Ein „Schneckenrennen“ wie im Vorjahr wird es nicht geben

Nachgefragt bei Frank Carstens, dem Coach der HSG Wetzlar, vor dem thüringisch-hessischen Nachbarschaftsvergleich am Freitagabend in Eisenach 

Frank Carstens, der Coach der HSG Wetzlar

Nach der kurzen Punktspielpause treffen am Freitag, 10.11.2023 um 19.00 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle der ThSV Eisenach und die HSG Wetzlar aufeinander. Es ist die 32. Auflage dieses Aufeinandertreffens seit 1992 in einem Pflichtspiel. 

Wir sprachen mit Frank Carstens, dem Trainer der Mittelhessen: 

Es hieß im Sommer, die Spieler der HSG Wetzlar hätten in der letzten Saison den Glauben und den Spaß am Handball regelrecht verloren. Wie sieht es jetzt damit aus?

Der Spaß ist zurück. Im letzten Jahr konnten die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, das war für alle frustrierend. Jetzt kommen alle mit Freude zum Training in die Halle. Aber auch mir macht die gemeinsame Arbeit mit dem Team Spaß. Nun ja, im knallharten Bundesligaspiel minimiert sich der Spaß. 

Von Ihnen wird erwartet, die Mannschaft schnell aus der Abstiegszone zu führen. Nach 11 absolvierten Spieltagen bedeuten 7 Pluspunkte einen Platz im Tabellenkeller…

Mit einem Sieg mehr ständen wir auf Platz 10. Es geht unfassbar eng zu. Ein „Schneckenrennen“ wie im Vorjahr wird sich kaum wiederholen. Die Aufgabe in dieser Saison ist sehr anspruchsvoll. Wichtig für uns: die Leistung des Teams zu stabilisieren. Ergebnisse folgen der Leistung. 

Siegen in Hannover (33:30) und in Balingen (30:27) folgten Heimniederlagen gegen den BHC (28:32) und Erlangen (26:31). Da fehlt doch die Konstanz?

Keine Konstanz in den Ergebnissen, leistungsmäßig ja. Die HSG Wetzlar hat einen Heimkomplex. Im Vorjahr extrem. In heimischer Halle wirkt die Mannschaft verkrampft, auswärts tritt sie besser auf. Ich hoffe, das Heimspiel gegen den TVB Stuttgart war die Wende. Mit dem Punkt beim 31:31 bin ich sehr zufrieden. Wir haben es im Laufe des Spieles geschafft, uns freizumachen, eine gute Verbindung zwischen Halle und Mannschaft zu schaffen. 

„In der Defensive werden wir Veränderungen vornehmen. Wir werden etwas offensiver verteidigen, mehr auf Ballgewinne aus sein, um das Tempospiel zu verbessern“, mit diesen Worten wurden Sie vor der Saison zitiert? 

So ist es. Wir sind noch nicht so weit, wie ich mir das wünsche. Es geht um die Art des Verteidigens. Ballgewinne, aber in der Mitte kompakt stehen. Das Tempospiel soll nicht nur aus der 1. Welle bestehen, da gehört auch die schnelle Mitte dazu. 

Im unteren Tabellenfeld, Sie sprachen es gerade an, geht es ganz eng zu. Der auf Tabellenplatz 10 rangierende BHC hat gerade einmal einen Zähler mehr als Ihr Team und der ThSV Eisenach. Richten Sie sich auf einen langen Abstiegskampf ein?

So sieht es aus. Es werden wohl mehr Punkte als üblich benötigt, um drin zu bleiben. Nach 11 absolvierten Spieltagen gleicht es noch einem Blick in die Glaskugel, doch 17 Punkte wie im Vorjahr werden nicht reichen. Viele Teams liegen eng beieinander, die Leistungen sind vergleichbar. 

Wie ist die Rangfolge im Tor? Till Klimpke klopfte vor gar nicht allzu langer Zeit an das Tor der Nationalmannschaft, spielt da derzeit aber keine Rolle.

Till ist unsere Nummer 1. Mit Anadin Suljakovic haben wir eine sehr gute Nummer 2. Aus der zweiten Position kommend, hat er uns bei den Siegen in Hannover und Balingen sehr geholfen. 

Kommen wir zum Freitagabend, einem gewichtigen Kellerderby. Wie gehen Sie die Partie an?

Beide Mannschaften stecken im Kampf um den Klassenerhalt. Direkte Duelle haben eine enorme Bedeutung bei der Punktevergabe, doch ich sehe die Bedeutung etwas zurückgestellt, da die Mannschaften aus der unteren Hälfte gegen Teams aus der oberen Hälfte auch fleißig punkten. Wir werden in Eisenach wie zu allen Auswärtsspielen mutig auftreten. Beim Wartburg-Cup im Sommer haben wir ja schon einen Vorgeschmack bekommen. Schon damals war es sehr umkämpft. Ich brauche keinem meiner Spieler erzählen, was ihn am Freitag erwartet. Wir werden uns natürlich taktisch auf die 5:1 und die variable Deckungsformation der Eisenacher vorbereiten, uns Lösungen überlegen und diese hoffentlich auch umsetzen. Ich sehe Eisenachs Stärke im Angriff, das Auseinanderziehen, um dann die starken 1 gegen 1 Spieler in Szene zu setzen. 

Wie sieht es personell aus?

Alle Nationalspieler sind gesund zurück. Der zuletzt an einer Verletzung laborierende Vladimir Vranjes dürfte auch am Freitag dabei sein. 

Th. Levknecht

Teamfoto HSG Wetzlar Hintere Reihe v.l.: Jasmin Camdzic (Sportlicher Leiter), Filip Mirkulovski (Co-Trainer), Rasmus Meyer Ejlersen, Erik Schmidt, Lenny Rubin, Hendrik Wagner, Vladimir Vranjes, Thomas Stubner (Physiotherapeut), Marco Kettrukat (Mannschaftsarzt) Mittlere Reihe v.l.: Frank Carstens (Trainer), Stefan Rühl (Mannschaftsbetreuer), Magnus Fredriksen, Lukas Becher, Ole Klimpke, Stefan Cavor, Filip Kuzmanovski, Emil Mellegard, Noah Buntrock (Athletiktrainer), Oliver Oesterreicher (Physiotherapeut) Vordere Reihe v.l.: Matthias Ott (Athletiktrainer), Julian Fuchs, Leonard Grazioli, Till Klimpke, Anadin Suljakovic, Domen Novak, Michael Ritzel (Physiotherapeut)