Niclas Heitkamp ist in Eisenach angekommen  

„Jeder im Team hilft dem anderen, konkurriert aber auch.“

„Ich denke, der Wechsel nach Eisenach ist genau der richtige Schritt für mich, weil ich mich dort persönlich und handballerisch optimal weiterentwickeln kann. Es ist natürlich ein großer Schritt, denn ich habe mein ganzes Leben in Leipzig verbracht und werde nun zum ersten Mal mein Umfeld und meine Familie verlassen und komplett auf mich allein gestellt sein. Ich freue mich dennoch riesig auf diese neue Herausforderung“, wurde Niclas Heitkamp in der Pressemitteilung des SC DHfK Leipzig im Sommer zu dessen Wechsel in die Wartburgstadt zitiert. „Ich bin angekommen, wurde bestens aufgenommen, fühle mich wohl, verspüre kaum Heimweh“, sagt der U 21-Weltmeister heute. „An freien Wochenenden fahre ich natürlich nach Hause. Meine Familie, meine Freundin kommen mich oft in Eisenach besuchen“, fügt der in Leipzig geborene 20-jährige Rückraumspieler hinzu. 

Wir sprachen mit Niclas Heitkamp, der im Alter von 7 Jahren mit dem Handball beim SC DHfK Leipzig begann (1. Übungsleiter war Daniel Andrä), am Sportgymnasium Leipzig sein Abitur ablegte, demnächst ein Fernstudium Sportmanagement aufnimmt, vor dem Heimspiel am Montag, 09.10.2023 um 19.00 Uhr gegen die Rhein-Neckar Löwen. (Einige Tickets sind noch online unter www.thsv-eisenach.de erhältlich.)

Was fasziniert Sie am Handball? 

Die Vielfältigkeit des Mannschaftssports. Als Spieler gilt es, sich in der Abwehr und im Angriff auf neue Situationen einzustellen. Beim Handball werden schnell Freundschaften geknüpft, Emotionen spielen eine große Rolle. Emotionen sind in Eisenach unfassbar groß. 

Welche Position im Rückraum besetzen Sie am liebsten? 

Auf der ich am besten meinen Teil beisteuern, der Mannschaft helfen kann. 

Haben Sie ein Vorbild?

Im Fernsehen habe ich zu den ganz Großen, wie Nikola Karabatić und Filip Jícha, hingeschaut. Jetzt beobachte ich Weltmeister Mathias Gidsel; ihm bin ich kürzlich in unserem Spiel bei den Füchsen Berlin direkt auf dem Parkett begegnet. 

Wie war Ihr Weg in den deutschen Nachwuchs-Auswahlmannschaften?

Ab der U 16 war ich immer dabei.

Bei der U 19-EM vor zwei Jahren zogen Sie sich eine schwere Verletzung zu, Kreuzbandriss im Knie, Außenmeniskus, Knorpelschaden und Innenriss. In der Reha haben Sie sich zurückgekämpft…

Das war eine extrem schwere Zeit mit extremen Schmerzen. Es gab Probleme mit dem Knie. Eine zweite Operation brachte den gewünschten Erfolg. Während dieser Zeit bin ich mental gewachsen, habe ein besseres Gefühl für meinen Körper bekommen. 

Die erfolgreiche U 21-WM in Deutschland liegt ja noch nicht lange zurück…?

Faszinierend, wie sich die Atmosphäre aufgebaut hat, die Euphorie in Hannover, Magdeburg und Berlin mit jedem Erfolg gestiegen ist. Das Mannschaftsgefüge war top. Alles Super-Typen. Wir haben uns sehr gut verstanden. 

Belastet es, jetzt immer als U 21-Weltmeister angekündigt zu werden?

Nein. Es ist ein Erfolg, eine Auszeichnung, die wir uns als Team erarbeitet haben. Ich werde mich nicht darauf ausruhen. Es war ein erster kleiner Schritt. Ich bin kein Bundesliga-Profi mit Erfahrung. Da gilt es, zu differenzieren.

Führt der Weg von Niclas Heitkamp nun in die Männer-Nationalmannschaft? Vielfach wird gefordert, die U 21-Weltmeister mehr zu integrieren. Etablierte Nationalspieler sprechen davon, die Leistung über einen längeren Zeitpunkt müsse über die Nominierung entscheiden. Wie sehen Sie das?

Bei der Nationalmannschaft sollten die Besten spielen. Das Leistungsprinzip ist entscheidend. Nicht das Alter. Eine Nominierung für die Nationalmannschaft sollte man sich über sehr gute Leistungen während einer gesamten Saison in der Bundesliga erarbeiten. 

Im Sommer der Wechsel vom SC DHfK Leipzig zum ThSV Eisenach?

Maik Nowak, den Sportlichen Leiter des ThSV Eisenach, kenne ich als meinen Lehrer am Sportgymnasium. Die Gespräche mit Misha Kaufmann und den Verantwortlichen in Eisenach verliefen sehr gut. Leidenschaft und Zusammenhalt in Eisenach beeindruckten mich. Die Persönlichkeitsentwicklung in Eisenach ist für mich als jungen Spieler sehr wichtig. Ich bin in Eisenach angekommen, fühle mich hier wohl. 

Von der Großstadt Leipzig in die beschauliche Kleinstadt Eisenach, wie kommen Sie damit zurecht? 

Na klar, Eisenach ist deutlich kleiner. Es ist eine schöne und geschichtsträchtige Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, einer schönen kleinen Innenstadt mit vielen Cafés.  

Als welchen Typ bezeichnen Sie sich? Sie seien sehr ehrgeizig, war zu lesen? Sind Sie ein Mann der lauten oder leisen Töne?

Ich bezeichne mich als zielstrebig. Laut oder leise? Das kommt auf die Situation an. 

Spielen Sie lieber in einer offensiven oder in einer defensiven Deckung?

Beides gern. In Eisenach liegt der Schwerpunkt auf einer offensiven Deckung, da gibt es für mich viel Neues zu lernen. 

Ist der Klassenerhalt ein realistisches Ziel? 

Wir wollen mit dem Pfund unseres Alleinstellungsmerkmal, unserer Abwehr, wuchern. Wir wissen, mit unserer Halle im Rücken, müssen wir punkten. Unsere Mannschaft, zu der die Spieler, Trainer, Staff, Betreuer zählen, ist was Besonderes. Jeder im Team hilft dem anderen, konkurriert aber auch. 

Mit den Rhein-Neckar Löwen kommt nun ein Top-Team in die Werner-Aßmann-Halle?

Der Pokalsieger der Vorsaison schaut auch in der Liga in Richtung internationaler Plätze. Die Löwen haben überragende Spieler in ihren Reihen. Doch wir brauchen uns, mit unseren Fans im Rücken, nicht verstecken. Auch wenn wir unsere beste Leistung abrufen, sind wir nicht der Favorit, doch man sollte uns auch gegen die Rhein-Neckar Löwen nicht von vornherein abschreiben. Der Sieg am Mittwoch im DHB-Pokal beim TVB Stuttgart tut uns allen richtig gut. 

Ihr Lieblingsessen?

Nudeln mit Garnelen. 

Welche Musik hören Sie gern?

Eigentlich keine spezielle, oft Hip-Hop.  

Welche Freizeitinteressen haben Sie?

Ich schaue mir gern Handballspiele an. Ich habe mir gerade das Lesen angeeignet. Mindset-Bücher. Diese behandeln u.a. wie man im Leistungssport mit Druck umgeht, sich auf bestimmte Dinge vorbereitet, wie man optimale Leistungen abruft. Ich lese diese Bücher als Print-Ausgaben! 

Th. Levknecht