„Zu pomadig, das passt nicht zu uns!“

Eisenach Coach Misha Kaufmann sauer auf sein beim VfL Gummersbach eine deutliche 31:37 (13:18) -Niederlage einsteckende Team/ Im Heimspiel am Freitag gegen Hamburg soll wieder das „richtige Gesicht“ gezeigt werden 

Eisenachs Manuel Zehnder wird in der schwalbe-Arena gestoppt

Nein, das war nicht der ThSV Eisenach, der in heimischer Halle das Spitzenteam der Rhein-Neckar Löwen mit 29:26 in die Knie gezwungen hat. Was an diesem Tag den Aufsteiger auszeichnete, wie Passgenauigkeit, Bereitschaft und unbedingter Wille, das fehlte am Freitagabend in der Schwalbe-Arena Gummersbach. Der gastgebende VfL Gummersbach feierte im Aufeinandertreffen von zwei Traditionsvereinen einen klaren 37:31 (18:13) -Erfolg. Er hatte in Kreisspieler Ellidi Vidarsson (12 Treffer bei 13 Versuchen) den überragenden Spieler in der mit 4.132 Zuschauern ausverkauften Spielstätte am Heiner-Brand-Platz. Heiner-Brand selbst verfolgte die Partie auf der Zuschauertribüne. Ivan Snajder (7 Treffer aus 7 Versuchen) und Alexander Saul (7 Tore aus 11 Würfen) waren die besten Werfer des ThSV Eisenach. Das Torwartduell ging nahezu Remis aus. Für das Gummersbacher Duo Rebmann/Ivanisevic wurden 6, für das Eisenacher Duo Spikic/Plaue 5 abgewehrte Bälle notiert. Mateusz Kornecki aus dem Eisenacher Keeper-Team musste wegen Leistenbeschwerden vor dem Anpfiff passen. 

ThSV-Kapitän Walz: Im Angriff unterliefen uns zu viele technische Fehler

„Der Medienrummel“ nach dem Coup über die Rhein-Neckar Löwen hatte den Eisenacher Spielern wohl etwas den Blick verklärt. Vom „schlechtesten Spiel der Saison“, sprach Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. „Meine Mannschaft schien sich zu sicher zu fühlen, wirkte nicht heiß genug. Sie ist nicht mit der nötigen Einstellung an die Aufgabe gegangen. Seit langem das erste Mal. Das ärgert mich kolossal. So pomadig, das passt nicht zu uns“, erklärte Trainer Misha Kaufmann einen Tag später. „Wenn wir Auswärtsspiele nur mit 80 Prozent der Energie von Heimspielen bestreiten, ist von Reisen nichts mitzubringen“, ergänzte der Schweizer in Diensten der Thüringer. „Wir nahmen die Partie wohl auf die leichte Schulter. Ohne 100-prozentige Einstellung ist in dieser ausgeglichenen Liga, auswärts sowieso, nichts zu holen. Im Angriff unterliefen uns viel zu viele technische Fehler. Unsere Abwehr war zu löchrig“, gestand ThSV-Kapitän Peter Walz. Sein Team kassierte 21 Gegentreffer, über die erste und zweite Welle sowie 4 Treffer ins leere Tor. Die Zahl der technischen Fehler (13) glich Einladungen für die Gummersbacher. Mit hohem Tempo überrannten die Oberbergischen die Gäste aus Thüringen. „Wir werden das am Montag intensiv auswerten. Unsere junge Mannschaft wird auch daraus lernen“, so Misha Kaufmann. Bei aller Kritik, allem Gram über die Partie im Regierungsbezirk Köln, der ThSV Eisenach hat als Aufsteiger 7 Pluszähler aufzuweisen (und damit gerade mal einen weniger wie der THW Kiel), ist in heimischer Halle unbezwungen, empfängt am Freitag, 20.10.2023 den HSV Hamburg. „Diese Partie tritt schnell in unseren Focus. Unsere Mannschaft wird dann ein anderes, ihr richtiges Gesicht zeigen“, erklärt ThSV-Geschäftsführer Rene Witte. 

Eisenacher Fehlerfestival nach dem 5:5-Zwischenstand

Nach dem 5:5-Zwischenstand (13.), Justin Kurch hatte ein Zuspiel von Marko Grgic eingenetzt, begann das Eisenacher Fehlerfestival. Per Gegenstoß netzte Lukas Böhme zum 9:5 ein (15.). Das veranlasste Misha Kaufmann zu einer Auszeit. Personelle und taktische Wechsel verfehlten ihre Wirkung. Auch das 7 gegen 6 half nicht. Ellidi Vidarsson zirkelte das Leder für die Gastgeber zum 13:9 ins Eisenacher Gehäuse (22.). Gefahr drohte dem Gummersbacher Kasten, wenn Alexander Saul aus der Bewegung abzog. Sehenswert der Kempa zwischen Alexander Saul und Manuel Zehnder (28.) zum 13. Eisenacher Treffer. Dem 16:13 ließen die Hausherren noch zwei Tore zum 18:13-Pausenstand folgen. Manuel Zehnder bemängelte schon zur Pause die Zahl der technischen Fehler.

Momentum nach einer Aufholjagd nicht genutzt

Nach Wiederanpfiff erhöhte der VfL Gummersbach auf 20:13 (31.). Nach dem 21:15 (36.) starteten die Eisenacher eine Aufholjagd. „Der Rückstand schmolz bis auf zwei Treffer, doch dann wurden wir regelrecht überrollt“, bekannte Eisenachs Rückraumspieler Malte Donker. Beim 21:19 durch Simone Mengon(41.) schien das Momentum aus Eisenacher Seite. Doch ebenso plötzlich wie die Eisenacher Aufholjagd begonnen hatte, war sie vorbei. Jetzt spielte Gummersbach Hochgeschwindigkeits-Handball und jagten die Wartburgstädtervor sich her. Rene Witte ärgerte sich über „schlechtes Rückzugsverhalten“. Seine Mannen luden das junge Team des Altmeisters zum Kontern und zum 27:21 (46.) und 29:23 (49.) ein. Eisenacher Angriffsaktionen vermochten die Hausherren einige Male nur auf Kosten von Strafwürfen zu stoppen, die Ivan Snajder sicher verwandelte, wodurch auch die Gäste die 30-Tore-Marke übersprangen.  Beim 37:31 ertönte die Sirene einer beidseitig fair geführten Erstbundesligabegegnung. Das Eisenacher Team bedankte sich beim mitgereisten Anhang für dessen Unterstützung. 

 VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson lobte die hohe Wurfeffektivität

"Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. Von Anfang an waren wir wach in der Abwehr und haben kaum Zweikämpfe verloren. Die erste Halbzeit war nahezu perfekt von uns und wir hatten dort eine hohe Wurfeffektivität", freute sich VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson und betonte: "Wir hatten den Eisenacher Rückraum unter Kontrolle."

Statistik

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic; Ohl, Vidarsson (12), Kodrin (5), Vujovic (3/3), J. Köster, Blohme (4), Häseler (1), M. Köster, Schluroff (1), Tskhovrebadze (5), Pregler (5), Horzen, Kiesler (1), Zeman

ThSV Eisenach: Spikic, Plaue; Reichmuth (1), Zehnder (7/1), Walz, Mengon(2), Grgic (1), Ende, Heitkamp, Meyer, Donker, Kraus, Kurch (5), Snajder (7/4), Weyhrauch (1), Saul (7)

Zeitstrafen: VfL Gummersbach 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

Siebenmeter: VfL Gummersbach 3/4 – ThSV Eisenach 5/6

Schiedsrichter: Blümel/Loppaschweski

Zuschauer: 4.132

Th. Levknecht

Ole Pregler und Willy Weyhrauch (li.), Alexander Saul (re.) sucht eine Anspielstation
Vor dem Anpfiff in Gummersbach
Treffen beim Auswärtsspiel in Gummersbach: ThSV-Präsident Shpetim Alaj mit unserem ehemaligen Trainer Sead Hasanefendic und Ali Salihu, Vertreter und Beobachter des kosovarischen Handballverbandes in Deutschland