ThSV Eisenach zähmt die Löwen 

Wartburgstädter bejubeln mit 3.150 Fans 29:26 (13:13) -Sieg über die favorisierten Rhein-Neckar Löwen 

Peter Walz und unser Team jubeln völlig losgelöst - Foto: Ch. Heilwagen

Die nahezu 40-jährige Werner-Aßmann-Halle schien zu bersten, 3.150 Zuschauer trugen ihr Team regelrecht zu einer Sternstunde des Eisenacher Handballs. Nicht die Stars aus Mannheim, nicht Juri Knorr, Jannik Kohlbacher, Patrick Groetzki und das internationale Starensemble an ihrer Seite, sondern Peter Walz, Alexander Saul, Philipp Meyer, Manuel Zehnder und ihre Mannschaftskameraden des ThSV Eisenach jubelten völlig losgelöst. Der Aufsteiger von der Wartburg bezwang den amtierenden DHB-Pokalsieger, die Rhein-Neckar Löwen, mit 29:26 (13:13). "Überragend, unsere Abwehrleistung. Wir haben unseren Plan konsequent umgesetzt, jeder seinen Teil dazu beigetragen", sprudelte es aus Misha Kaufmann heraus. „Dieser Sieg und die 7 Punkte auf unserem Konto sind kein Grund, übermütig zu werden“, warb der Eisenachs Trainer Sekunden später eindringlich für Bodenhaftung. Die blau-weiße Fangemeinde feierte auch an einem Montagabend ausgelassen. Siege gegen die Rhein-Neckar Löwen sind wahrlich eine Seltenheit. Kurz nach dem Abpfiff kamen Glückwünsche zum Sieg aus Mannheim. Vom ehemaligen ThSV-Präsidenten Helmut von Moltke. 

„Diese Halle ist unsere Trumpfkarte. Ein Riesenkompliment an unsere Fans, unglaublich, was sie uns für Energie verleihen“, strahlte Misha Kaufmann. „Ein Riesendank an unsere Fans, aber auch an unsere ehrenamtlichen Helfer, die an einem Montag zur Stelle waren“, betonte ThSV-Geschäftsführer Rene Witte.Die hochdotierten Gäste waren beeindruckt von der stimmgewaltigen Kulisse – und vom handballerischen Können des Aufsteigers. „Ein tolles Gefühl, so ein Sieg über ein Top-Team. Gegen unsere Abwehr hat es jede Mannschaft schwer. Sie hat uns auch heute stark gemacht“, erklärte Eisenachs Spielgestalter Manuel Zehnder. 

Rhein-Neckar Löwen nicht ins Tempospiel kommen lassen 

„Wir haben das Tempospiel der Rhein-Neckar Löwen, deren eigentliche große Stärke, kontrolliert. Hinter einer megastarken Abwehr wussten wir zwei Super-Torhüter“, konstatierte ThSV-Kapitän Peter Walz. Das Lob galt den Keepern Matija Spikic und Mateusz Kornecki, die zusammen 13 Bälle parierten, und das Duell mit ihren Gegenübern Joel Birlehm und David Späth (zusammen 7 abgewehrte Bälle) für sich entschieden. Matija Spikic wurde mit einer Fangquote von 36,84 Prozent notiert.

„Die spielen eine ekelhafte Abwehr“, hatte Löwen-Linksaußen Lion Zacharias im Vorfeld in Richtung des Aufsteigers als Kompliment erklärt. Das offensive Abwehrkonzept der Eisenacher hatten die Löwen genau analysiert. In der Theorie. In der Praxis fanden sie kaum Mittel. „Eisenach hat extrem diszipliniertangegriffen“, befand Löwen-Coach Sebastian Hinze. „Wir erlaubten den Rhein-Neckar Löwen kaum Gegenstöße, kaum einfache Tore“, betonte Eisenachs Linksaußen Ivan Snajder. Sein Team hatte nur eine kurze Schwächephase, vom 10:9 (23.) zum 10:12 (28.). „Da hätten wir die Partie auf unsere Seite ziehen können“, so Löwen-Trainer Sebastian Hinze. Die Eisenacher ließen das aber nicht zu. Beim Gang zu den Pausengetränken stand es 13:13. Manuel Zehnder und Alexander Saul hatten ausgeglichen. 

Gelungenes Comeback von Marko Grgic

Die Ein- und Auswechslungen von Misha Kaufmann erwiesen sich als Volltreffer. Nach etlichen Wochen krankheitsbedingten Fehlens feierte Marco Grgic im zweiten Abschnitt eine umjubelte Rückkehr auf das Parkett. Der 20-jährige Rückraumspieler stibitze zwei Bälle, markierte drei Treffer, traf aus der eigenen Hälfte in den verwaisten Gästekasten zum 22:20 (48.). „Ich war gleich voll da. Ein gelungenes Comeback“, freute sich der Schwarzschopf. Nach jenem 22:20 folgten drei vergebliche Anläufe in Richtung 23:20. Es gab Siebenmeter für die Gäste. Doch ThSV-Keeper Matija Spikic kaufte Olle Forsell Schefvert das Leder ab (52.). Kurz darauf powerte sich ThSV-Kapitän Peter Walz am Kreis zum 23:20 durch (53.). Der 19-jährige Niclas Kirkelokke ließ mit seinen Treffern über die rechte die Gäste hoffen (23:22, 54.). Juri Knorr hatte den Ausgleichstreffer auf der Hand, doch Mateusz Kornecki im Eisenacher Kasten parierte gegen den frei vor ihm auftauchenden Shootingstar (54.). 

Alexander Saul mit big points

Inzwischen hatte Misha Kaufmann seinen Linkshänder Alexander Saul wieder in den rechten Rückraum auf das Parkett geschickt. Volltreffer! Der am Freitag der Vorwoche seinen 28. Geburtstag feiernde Alexander Saul fand sich mit Ivan Snajder zum Kempa (24:22, 55.), zog aus der Bewegung zum 25:22 und 26:23 (jeweils 57.) ab. „Er ist unser erfahrenster Spieler, unverzichtbar, trifft gute Entscheidungen“, lobte Misha Kaufmann seinen rechten Rückraumspieler. Die faustdicke Überraschung war nun greifbar. „Wir brachten Konter nicht unter, uns unterliefen in der Crunchtime einfache Ballverluste“, analysierte Sebastian Hinze. Eisenachs Italiener Simone Mengon zog beherzt zum 27:24 ab (58.). „Simon Mengon ist völlig neu in der Liga, spielt aber sehr effizient“, vermerkteMisha Kaufmann. Mit einer ganz offensiven Abwehr wollte Löwen-Trainer Sebastian Hinze die drohende Niederlage abwenden. Doch Juri Knorr handelte sich eine Zeitstrafe ein. Willy Weyhrauch scheiterte zunächst am in der 36. Minute für Joel Birlehm ins Löwen-Gehäuse gekommenen David Späth, doch wenige Augenblicke später zappelte ein Ball des Eisenacher Rechtsaußen zum 28:24 im Netz. Da waren noch 65 Sekunden zu spielen. Die faustdicke Überraschung war perfekt! Die Werner-Aßmann-Halle glich einem Tollhaus! Thüringens Nationalhymne, das Rennsteiglied, wurde inbrünstig intoniert. 

 

Statistik

ThSV Eisenach: Spikic (1.-28. und bei einem Siebenmeter/ 12 Gegentore, 7 Paraden), Kornecki (ab 28./ 14 Gegentore/ 6 Paraden); Reichmuth, Zehnder (7), Walz (2), Mengon (5), Grgic (3), Ende, Heitkamp, Meyer, Donker, Kraus, Kurch (1), Snajder (3/1), Weyhrauch (1), Saul (7)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (n.e.), Späth (bei 1 Siebenmeter und ab 36./ 4 Paraden/ 14 Gegentore), Birlehm (1.-36./ 4 Paraden/ 15 Gegentore); Kirkelokke (6), Jacobsen (n.e.), Knorr (1), Oskarsson (n.e.), More (4), Holst Jensen (n.e.), Davidsson (4), Groetzki (2), Forsell Schefvert (1/1), Gislason, Lindenchrone Andersen (4), Zacharias, Kohlbacher (4)

Siebenmeter:

ThSV Eisenach: 3/4 (Zehnder verwandelt 2 x gegen Birlehm, Snajder verwandelt 1 x gegen Späth, Zehnder scheitert beim Stand von 10:11 an Späth, 27.)

Rhein-Neckar Löwen: 1/3 (Forsell Scheffert verwandelt 1 x gegen Kornecki, wirft beim Stand von 7:5 gegen Spikic über das Tor, 12., scheitert beim Stand von 22:20 an Spikic, 53.)

Zeitstrafen

ThSV Eisenach: 6 x 2 Min. (Meyer 2 x 2 Min., Zehnder, Donker, Saul je 2 Min.)

 Rhein-Neckar Löwen: 3 x 2 Min. (Forsell Scheffert 2 x 2 Min., Knorr 2 Min.)

Schiedsrichter: Grobe/ Kinzel

Zuschauer: 3.150 (ausverkauft)

Beste Spieler

ThSV Eisenach: Saul, Meyer, Spikic, Kornecki

Rhein-Neckar Löwen: Kirkeokke, Kohlbacher

 

Th. Levknecht

 

Simone Mengon wird immer mehr ein wichtiger Faktor in unserem Rückraum - Foto: Ch. Heilwagen
Keeper Matija Spikic wurde mit einer Fangquote von über 38 Prozent notiert. Hier bejubelt er einen abgewehrten Ball - sportfotoseisenach
Alexander Saul markierte die big points - Foto: Ch. Heilwagen
Schluß: 29:26. Da staunt Handball-Ikone Stefan Kretzschmar (li.), an diesem Tag als DYN-Experte in der Werner-Aßmann-Halle - sportfotoseisenach