Die „Hölle Nord“ hatte bei der 29:24-Führung ihres Teams das Gefühl eines sicheren Sieges. Allerdings konnte auch der Gast immer wieder erfolgreiche Angriffe aufziehen. Zehn Minuten vor dem Ende lautete der Spielstand nur noch 35:32. „Steht auf, wenn ihr Flensburg seid!“, donnerte es durch das Runde. Doch die extrem offensive und mehrfach variierende ThSV-Deckung fordert den Angriff enorm. Der haushohe Favorit musste sich beim Abpfiff mit einer Punkteteilung zufriedengeben. Ein Bus der fröhlichen Leute startete aus Schleswig-Holstein ins Thüringische.
Marko Grgic mit seinem 200. Saisontreffer
Der muntere Trefferreigen startete mit dem 200. Saisontreffer von Marko Grgic zum 0:1. Er netzte wenig später zum 0:2 ein, Ivan Snajder legte zum 0:3 nach (3.). Ein Raunen ging durch das weite Rund, zog Marko Grgic scharf und platziert ab, wie beim 5:7. Der aufgerückte Philipp Meyer versenkte zum 5:8 (8.). „Wir dürfen im Vorwärtsgang keine Fehler machen“, hatte ThSV-Keeper Silvio Heinevetter unmittelbar vor dem Anpfiff erklärt. Die „Nordlichter“ bestraften jeden Fehler ihrer Gäste. Johannes Golla schloss zwei Tempogegenstöße zum 10:9 ab (13.). Die Eisenacher setzten von Beginn auf 4 Rückraumspieler. Das ging voll auf. Filip Vistorop glich zum 10:10 und 11:11 aus (15.). Simone Menon tankte sich zum 12:13 durch. Geradezu artistisch versenkte Johannes Golla im Fallen zum 13:13 (20.). Der den direkten Weg zum Tor suchende Malte Donker schloss zum 14:15 ab (23.). Treffer fielen weiter wie reife Früchte. Die Eisenacher hielten im Angriff an ihrem Plan fest. Nur in den Schlussminuten der ersten Halbzeit klappte es nicht. Dem 18:18 durch Malte Donker ließen die Hausherren die Treffer zum 21:18-Pausenstrand folgen. Marko Grgic hatte Pech bei einem Doppelholztreffer (30.).
ThSV Eisenach lässt sich vom 5-Tore-Plus des Favoriten nicht vom Plan abbringen
Peu à peu schien der Favorit die Spielkontrolle zu übernehmen, traf vom 22:21 (33.) zum 26:22 (36.) und 29:24 (38.). Auf mehr ließen die Eisenacher die Hausherren nicht enteilen. Fynn Hangstein war während einer Zeitstrafe von Marko Grgic am Strich gefordert, versenkte humorlos (39.). Das Offensivspektakel auf beiden Seiten ging weiter. Der ThSV Eisenach schloss vermehrt über die Außenpositionen, über Moritz Ende und Ivan Snajder ab. Nach dem 35:30 (49.) forderten die Männer aus der Werner-Aßmann-Halle die Gastgeber weiter unaufhörlich. Der Vorsprung der Flensburger schmolz. Fynn Hangstein verkürzte bis auf zwei Treffer (38:36, 57.). Marko Grgic, der nicht nur mit eigenen Treffern brillierte, sondern auch mit exzellentem Zuspielen an seine Nebenleute, bediente Malte Donker, der zum Anschlusstreffer verwandelte (39:37, 58.). Lars Möller lochte zum 39:37 ein (59.). Die Flensburger glaubten, den Sieg über die Ziellinie zu bringen. Doch die bis zur letzten Sekunde selbstbewussten Wartburgstädter durchkreuzen dieses Ansinnen, sorgten für eine faustdicke Überraschung!
SG Flensburg-Handewitt – ThSV Eisenach 39:39 (21:18)
SG Flensburg-Handewitt: K. Møller (8 Paraden), Haidu (bei zwei 7m) – Golla (5), Kirkeløkke (4), Holst Jensen, Mensah (7), Jørgensen (4), Hansen (5), Horgen (1), Pedersen (4), L. Møller (9/1)
ThSV Eisenach: Spikic (11 Paraden), Heinevetter – Vistorop (5), Reichmuth, Capric, Hangstein (2/1), Attenhofer, Walz (2), Mengon (5), Grgic (12/5), Ende (4), Meyer (1), Donker (4), Kurch, Snajder (4), Saul
Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic (Berlin);
Zeitstrafen: 4:12 Minuten (Kirkeløkke 2, L. Møller 2 –Walz 2, Ende 2, Grgic 2, Reichmuth 2, Meyer 2, Snajder 2);
Siebenmeter: 2/1:6/6 (L. Møller trifft Latte);
Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:3 (3.), 2:3 (4.), 3:5 (6.), 5:6 (7.), 5:8 (8.), 6:9 (10.), 10:9 (13.), 11:11 (15.), 12:13 (18.), 14:14 (22.), 16:15 (24.), 16:17 (27.), 18:18 (28.) – 22:19 (32.), 22:21 (33.), 23:22 (34.), 26:22 (36.), 27:24 (37.), 29:24 (38.), 30:26 (40.), 32:27 (42.), 33:29 (45.), 35:30 (48.), 35:32 (50.), 37:33 (54.), 37:35 (55.), 38:37 (58.), 39:38 (59.), 39:9 (60.)
Th. Levknecht